Generic Access Network

Generic Access Network (GAN) ist ein Standard für die Mobilkommunikation, der dem vom 3rd Generation Partnership Project entwickelten Verfahren Unlicensed Mobile Access (UMA) entspricht.[1] UMA beziehungsweise GAN ermöglicht es, Mobilfunkübertragungen und deren Dienste wie Sprachverbindungen (Telefonate) oder SMS über einen vom Mobilfunknetz unabhängig zur Verfügung stehenden Internetanschluss zu realisieren. Es werden dazu auf den paketbasierenden Internet Protocol Verfahren wie ein angepasste Session Initiation Protocol (SIP) verwendet. Aus praktischen Gründen werden an den Mobilgeräten, meistens sind dies Smartphones, WLAN-Netze genutzt; Der Zugang ist aber nicht auf WLAN beschränkt und kann auch kabelbasiert über Ethernet oder andere Zugangstechniken erfolgen, solange damit ein allgemeiner Zugang zum öffentlichen Internet gewährleistet ist. Datennetze ohne Internetzugang können nicht für GAN verwendet werden. Die Technik von GAN wird unter verschiedenen Produktbezeichnung wie Wi-Fi Calling, WLAN Call bzw. VoWiFi von Netzbetreibern angeboten.

Die Nutzung von GAN bietet sich dann an, wenn man sich an Orten ohne nutzbares Mobilfunknetz aufhält, aber Zugang zu einem lokalen WLAN mit Internetzugang hat, beispielsweise im Tiefgeschoss eines Gebäudes.

Ein technisch ähnliches Verfahren mit IP-basierender Sprachübertragung stellt VoLTE im LTE-Netz und VoNR im 5G-Netz dar. Dabei werden wie bei GAN Sprachverbindungen (Telefonate) nicht mehr mittels einer leitungsvermittelten Infrastruktur (englisch Circuit Switched) übertragen, wie es noch in den älteren Mobilnetzen Global System for Mobile Communications (GSM, 2G) oder UMTS (3G) der Fall war, sondern paketorientiert wie bei VoIP.

Allgemeines

Symbol zur Anzeige eines Telefonats über GAN (VoWiFi-Call)

UMA ist nicht nur ein autonomes VoIP-Verfahren für Telefonate, wie es auch verschiedene Messanger-Dienste als Zusatzfunktion bieten, sondern der Standard erlaubt Handover und Roaming, also die Übernahme von laufenden Gesprächen zwischen dem Mobilnetz und dem Internetanschluss. englisch Unlicensed (unlizenziert) bedeutet in diesem Zusammenhang, dass für die Nutzung keine zusätzliche Lizenzkosten für die Funkfrequenzen und den Zugang zum Mobilfunknetz anfallen.

Telefonate mittels GAN über das lokale Internet werden, auch aus historischen und geschäftlichen Gründen, nach der Zeitdauer und nicht nach Datenvolumen abgerechnet. Es besteht dabei die Besonderheit, wenn sich der Nutzer abseits seines Mobilfunknetzes im Ausland befindet, Gesprächsverbindungen über GAN unter Umgehung der Roaming-Kosten führen zu können, so als würde sich der Nutzer im Heimatland seines Mobilfunkbetreiber befinden. Dies ist aber nur dann möglich, wenn der Mobilfunknetzbetreiber die Nutzung von GAN nicht mittels Geoblocking der IP-Adressen auf die Region seines Mobilfunknetzes beschränkt.

Anbieter

Seit 2016 bieten deutsche Netzbetreiber unter verschiedenen Produktnamen VoWiFi an, Vodafone unter der heute international üblichen Bezeichnung WiFi Calling, die Deutsche Telekom sowie O2 als WLAN Call. Grundsätzlich gilt wie bei allen Kommunikationsstandards, dass neben der netzseitigen Unterstützung auch die mobilen Endgeräte wie Smartphones GAN unterstützen müssen und die Funktion in den jeweiligen Tarifen vertraglich angeboten werden. Je nach Gerät verschieden sind zusätzliche Ein- und Umstellungen auf den Mobiltelefonen zur Nutzung von VoWiFi notwendig.[2] Sei den Jahren 2022/23 ist WLAN Call VoWiFi in praktisch allen Tarifen verfügbar und in Smartphones mit aktueller Firmware unterstützt.

Besonderheiten

Nutzer eines EWR-Handytarifs sollten beachten, dass Gespräche aus EWR-Ländern außer dem eigenen in ein EWR-Land wie Inlandsgespräche abgerechnet werden. Dies schließt auch entsprechende Flatrates ein. Ein Anruf aus dem Heimatland (also auch über WLAN Call) in ein anderes EWR-Land ist jedoch ein Auslandsgespräch und somit in aller Regel teurer. WLAN Call sollte somit im EWR-Ausland nur genutzt werden, wenn kein Mobilfunknetz zur Verfügung steht oder lediglich Gespräche ins Heimatland beabsichtigt werden.[3]

Geschichte

Ein Angebot der Deutschen Telekom, welches Anfang der 2000er Jahre bestand und das ebenfalls Telefonie über WiFi und Mobilfunk verband, jedoch nicht dem UMA-Standard entsprach und keine Features wie Handover oder EAP-Sim unterstützte und zudem nur mit einem einzelnen, exklusiv für die T-Com produzierten und relativ fehleranfälligen Handset zu nutzen war, wurde kurz nach der Markteinführung im Jahre 2006 wieder eingestellt.[4]

Einzelnachweise

  1. Mark Grayson, Kevin Shatzkamer, Scott Wainner: IP Design for Mobile Networks. Pearson Education, 2009, S. 97 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. WLAN Call manuell einschalten. In: telekom.de. Abgerufen am 9. Januar 2018.
  3. Achtung: Kostenfalle mit WiFi Calling im Roaming. In: Teltarif. Abgerufen am 9. November 2019.
  4. Volker Briegleb: Bericht: Telekom stellt "Festnetzhandy" T-One wieder ein. heise.de, 7. März 2007, abgerufen am 25. Mai 2017.