Wielowieś (Sulęcin)

Wielowieś
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Wielowieś (Polen)
Wielowieś (Polen)
Wielowieś
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Lebus
Powiat: Sulęciński
Gmina: Sulęcin
Geographische Lage: 52° 24′ N, 15° 22′ O

Höhe: 124 m n.p.m.
Einwohner: 265 (31. Mrz. 2011[1])
Postleitzahl: 69-200
Telefonvorwahl: (+48) 95
Kfz-Kennzeichen: FSU

Wielowieś [vjɛˈlɔvjɛɕ] (deutsch von der Gründung  bis 1945 Langenpfuhl) ist ein Ort und Schulzenamt (Sołectwo) der Stadt-und-Landgemeinde Sulęcin (Zielenzig) im Powiat Sulęciński (Kreis Zielenzig) in der polnischen Woiwodschaft Lebus. Von 1816 bis 1945 gehört der Ort zur Provinz Brandenburg. Bis 1953 ist Wielowieś eine eigenständige Landgemeinde.

Lage

Wielowieś liegt im polnischen Teil des historischen Landes Lebus in der Neumark, rund 20 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Świebodzin (Schwiebus) und 55 Kilometer östlich von Frankfurt (Oder). Westlich von Wielowieś erstreckt sich der Landschaftsschutzpark Łagów (Łagówsko-Sulęcinski Park Krajobrasowy). Umliegende Ortschaften sind Templewo (Tempel) im Norden, Pieski (Pieske) im Nordosten, Żarzyn (Seeren) im Osten, Sieniawa (Schönow) im Süden, Łagówek (Neulagow) und  Łagów (Lagow) im Südwesten, Długoszynek (Forstarbeitersiedlung der Revierförsterei Buchspring) im Westen und Trzemeszno Lubuskie (Schermeisel) im Nordwesten .

Wielowieś, ein langgestrecktes Angerdorf an der Verbindungsstraße zwischen Trzemeszno Lubuskie und Żarzyn, liegt in einem flachen Tal, in dem ein Bach mehrere unterschiedlich lange, teilweise verlandete Pfühle verbindet.

Eine von der letzten Eiszeit geprägte Feldmark umgibt das Dorf. Hügel, Berge mit steilen Hängen und kleine Pfühle in tieferen Lagen bestimmen das Landschaftsbild. Der Ackerboden ist von unterschiedlicher, meist minderer Qualität und mit Steinen durchsetzt.

Im Südwesten und Westen begrenzt der „Buchwald", ein ausgedehnter Buchenwald, die etwa 1000 ha große Feldmark von Langenpfuhl. Der Buchwald mit dem Großen und dem Kleinen Bechensee (Jezioro Buszenko) ist jetzt Teil des Landschaftsschutzparks Lagow. Im Buchwald, westlich der Straße nach Neulagow/Lagow und etwa 2 km von Langenpfuhl entfernt, befindet sich die „Buchwaldhöhe" (Gora Bukowiec), die mit einer Höhe von 227 m über NN bis 1945 die höchste Erhebung nördlich der deutschen Mittelgebirge ist.

Geschichte

Dorfkirche

Langenpfuhl wird vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von deutschen Siedlern gegründet. Mit Blick auf die Topographie des Ortes nennen sie es „Langenpfuhl“ (damals vielleicht „Langenpfül“).

1312 löst Papst Clemens V. den Templerorden auf und überträgt dessen Besitz dem Johanniterorden. Der bis dahin noch bedeutungslose Ritterorden erwirbt dadurch umfangreichen Grundbesitz im Sternberger Land. Fast die Hälfte der Dörfer im späteren Kreis Oststernberg werden Ordensdörfer des Johanniterordens. Bis 1347 wird Langenpfuhl in die Johanniter-Kommende Lagow eingegliedert.

