Total normaler Raum

Total normale Räume sind im mathematischen Teilgebiet der Topologie normale Räume, in denen jede offene Menge eine Zusatzeigenschaft hat. Diese Räume wurden 1953 von Clifford Hugh Dowker eingeführt.[1]

Definition

Ein normaler Raum heißt total normal, wenn jede offene Menge eine lokal endliche Überdeckung aus offenen Fσ-Mengen besitzt.[2]

Diese recht technischen Bedingungen bedeuten im Einzelnen: Jede offene Menge des Raumes ist eine Vereinigung , wobei Folgendes gilt:

  • ist eine Indexmenge und jedes ist offen. (Übereckung durch offene Mengen)
  • Jeder Punkt besitzt eine offene Umgebung , so dass nur für endlich viele Indizes gilt. (Lokale Endlichkeit der Überdeckung)
  • Jede Menge ist abzählbare Vereinigung abgeschlossener Mengen. (Fσ-Eigenschaft)

In normalen Räumen ist die Fσ-Eigenschaft einer offenen Menge äquivalent zur Existenz einer stetigen Funktion , so dass . Ersetzt man die Fσ-Eigenschaft obiger Definition durch diese Äquivalenz, so erhält man eine alternative Definition.[3]

Beispiele

  • Perfekt normale Räume sind total normal, denn in solchen Räumen ist jede offene Menge schon eine Fσ-Menge.[4][5] Insbesondere sind also alle metrischen Räume total normal.
  • Erblich parakompakte Räume, das sind parakompakte Hausdorff-Räume, deren sämtliche Teilräume ebenfalls parakompakt sind, sind total normal.[6][7]
  • Sei eine überabzählbare Menge, die Potenzmenge von und die Menge aller Funktionen .
Auf erklären wir nun eine Topologie. Für jedes sei die Indikatorfunktion der Menge , das heißt genau dann, wenn , und sei die Menge aller Funktionen , . Weiter sei die Menge der endlichen Teilmengen von und für jedes und sei . Die Topologie auf wird nun dadurch erklärt, dass zu jedem Element eine Umgebungsbasis angegeben wird. Für Elemente sei offen, insbesondere also eine Umgebungsbasis, und für alle nehme man als Umgebungsbasis. Dieser auf R. H. Bing zurückgehende topologische Raum ist total normal, aber nicht perfekt normal.[8]

Eigenschaften

Total normale Räume zeigen bezüglich der großen induktiven Dimension das erwartete Verhalten, sie erfüllen den Teilmengensatz und den Summensatz.[13][14], das heißt

  • Ist total normal und , so gilt .
  • Ist total normal und eine Überdeckung aus abgeschlossenen Mengen, so gilt

Literatur

  • C. H. Dowker: Inductive Dimension of Completely Normal Spaces (in The Mathematical Legacy of Eduard Čech). Hrsg.: M. Katĕtov, P. Simon. Birkhäuser, Basel, Boston, Berlin 1993, ISBN 978-3-0348-7526-4, S. 165–177, doi:10.1007/978-3-0348-7524-0 (englisch).
  • K. Nagami: Dimension Theory. Academic Press Inc, New York, London 1970, ISBN 0-12-513650-1, Kap 1.7 Totally Normal Spaces (englisch).

Einzelnachweise

  1. C. H. Dowker: Inductive Dimension of Completely Normal Spaces. In: The Quarterly Journal of Mathematics. Band 4, Nr. 1, 1953, S. 267–281, doi:10.1093/qmath/4.1.267 (englisch).
  2. Dowker, Definition auf Seite 170
  3. Nagami, Definition 7.1 auf Seite 42
  4. Dowker, 4.1 auf Seite 170
  5. Nagami, Satz 7.2 auf Seite 42
  6. Dowker, 4.2 auf Seite 170
  7. Nagami, Satz 7.3 auf Seite 42
  8. Nagami, Beispiel 2.3 auf Seite 7 und Bemerkung 7.6 auf Seite 43
  9. Dowker, 4.6 auf Seite 173
  10. Nagami, Satz 7.4 auf Seite 42
  11. Dowker, 4.7 auf Seite 173
  12. Nagami, Satz 7.5 auf Seite 43
  13. Nagami, Abschnitt 5, Seite 173
  14. Nagami, Satz 11.5 auf Seite 61