Trzciel
| Trzciel | |||
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| Basisdaten | |||
| Staat: |
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| Woiwodschaft: | Lebus | ||
| Powiat: | Międzyrzecki | ||
| Gmina: | Trzciel | ||
| Fläche: | 3,03 km² | ||
| Geographische Lage: | 52° 22′ N, 15° 53′ O | ||
| Einwohner: | 2494 (31. Dez. 2016) | ||
| Postleitzahl: | 66-320 | ||
| Telefonvorwahl: | (+48) 95 | ||
| Kfz-Kennzeichen: | FMI | ||
| Wirtschaft und Verkehr | |||
| Straße: | Berlin–Posen | ||
| Eisenbahn: | Zbąszyń–Międzychód | ||
| Nächster int. Flughafen: | Poznań-Ławica | ||


Trzciel (deutsch Tirschtiegel) ist eine Stadt im Powiat Międzyrzecki der Woiwodschaft Lebus in Polen. Der Ort mit etwa 2500 Einwohnern ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit etwa 6550 Einwohnern.
Geographische Lage
Die Stadt liegt an der Obra, etwa 25 Kilometer südöstlich der Stadt Międzyrzecz (Meseritz).
Geschichte
Ersterwähnung und Stadtrechte
Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahre 1307. Er befand sich im Besitz der Glogauer Herzöge und wurde im Jahr 1319 Torstetel genannt.[1] Heinrich der Getreue trat ihn an den Brandenburger Markgrafen ab; da aber gleich darauf dessen Haus erlosch, blieb er nicht bei Brandenburg. Die Polen setzten sich in seinen Besitz, und der Ortsname wurde polonisiert.[1]
Vor 1394 erhielt Trzciel die Stadtrechte. Zuerst entwickelte sich die Stadt am rechten Obra-Ufer (Stary Trzciel), seit dem 18. Jahrhundert kam auf dem linken Ufer Nowy Trzciel (Neu-Tirschtiegel) dazu. Ursprünglich zum polnisch-litauischen Staat gehörig, fiel die Stadt mit der Zweiten Teilung Polens 1793 an Preußen. Die beiden Orte Alt-Tirschtiegel und Neu-Tirschtiegel wurden erst im Jahre 1888 miteinander vereinigt. Sie gehörten zum Kreis Meseritz, der in der Provinz Posen, ab 1920 in der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen lag. In der Neustadt hatten sich protestantische Glaubensflüchtlinge aus Schlesien angesiedelt. Bekannt war die Stadt für ihren Hopfenanbau und das Korbmacherhandwerk.
Gutsbesitz und vormaliges Schloss
Des Weiteren war auf der Gemarkung des Ortes früher ein größerer Gutsbesitz, in der Hand verschiedener Besitzer. U. a. stellte die uradelige Familie von Unruh mehrfach den Besitzer. Erworben wurde Gut Tischtiegel durch Christophorus von Unruh-Birnbaum. Ein jüngerer Sohn von ihm trat die hiesige Erbfolge an, Bogislaus von Unruh-Birnbaum (1661–1725). Mit Georg Boguslaus von Unruh-Birnbaum (1741–1778) kam eine Nachfahre in den weiteren Besitz, wobei Birnbaum immer der Hauptwohnsitz der von Unruh blieb.[2] Weit später folgte Bernhard Graf zu Dohna-Kotzenau (1817–1893), von 1841 bis 1851 Eigentümer.[3] Er war verheiratet mit Sophie Freiin Hiller von Gaertringen,[4] Tochter der Sophie von Motz und des einflussreichen Politikers Rudolf Freiherr Hiller von Gaertringen. Ihnen folgten die Nachfahren des Johann Gottfried Fischer, Gutsbesitzer in Prieschka bei Liebenwerda, Provinz Sachsen, ursprünglich aus der Niederlausitz, aus Luckau stammend, und seiner Frau Johanna Christiane Richter. Dies war der Holzkaufmann Johann Gottheld Fischer-Prieschka (1806–1854), Gutsherr in Drochow bei Senftenberg und nun neuer Gutsbesitzer auf Schloss Tirschtiegel, mit Ehefrau J. S. Voigt. Ihr Sohn Ernst Gotthelf Fischer (1833–1915) stiftete für Tirschtiegel einen Familienfideikommiss und ließ als Bauherr in den Jahren von 1868 bbis 1869 in Tirschtiegel-Neustadt ein stattliches Herrenhaus errichten. Aus seiner ersten Ehe kam der 1902 in Preußen in den Adelsstand versetzte Ernst Fischer von Mollard (1858–1931),[5] der mit Gora im Kreis Jarotschin ein weiteres Großgut besaß, welches seine Ehefrau Marie Mollard (1868–1927) in die Ehe einbrachte.[6] Vater und Sohn waren Mitglieder[7] der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Die adelige Namensführung von Fischer-Mollard ist auf die Vereinigung der Nachnamen zurückzuführen. Marie und Ernst von Fischer-Mollard hatten sieben Kinder. Hauptwohnsitz blieb Gut Gora. In Tirschtiegel lebte in den 1930er Jahren der Sohn Gerd von Fischer-Mollard (1898–1961),[8] Leutnant a. D., mit seiner Frau Erika von Roëll.[9][10] In den 1920er Jahren waren Schloss und Gut mit einem Umfang von 1199 ha versehen. Als Verwalter agierte Oberförster Strgelczyk.[11] Später hieß das der Besitz Waldgut Schloss Tirschtiegel.[12] Der Schlossbau ist ld. abgängig, die Reste wurden entnommen.[13][14]