Das Archiv des Johanniterordens befindet sich im Brandenburgischen Landeshaupt-archiv (BLHR) in Potsdam. In den Lehnbüchern sind u. a. alle Lehnbriefe für die Langenpfuhler Lehnschulzen von 1498 bis zur Säkularisierung des Ordens im Jahre 1811 einzusehen. Am 29. Juni 1498 erhält ein Clemens Hamerinck auf Schloß Lagow den Lehnbrief für das „Schultzen ambacht und nydergericht in unserm dürff Langenpfül“. Bis 1811 geben die Herrenmeister des Ordens weitere 16 Lehnbriefe für dieses Amt, nun aber in Sonnenburg (Slońsk), dem neuen Sitz der Ordensregierung. Erst 1693 wird darin nach mehreren anderen Schreibweisen der Name des Dorfes erstmals wie heute geschrieben. In keinem der Dokumente heißt das das Dorf „Wielowieś.

Der Langenpfuhler Lehnschulze sowie die 13 „ganze Bauern“, 10 „halb Bauern“ und 20 Kossäten (1793) sind neben dem Grundherren Johanniterorden auch dem Markgrafen dienstpflichtig in Form von Naturalabgaben, Hand- und Spannleistungen, zeitweise auf Grund alter Verträge auch der  Starostei im polnischen Meseritz (Międzyrzecz). Langenpfuhl und die benachbarten Ordensdörfer Tempel, Seeren und Burschen (Boryszyn) liegen unmittelbar an der Grenze zu Polen. Sie sind lange Zeit Gegenstand von Gebietsstreitigkeiten zwischen dem Königreich Polen und dem Königreich Preußen. Als Folge der Zweiten Teilung Polens kommen die vier Dörfer 1793 endgültig zu Preußen.

Die Dorfkirche wird 1684 erstmals erwähnt. In dem „Actum Langenpfuhl vom 11. Dezember 1793 (Kirche)“ heißt es, die Kirche sei „filia von Tempel“, wäre „von Holz gebauet, mit Ziegeln ausgeflochten und neben der Kirche gegen Abend ein Turm, worauf 2 Glocken, eine mit 5, die andere mit  2 Centnern hangen“. In dem Dokument wird auch ein eigener „Schulhalter“ und ein aus Holz und Lehm gebautes, mit Stroh gedecktes „Schulhaus“ genannt. Die „General Verschreibung für die Ablösung der Naturalhofedienste vom 11. Dezember 1804“ unterzeichnen 12 der 43 Bauern und Koissäten aber noch immer mit 3 Kreuzen (xxx)! Die jetzige stattliche Kirche wird 1860 erbaut, zum großen Teil aus gespaltenen Findlingen.

Die Säkularisierung im Jahre 1811 beendet nach über 450 Jahren die Grundherrschaft des Johanniterordens im Königreich Preußen. Langenpfuhl untersteht nun »Einer Königlichen Hochlöblichen Dominium Cammer« bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bauern und Kossäten das Eigentum an dem von ihnen bewirtschafteten Land erlangen und damit die Erbuntertänigkeit beenden.

1806 werden bei einem Großbrand in der Mitte des Dorfes die Gehöfte von 4 Bauern und 2 Kossäten vernichtet, bei einem weiteren Großfeuer am 21. Juli 1812 insgesamt neun Höfe, z. T. die gleichen wie schon 1806.

1816 wird in Preußen eine umfassende Verwaltungsreform durchgeführt. Die Gemeinde Langenpfuhl wechselt in die Provinz Brandenburg und gehört dort zum Kreis Sternberg im Regierungsbezirk Frankfurt. Laut der Topografisch-statistischen Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a.d.O. aus dem Jahre 1844 hat die Gemeinde zu dieser Zeit 72 Wohngebäude und 409 Einwohner. Zu dem Dorf gehören zwei Wassermühlen und ein Forsthaus. Langenpfuhl ist dem Rentamt Lagow zugerordnet. 1867 hat Langenpfuhl 505 Einwohner und nun auch eine Ziegelei und eine Windmühle. 1873 wird der Kreis Sternberg in die Kreise Weststernberg und Oststernberg aufgeteilt. Langenpfuhl liegt jetzt im Kreis Oststernberg. Ab 1874 gehört Langenpfuhl zum Amtsbezirk Tempel. 1895 hat der Ort 519 Einwohner, und bei der letzten deutschen Volkszählung im Jahr 1939 sind es 570. Sie sind überwiegend in der Landwirtschaft, aber auch in der Forstwirtschaft tätig.

