ZAK (Politmagazin)

Fernsehsendung
Titel ZAK
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre Politmagazin
Erscheinungsjahre 1988–1996
Länge 45 Minuten im WEST 3

30 Minuten in ARD/Das Erste Minuten

Ausstrahlungs­turnus Wöchentlich
Titelmusik Anne Clark: Our Darkness
Idee Rolf Schmidt-Holtz
Produktion Gerd Berger (1988-1989)

Michael Radix (1989-1991) Martin Hövel (1991-1996)

Premiere 8. Jan. 1988 auf West 3
Moderation

ZAK war ein Politmagazin des WDR, das von 1988 bis 1996 wöchentlich im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Der Name leitete sich von der Redaktionsgruppe „Zeitgeschehen aktuell“ her. Es wurde in den ersten beiden Jahren von Désirée Bethge moderiert, bekannter wurde es in den folgenden sechseinhalb Jahren mit Friedrich Küppersbusch.

1989 erhielt Redaktionsleiter Gerd Berger für „ZAK - der Wochendurchblick“, mit Désirée Bethge, den Adolf-Grimme-Preis in Silber für Fernsehinnovation. Friedrich Küppersbusch wurde 1991 für seine Moderation der Adolf-Grimme-Spezialpreis in Silber verliehen und 1993 der WDR/ZDF Fernsehpreis Telestar.

Geschichte

Das Konzept der Sendung hatten die WDR-Redakteure Gerd Berger und Ulrich Deppendorf seit Mitte 1987 entwickelt - unter Mitwirkung von Peter Bauer, Ernst-Ludwig Freisewinkel und Klaus Werner, gemeinsam mit einer Gruppe junger freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das futuristische Szenenbild entwickelte Andrea Aupers, die videoclip-artige audiovisuelle Kennung des Fernsehmagazins Michael Radix und Ulrich Stoll. Titelmusik war „Our Darkness“ von Anne Clark. Die Idee zur Sendung kam von WDR-Chefredakteur Rolf Schmidt-Holtz .

ZAK wurde zum Sendestart zuerst nur im Dritten Programm, dem WDR Fernsehen, am späten Freitagabend mit 45 Minuten ausgestrahlt (21:45 bis 22:30 Uhr). Mit Désirée Bethge hatte ZAK von Anfang an eine Moderatoren-Persönlichkeit, die mit kühl-pointierter Süffisanz das Magazin zusammenhielt und als Gesicht die Sendung prägte. (A) 1989 wurden der Redaktionsleiter Gerd Berger, die Moderatorin Désirée Bethge und vier weitere Mitarbeiter von der privaten Konkurrenz abgeworben und wechselten zum RTL plus-Fernsehmagazin stern TV .

ZAK startete nach vierwöchiger Klausur im Februar 1990 neu im WDR Fernsehen, mit überarbeiteter Konzeption, deutlich politischer und satirischer. Michael Radix, Redaktionsleiter seit Oktober 1989, und Moderator Friedrich Küppersbusch übernahmen nun mit den Redakteuren Peter Bauer, Martin Hövel, Wolfgang Korruhn und Klaus Werner die Sendung. „Die ZAK-Redaktion hat diese Chance mit so viel Stil, Satire, Ironie und Intelligenz genutzt“, schrieb die Fernsehkritikerin Sybille Simon-Zülch 1991, „dass man den Eindruck haben muss: Der Abschied von gestern hat sich für „ZAK“ nur als Gewinn erwiesen“. (B) Der französische Sender FR 3 übernahm ZAK ab Mitte 1991, in deutscher Sprache, in seine Reihe der besten europäischen Magazine, neben der legendären BBC-Sendung Panorama. (C)

Ende 1991 wechselte Radix in die Leitung der WDR Redaktionsgruppe Zeitgeschehen Aktuell, später in die WDR Chefredaktion Fernsehen. Neuer Redaktionsleiter von ZAK wurde Martin Hövel. Redakteurinnen und Redakteure waren Marion Försching, Peter Jakobs, Christiane Meier und Rolf Scheller.

1993 folgte eine bundesweite Ausstrahlung im Ersten sonntags von 22:30 Uhr bis 23:00 Uhr.

Zur Sommerpause 1996 wurde die Sendung zugunsten der neuen ARD-Sendung Privatfernsehen eingestellt, die ebenfalls von Küppersbusch moderiert und von seiner neugegründeten Firma Probono für den WDR/ARD produziert wurde. In diesem erweiterten Sendeformat gab es ein kleines Studiopublikum, der Sendeplatz war nunmehr der Samstagabend und die Sendezeit verdoppelte sich auf 60 Minuten. Die Sendung wurde indes bereits nach 15 Monaten zum Jahresende 1997 wieder eingestellt.

