Tama-chan

Tama-chan (タマちゃん) ist der Name einer männlichen Bartrobbe, die erstmals am 7. August 2002 in der Nähe der Maruko-Brücke am Tama-Fluss in Tokio, Japan gesichtet wurde und in Japan später zu einer nationalen Berühmtheit wurde.
Name
Tama-chan ist nach dem Fluss Tama benannt, in dem er zum ersten Mal gesichtet wurde. Tama der eigentliche Name der Robbe, und die Endung -chan ist ein japanischer Titel, der Zärtlichkeit und Niedlichkeit ausdrückt.[1]
Sichtungen
Über die erste Sichtung der Robbe wurde in den japanischen Medien ausführlich berichtet. Es wurde spekuliert, ob die normalerweise arktische Robbe im Sommer in einem Fluss in Tokio überleben könnte. Nachfolgende Sichtungen sorgten für enorme Aufmerksamkeit: Riesige Menschenmengen versammelten sich, um die Robbe zu beobachten, und Fernsehteams übertrugen Live-Aufnahmen in ganz Japan.
Tama-chan schwamm weiter anschließend in die Flüsse des nahegelegenen Zentrums von Yokohama, wo er in den folgenden Monaten regelmäßig in den Flüssen Tsurumi und Katabira zu sehen war. Tausende versammelten sich täglich auf den Brücken der Stadt, um einen Blick auf das berühmte Tier zu bekommen. Es wurden Fanartikel verkauft, Fanclubs gegründet und täglich Neuigkeiten über Tama-chan im Fernsehen ausgestrahlt. Der Anblick des Seehunds soll eine „heilende“ Wirkung auf die Menschen gehabt haben.[2]
Jūminhyō-Kontroverse
Der Bezirk Nishi in Yokohama verlieh Tama-chan sogar eine Jūminhyō (Aufenthaltsregistrierung). Anfang 2003 veranlasste dies eine Gruppe von Ausländern, die gegen die Tatsache protestierten, dass die Jūminhyō nur japanischen Staatsbürgern offen stehen (Ausländer wurden nach einem separaten System registriert), mit aufgemalten Schnurrhaaren im Gesicht eine Demonstration zu veranstalten, um eine Jūminhyō zu bekommen. Dieses System wurde später geändert und seit dem 9. Juli 2012 sind in Japan wohnhafte Ausländer im Jūminhyō registriert.[3]
Versuchte Gefangennahme
Im März 2003 versuchte eine Gruppe namens Society That Thinks About Tama-chan (Deutsch: Gesellschaft, die an Tama-chan denkt), die Robbe mit Fischernetzen zu fangen, um sie mit Hilfe der wenig bekannten US-amerikanischen Gruppe Marine Animals Lifeline in arktische Gewässer zurückzubringen. Hinter dieser Gruppe stand ein Weltuntergangs-Sekte namens Pana-Wave Laboratory, der pseudowissenschaftlich glaubte, dass elektromagnetische Wellen die Robbe in die Irre führten und dass ihre Freilassung in arktische Gewässer die Welt vor der Zerstörung retten würde. Der Kult hatte sogar zwei Schwimmbecken gebaut, um das Tier bis zur Aussiedlung unterzubringen. Der illegale Versuch scheiterte, als Tama-chan durch das Netz schlüpfte.[4]
Letzte Sichtung
Tama-chan lebte im Arakawa-Fluss. Schilder in der Umgebung warnten die Menschen, dass jeder, der versucht, das Tier zu fangen oder zu verletzen, strafrechtlich verfolgt wird und dass das Flussufer videoüberwacht wird. Die letzte bestätigte Sichtung erfolgte am 12. April 2004. Man vermutet, dass das Tier zurück auf offene Gewässer fand.[5][6]
In den folgenden Jahren wurden in ganz Japan zahlreiche weitere Robben gesichtet. 2004 wurde Kamo-chan, eine einjährige Largha-Robbe, in der Nähe von Kamogawa, Chiba, gesichtet und 2011 tauchte Ara-chan, eine weitere Largha-Robbe, auf.
Einzelnachweise
- ↑ Takuya Asakura: Seal checks into Hotel Tamagawa. 17. August 2002, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ Philip Brasor: You saw it! The gongs and goofs of 2002. 5. Januar 2003, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ Hiroshi Matsubara: Foreigners seek same rights as seal. 23. Februar 2003, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ Hiroshi Matsubara: Chino Shoho's quirks pose no threat: cultist. 7. Juni 2003, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ Mark Brazil: Sealing a connection with nature. 15. Januar 2012, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ No Author: Tama-chan battles flab, sassy new rival. 20. April 2004, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).