Ende Januar 1945 erreichen sowjetische Panzerspitzen das Dorf. Es kommt aber nicht zu Kämpfen. Im April erreichen erste Vertriebene aus den von der Sowjetunion beanspruchten polnischen Ostgebieten nach Langenpfuhl. Einige Häuser müssen für sie geräumt werden. Am 25. Juni 1945 werden alle Deutschen aufgefordert, das Dorf binnen zwei Stunden zu verlassen.

Mit dem Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 erhält Polen u. a. die östlich von Oder und Neiße liegenden Teile der Provinz Brandenburg. Langenpfuhl wird in „Wielowieś“ umbenannt. So hieß vor langer Zeit ein etwa 3 km nördlich von Langenpfuhl am Mühlenfließ gelegenes Dorf, das der polnische Herzog Wladislaw Odonicz im Jahre 1232 dem Templerorden übertrug. Die Templer nannten es Großdorf. Die ehemalige Templer-Komturei ist spätestens seit 1500 spurlos verschwunden.

Der Amtsbezirk Tempel wird aufgelöst. Polnische Neusiedler beziehen das Dorf. Am 28. Juni 1946 werden Boryszyn, Grochowo (Grochow), Sieniawa, Templewo, Trzemeszno und Żarzyn in Wielowieś eingemeindet. Der Ort bildet danach eine Landgemeinde (Gmina wiejska). Bis 1950 gehört Wielowieś zur Woiwodschaft Posen, danach zur Woiwodschaft Zielona Góra (Grünberg). Am 12. September 1953 wird Boryszyn aus der Gemeinde Wielowieś nach Lubrza (Liebenau) und Templewo nach Kursko (Kurzig) umgegliedert. Am 21. September 1953 wird die Landgemeinde Wielowieś endgültig aufgelöst. Die Orte Grochowo und Trzemeszno werden der Gemeinde Sulęcin, Sieniawa, Wielowieś und Żarzyn der Gemeinde Łagów zugeordnet.

Durch eine Verwaltungsreform im Oktober 1954 werden die Landgemeinden aufgelöst und durch kleinere Gromadas ersetzt. Wielowieś gehört nun zur Gromada Trzemeszno (ab 1960 Trzemeszno Lubuskie). Am 1. Januar 1973 wird die Gromada Trzemeszno Lubuskie durch eine weitere Verwaltungsreform aufgelöst und in die Landgemeinde Sulęcin eingemeindet. Ab 1975 ist der Ort Teil der Woiwodschaft Gorzów Wielkopolski (Landsberg (Warthe)). Die Landgemeinde Sulęcin fusioniert 1990/91 mit der Stadt Sulęcin zu der gleichnamigen Stadt-und-Landgemeinde, die ab 1999 zur Woiwodschaft Lebus gehört. Die Einwohnerzahl des Dorfes hat sich etwa halbiert. Die jetzt katholische Kirche ist in gutem Zustand. Einige neue Häuser entstanden, andere wurden renoviert, aber das Ortsbild leidet noch immer unter Baulücken, die aus unbekannten Gründen aber erst nach 1945 entstanden.

Commons: Wielowieś, Lubusz Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 23. Mai 2020.
  • Sołectwa – Wielowieś. Gmina Sulęcin, abgerufen am 23. Mai 2020.
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker’s Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844 Online bei Google Books, S. 225.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867 Online bei Google Books, S. 267.
  • Gemeindeverzeichnis Landkreis Oststernberg 1900. In: gemeindeverzeichnis.de, abgerufen am 23. Mai 2020.
  • Templer-Lexikon der TU Dresden, Online bei Google Books, unter Buchstabe G (Grossendorf).
  • Lehnbücher und Dokumente im Brandenburgischgen Landeshauptarchiv (BLHA).
  • Heinz W. Linke: Ordensdörfer Burschen Seeren Langenpfuhl Tempel, Eigenverlag 2007