Weiherhaus (Nürnberg)

Weiherhaus
Statistischer Distrikt 492Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 4′ O
Höhe: 332 m ü. NHN
Einwohner: 4114 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 90455
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des statistischen Bezirks 49 Kornburg, Worzeldorf, Weiherhaus in Nürnberg

Weiherhaus (fränkisch: Waiahaus[2]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Nürnberg in Mittelfranken[3] und Teil des statistischen Bezirks 49 (Kornburg, Worzeldorf).

Lage

Weiherhaus bildet mit Herpersdorf im Osten eine geschlossene Siedlung. Vom nördlich gelegenen Pillenreuth ist diese nur durch den Eichenwaldgraben getrennt, und vom südlich gelegenen Gaulnhofen ist diese nur durch den Gaulnhofener Graben, einem linken Zufluss des Eichenwaldgrabens, getrennt. Der gesamte Siedlungskomplex liegt am Südrand des Lorenzer Reichswaldes. Im Westen verläuft der Main-Donau-Kanal. Der Marthweg verbindet Schwabach und Katzwang mit Falkenheim und der Nürnberger Gartenstadt am Südfriedhof; er führt direkt zur Anschlussstelle Nürnberg-Königshof der Südwesttangente und geht nach dieser Anschlussstelle in die Saarbrückener Straße über.[4]

Geschichte

Schloss Weiherhaus, ca. 1790
Schloss Weiherhaus

Die ältesten Aufzeichnungen zu Weiherhaus stammen aus dem Jahre 1339. Der Ort bestand ursprünglich aus zwei Weiherhäusern der Familie Fischbecken von Fischbach. Die Fischbecken beschützten die für eine umfangreiche Fischzucht angelegten Weiher. 1354 verkauften sie diesen Besitz an die Stadt Nürnberg, die auf dem Amtshaus Amtsleute und ab 1476 Pächter wohnen ließ. 1518 verkaufte der Rat der Stadt den „Hof zum Weyerhaus“ samt den alten, reichslehnbaren Weihern und den erst später angelegten stadteigenen Weihern an Hans Behaim den Jüngeren, den Sohn des Nürnberger Stadtbaumeisters Hans Beheim der Ältere.[5] Unter dessen Söhnen wurde der Sitz im Zweiten Markgrafenkrieg am 15. Mai 1552 „verprennt und verwüst“. Der wiederaufgebaute Sitz kam an die Erben, darunter die Kaufmannsfamilie Gwandschneider. Nach deren Konkurs 1609 erwarb ein Schwiegersohn, Georg Pfinzing von Henfenfeld, den Besitz, der aber 1619 ebenfalls bankrottging. Andere Mitglieder der Familie Pfinzing erwarben das Weihergut und hielten den Teichbetrieb auch während des Dreißigjährigen Krieges aufrecht. Ab 1696 wurde das heutige Herrenhaus erbaut, das im Erdgeschoss eine Wohnung für den Fischer enthielt. 1714 fiel das Gut durch Heirat an Karl Benedikt Geuder von Heroldsberg (1670–1744), Vorderster Losunger und Reichsschultheiß. Unter ihm erfolgte 1728 der Umbau des massiven Kellerhauses zu einem Sommerhaus mit einem Obergeschoss aus Fachwerk. Die Geuder verkauften 1795 den Gutskomplex um 19.200 Gulden an Karl Wilhelm von Welser, Nürnberger Stadtbaumeister. Damals umfasste er neben dem massiven Schlossgebäude auch ein Gartenhaus, Stallungen, einen Stadel und je ein Voit-, Tagelöhner- und Fischerhaus. Die Weiher waren zu diesem Zeitpunkt bereits großenteils trockengelegt und in Wiesen oder Wälder umgewandelt. Der Besitz wurde um 1812 an die Gebrüder Carl und Paul Christoph Oelhafen von Schöllenbach veräußert. Diese zerschlugen das Gut, verkauften die Gebäude einzeln an Bürgerliche und behielten nur das Herrenhaus in ihrer Hand, das aber 1830 an Sophie Maria Christina Scheurl von Defersdorf verkauft wurde, die es 1854 an Bürgerliche veräußerte. Nach mehreren Besitzerwechseln folgte 1875 Lothar von Faber, dessen Familie bis 1952 Eigentümer blieb. Das zuletzt 1986 von der Familie Matzdorf renovierte Herrenhaus besitzt noch Stuckdecken des 18. Jahrhunderts.[6][7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Weiherhaus aus einem Fischhäuslein und einem Schloss mit Gärtnerhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Kornburg aus. Die Nürnberger Patrizierfamilie von Geuder war Grundherr der Anwesen.[8][9]

Von 1797 bis 1808 unterstand Weiherhaus dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. 1806 kam der Ort an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Weiherhaus dem Steuerdistrikt Worzeldorf und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Worzeldorf zugeordnet.[10] Am 1. Juli 1972 wurde Weiherhaus im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Nürnberg eingemeindet.[11]

Baudenkmäler

In Weiherhaus gibt es drei Baudenkmäler:[12]

  • An den Weihern 3: Ehemaliger Herrensitz
  • An den Weihern 29 / 31: Ehemalige Holzschuher’sche Scheune
  • Schwedenkreuz

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1840 1861 1871 1885 1900 1925 1950 1961 1970 1987
Einwohner  *43 40 36 57 60 49 55 259 338 770  4114
Häuser[13]  *6 5 8 9 10 38 70  1170
Quelle [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [1]
* 
inklusive Königshof
 
inklusive Herpersdorf

Religion

Weiherhaus ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach Katzwang gepfarrt,[8] seit den 1970er Jahren ist die Pfarrei Worzeldorf zuständig.[24][7] Die Katholiken sind nach Corpus Christi (Weiherhaus) gepfarrt.[25]

Literatur

Commons: Weiherhaus (Nürnberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 83. Nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: wāijɒhàus.
  3. Stadt Nürnberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Juli 2025.
  4. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Juli 2025 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Geschichte der Herrenhäuser nach Robert Giersch/Andreas Schlunk/Bertold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft
  6. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 83.
  7. a b G. Voit: Weiherhaus, in: Stadtlexikon Nürnberg, S. 1164f.
  8. a b F. Eigler: Schwabach, S. 431.
  9. Johann Bernhard Fischer: Weiherhaus b. Gaulnhofen. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 312 (Digitalisat). (=J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 124). Hier wie dort werden fälschlicherweise acht Anwesen angegeben.
  10. F. Eigler: Schwabach, S. 489.
  11. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 11. Juli 2025.
  12. Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  13. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 100 (Digitalisat).
  15. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 240 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1088, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1255, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1190 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1262 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1300 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1130 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 828 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  24. Gemeindegebiet. In: osterkirche.de. Abgerufen am 11. Juli 2025.
  25. Pfarrverband Nürnberg-Am Ludwigskanal. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 11. Juli 2025.