Ull Hohn

Ull Hohn (geboren 1960 in Trier; gestorben am 26. November 1995[1][2] in Berlin) war ein deutscher Künstler.

Leben und Werk

Der in Trier geborene Hohn studierte ab 1980 Malerei zunächst bei Kuno Gonschior[3] an der Hochschule der Künste in Berlin und wechselte 1984 an die Kunstakademie Düsseldorf, wo er die Klasse von Gerhard Richter besuchte. 1986 war er dessen Meisterschüler. 1987–1988 hielt er sich im Rahmen des Whitney Independent Study Program in New York auf.[4]

In seiner New Yorker Abschlussausstellung zeigte er acht Werke Untitled von 1988. Hierbei handelt es sich um eine Folge von „pastos gespachtelter“[4] Gipsreliefs, die Braun übermalt wurden und in Ihrer Farbigkeit sowohl auf Schokolade wie auf Kot hindeuten.[5] In der ebenfalls 1988 entstandenen Folge Nine Landscapes zeigt Hohn Landschaften in uringelber Farbgebung, die in ihrer schemenhaften Darstellung an die Werke seines Lehrers Gerhard Richter erinnern.[5] In seinen Landschaften zeigt Hohn Berge, Flüsse, Bäume und weitere Vegetation. In dieser Umgebung stehen wiederholt verfalle Hütten und, so der Autor Philipp Hindahl, „Felsen und Wasser erscheinen wie abstrakte Gesten, die nichts als Farbe darstellen“.[6] Für den Autor Sebastian Frenzel zeugen Hohns Landschaftbilder von einer Auseinandersetzung mit der romantischen Landschaftsmalerei der Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert, insbesondere den Werken der Hudson River School,[7] die der Künstler von seinen Besuchen im New Yorker Metropolitan Museum of Art und im Brooklyn Museum kannte.[4] Hohn selbst merkte an, man könne die Vorlagen „als generische Landschaftsmalerei des neunzehnten Jahrhunderts bezeichnen“.[4] Als Vorbilder dienten auch europäische Künstler, etwa William Turner, dessen Einfluss sich beispielsweise bei einem Seestück wieder findet.[8] Im Unterschied zu Richter, der nach Fotografien arbeitete, suchte Hohn seine Vorbilder in der klassischen Malerei.[4]

Eine weitere Gruppe mit Landschaftsmotiven schuf Hohnn 1992 bis 1993. Diese Bilder erinnern an die Werke des durch seine Fernsehmalkurse bekannten Bob Ross, der in der Serie The Joy of Painting versuchte Laien verschiedene Maltechniken zu vermitteln. Die inhaltlich wenig anspruchsvollen Sujets von Ross galten zwar als „Kitschmotiv“,[7] reizten Hohn jedoch zur eigenen Produktion ähnlicher Motive,[3] die er „mit meisterlicher Virtuosität“ umsetzte.[7] Diese Bilder im Amateurstil thematisieren „empty time, passing time, boredom—leisure“ (leere Zeit, vergehende Zeit, Langeweile–Freizeit), wie der Autor David Rimanelli anmerkte.[9] Oliver Koerner von Gustorf stellte zu Hohns Werk fest, der Künstler arbeite „an den Grenzen zwischen Banalem und Erhabenen, Kitsch und High-Art, Natur und Künstlichkeit“.[10]

Ein wiederkehrendes Thema im Werk von Hohn ist Sexualität und Körperlichkeit.[7] In den so genannten Penis Patterns sind die männlichen Geschlechtsteile als halbabstrakte Formen jedoch nur bei genauer Betrachtung erkennbar.[5] Seine verschwommene Darstellung eines Säuglings erinnerte die Autorin Hilka Dirks in der Ausführung an Werke seines Lehrers Gerhard Richter.[8]

Hohns in nur wenigen Jahren entstandenes „schillerndes Werk“[7] reicht von „figürlich-konkret bis abstrakt“ und ist „dabei stets konzeptionell“.[8] Für Utta Raifer ist das Werk des Künstlers vor allem „ein Statement gegen Dogmatismen und Selbstherrlichkeit“.[11] Hans-Jürgen Hafner bescheinigte Hohns Werk, es sei „sinnlich, haptisch, mit einer theoriegeleiteten konzeptionellen Coolness“.[3] 1995 starb Hohn im Alter von 35 Jahren an den Folgen von AIDS in Berlin.[10]

Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Peter Herbstreuth: Ull Hohn. Kunstforum, 1996, Bd. 134, S. 404–405.
  2. Peter Herbstreuth: Ull Hohn. In: Kunstforum international. Abgerufen am 10. Juli 2025 (deutsch).
  3. a b c Hans-Jürgen Hafner: Still Lives, Artikel im Magazin Frieze, Band 24 vom 2. Juni 2016.
  4. a b c d e f Informationen zur Ausstellung Ull Hohn auf der Website der Kunsthalle Bern.
  5. a b c Julia Sie-Yong Fischer: Ull Hohn im Haus am Waldsee: The Boy of Painting, Beitrag auf Radioeins des RBB vom 31. Januar 2025.
  6. Philipp Hindahl: Kulturkampf auf Wiedervorlage, Artikel in Der Freitag vom 6. Februar 2025.
  7. a b c d e Sebastian Frenzel: Ull Hohn in Berlin: Der Abgrund hinter der Bob-Ross-Idylle, Artikel im Magazin Monopol vom 7. März 2025.
  8. a b c Hilka Dirks: Ausstellung von Ull Hohn: Landschaften voll Schönheit und voll Qual, Artikel in der taz vom 3. April 2025.
  9. David Rimanelli: Ull Hohn, Artikel im Artforum vom März 1994.
  10. a b Oliver Koerner von Gustorf: Ull Hohn im Haus am Waldsee: Hinter den fetten Farben lugt Verletzlichkeit hervor, Artikel in der Tagesspiegel vom 10. Februar 2025.
  11. Utta Raifer: Wie Ull Hohn das Wesen der Malerei erforschte, Artikel in der Berliner Morgenpost vom 6. Februar 2025.
  12. Werkeintrag zu Untitled (Review) auf der Website Kulturelles Erbe Köln.
  13. Werkeintrag zu den vier Arbeiten Untitled auf der Website des mumok, Wien
  14. Werkeintrag zu Untitled auf des Walker Art Centers.
  15. Katalog Hochschule der Künste (Hrsg.): Polyküle Mrof. Ausstellungskatalog, Berlin 1984.
  16. Katalog Manfred Hermes, Tom Burr: Ull Hohn.
  17. Informationen zur Ausstellung auf der Website der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst.
  18. Informationenen zur Ausstellung Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter Auf der Website des Museum Brandhorst.
  19. Informationen zur Ausstellung Optik Schröder II auf der Website des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok).
  20. Informationen zur Ausstellung Das Tier in Dir – Kreaturen in (und außerhalb) der mumok Sammlung auf der Website des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok).
  21. Informationen zur Ausstellung Jochen Klein, After The Light auf der Website des Museo d’Arte Contemporanea di Roma.
  22. Informationen zur Ausstellung Ull Hohn, Revisions auf der Website des Haus am Waldsee.