Sendungscharakteristik

Die Sendung war aufgrund ihres bissigen, ironisch-satirischen Infotainment-Charakters vorwiegend in linksintellektuellen Kreisen beliebt. Im konservativen Spektrum wurde die Sendung aufgrund ihrer als eher einseitig eingeschätzten Berichterstattung z. T. mit etwas Verachtung als „linkes Magazin“ abgestempelt, wobei die Sendung bzw. ihr langjähriger Moderator auch durchaus bei Vertretern dieses Spektrums wie z. B. Henryk M. Broder Anklang fand.[1]

ZAK war und blieb ein Experiment, zumindest für das ZAK-Team. ZAK versuchte immer wieder mit ungewöhnlichen Themen und neuen Formen eine Mischung anzubieten, die unkonventionell war, die die Zuschauerinnen und Zuschauer zu anderen Perspektiven auch in ihrer persönlichen Wahrnehmung verführte. ZAK wollte ganz bewusst irritieren. (D)[2]

Zu den festen Elementen von ZAK gehörten neben Reportagen und Berichten, der ZAK-Kino- und Theatertip, die satirischen „Hurra-Deutschland“-Puppen wie auch die „berühmt-berüchtigten“ Kurzinterviews der „ZAK-Hallo“-Reihe mit Wolfgang Korruhn, der selbst zum Konzept der Sendung beigetragen hatte. In seinen Interviews rückte Korruhn prominenten Interviewpartnern wie Helmut Schmidt, Hildegart Knef, Norbert Blüm, Heinz Galinski oder Walter Jens körperlich sehr nahe und wurde hierdurch, ebenso wie durch seine Art Fragen zu stellen, bekannt. Berühmtheit erlangte insbesondere ein Gespräch mit dem damaligen Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba, den Korruhn in eine Diskussion über Homosexualität verwickelte,[3] sowie ein Interview mit der FDP-Politikerin Irmgard Schwaetzer, die das Interview vor laufender Kamera abbrach („Packen S'e das Dingen weg!“).[4]

Küppersbusch verschaffte sich durch provokante Fragen gegenüber seinen Interviewgästen, denen er nicht selten rhetorisch überlegen war, zum Teil ehrfürchtigen Respekt und prägte damit das Image der Sendung. Selbst dem österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider (FPÖ) zeigte sich Küppersbusch gewachsen.[5][6] Bekannt wurde auch der Schlagabtausch mit dem damaligen Fraktions- und Parteivorsitzenden der SPD Hans-Jochen Vogel: Gleich zu Beginn der Sendung entwickelte sich ein heftiges Streitgespräch, das die gesamte Sendezeit und alle Beiträge überdauerte[7] und welches – laut Friedrich Küppersbusch – auch noch bis weit in die Nacht nach der Sendung fortgeführt wurde. „Und das nächste Mal, wenn Sie mich wieder einladen, dann komme ich und dann kloppen wir uns wieder“, sollen Vogels abschließende Worte an diesem Abend gewesen sein. Während eines Spieltags der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 folgte dem Abspann der Sendung ein satirisches Interview des Intendanten Fritz Pleitgen mit dem Politmoderator Klaus Bednarz über die Sendung, das die aktuell laufenden Fußballinterviews nebst deren Platitüden parodierte. So startete Bednarz insbesondere seine erste Antwort mit „Ja gut“, Pleitgen beendete das Interview mit „Wir sind auf jeden Fall eine Sendung weiter!“[8]

Das letzte Wort hatte stets das Publikum: „Ein Satz zu ZAK“ hieß die Rubrik, in der sich während des Abspanns ZAK von den Zuschauerinnen und Zuschauern telefonisch loben und beschimpfen ließ.

Küppersbuschs Anmoderationen für die Beiträge in ZAK sind in dem Buch Bis hierhin vielen Dank. Moderationen aus ZAK (Konkret Literatur Verlag, 1995) und auf der CD Küppersbusch (Universal, 1997) erschienen.

Einschaltquoten

Bis 1993 lag die Einschaltquote bei 5 Prozent im Sendegebiet und stieg danach auf 10 Prozent Marktanteil mit rund 2,5 Millionen Zuschauern. Ab 1996 sank die Einschaltquote auf 4 Prozent mit rund einer Million Zuschauern.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Henryk M. Broder: Ein letzter Tusch für Küppersbusch, Der Spiegel vom 19. Oktober 1997, abgerufen am 15. Juli 2021
  2. WDR - Informationen und Nachrichten vom Westdeutschen Rundfunk. 9. September 2025, abgerufen am 18. September 2025.
  3. Bischof Dyba über Homosexualität, Interview von Wolfgang Korruhn, mit Johannes Dyba, Video auf YouTube
  4. Packen S'e das Dingen weg!, Interview von Wolfgang Korruhn, mit Irmgard Schwaetzer, Video auf YouTube
  5. Jörg Wagner: Küppersbusch, Friedrich: Der Mann im Hintergrund. wwwagner.tv, abgerufen am 13. Juli 2021
  6. Ausschnitt aus dem Interview mit Jörg Haider 1994 in: LockerRoom wird Küppersbusch TV; Video auf YouTube vom 22. Juli 2020
  7. Harter Kampf: Küppersbusch und Vogel auf YouTube.
  8. Interview zwischen Fritz Pleitgen und Klaus Bednarz, Video auf YouTube (A) Sybille Simon-Zülch, Kluger Kasper, „ZAK - der Wochendurchblick“, auf West 3, in: epd-medien / Kirche und Rundfunk, vom 6.03.1991 (B) ZAK! ZAK! ZAK!, Bilanz einer nach wie vor frechen wie modernen Informationssendung, Gudrun Friese im Gespräch mit Redaktionsleiter Michael Radix und Moderator Friedrich Küppersbusch, WDR Print, Januar 1991, S. 3