Politische Zugehörigkeiten
Infolge des Versailler Vertrags wurde die am östlichen Ortsrand von Tirschtiegel verlaufende Bahnlinie Bentschen–Birnbaum 1920 zur neu entstandenen polnischen Republik geschlagen. Die Grenze verlief im Raum Tirschtiegel ca. drei Meter westlich neben dem Bahnkörper. Damit blieb der Ort Tirschtiegel zum größeren Teil bei Deutschland, jedoch der Bahnhof, einige Vorwerke und ein Friedhof befanden sich in Polen. Die neue Grenze teilte auch ein Haus, dieses Motiv des „Hauses in zwei Ländern“ wurde in den 1920er Jahren auf Ansichtskarten gezeigt. Auf Grund dieser Grenzziehung wurde 1929 durch die Kleinbahn-AG Tirschtiegel – Dürrlettel eine Eisenbahnverbindung nach Westen hergestellt.[15]
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Pfarrkirche St. Adalbert -
Straßenzug im Zentrum -
Bahnhof Trzciel -
Wasserturm am Bahnhof -
Schulgebäude -
Forstamt
Krieg und Nachkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde in der Stadt ein Arbeitslager für Juden eingerichtet.
Im Sommer 1944 begann die Hitlerjugend unter Leitung der Wehrmacht auch im Raum Tirschtiegel die Anlage eines sehr umfangreichen Systems von Schützen- und Laufgräben zur Abwehr der erwarteten nächsten großen Offensive der Roten Armee. Insbesondere nördlich von Tirschtiegel im Bereich der Obra-Seenkette ist dieses Grabensystem heute noch erkennbar. Bei den Kämpfen im Januar 1945 fand dieses Grabensystem und die Obra zwar als sogenannter Tirschtiegel-Riegel im Wehrmachtbericht Erwähnung, jedoch hat es auf Grund von Schneeverwehungen und kaum vorhandenen Soldaten zu seiner Besetzung keinerlei militärische Bedeutung erlangt. Der Vorstoß der Roten Armee, die Tirschtiegel am Abend des 26. Januar 1945 mit einer Panzerbrigade erreichte,[16] ging über Tirschtiegel und den Tirschtiegel-Riegel in hoher Geschwindigkeit hinweg.
Nachdem die Stadt 1945 von der Roten Armee besetzt worden war, wurde sie kurze Zeit später unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutschen Bewohner wurden anschließend vertrieben.
Einwohnerzahlen vor 1945
- 1800: 111, davon 253 Juden[1]
- 1837: 2272[1]
- 1861: 2476[1]
- 1890: 2389, davon 1365 Evangelische, 911 Katholiken und 113 Juden[17]
- 1933: 2080[17]
- 1939: 2220[17]
Sehenswürdigkeiten
- St.-Adalberts-Pfarrkirche (Kościół św. Wojciecha), erbaut 1824 im neugotischen Stil, Turm von 1901, 1928/1929 umgebaut
- Bürgerhäuser
- Im Zweiten Weltkrieg verwüsteter jüdischer Friedhof; die ehemalige Synagoge dient heute als Feuerwehrhaus.
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Trzciel gehören die Stadt selbst und eine Reihe von Dörfern.
Partnergemeinden
- Asendorf, Deutschland seit 1993
- Falkenberg, Deutschland seit 2000
Persönlichkeiten
- Die Schriftstellerin Anna Louisa Karsch wuchs im Ort auf (1728–1732).
- Samuel Bacher Berend (1772–1828), jüdischer Kaufmann und Bankier
- Levin Bacher Berend (1773–1839), jüdischer Kaufmann und Bankier
- Heinrich Rau (1879–1963), sozialistischer Politiker
- Herybert Menzel (gefallen 1945 in Tirschtiegel), NS-Dichter
- Lothar Müller-Nedebock (1929–1990), lutherischer Geistlicher, Präses der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika (Natal-Transvaal)
- Klaus Zachert (1942–2011), Politiker (SPD).
Literatur
- Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 458–459.
- Schloß Tirschtiegel., In: Heinrich Dade: Die Deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm II. Mutterland und Kolonien. Zum 25jährigen Regierungsjubiläum Seiner Majestät des Kaisers. Band 1: Königreich Preußen. Carl Marhold Verlagsbuchhandlung, Halle a. S. 1913, S. 164–171.
- Norbert Diering: Tirschtiegel in alten Ansichten. In: Die Damals-Reihe. Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 1995, ISBN 90-288-6154-8.
- Małgorzata Czabańska-Rosada: Gerd Fischer von Mollard - ein unbekannter Dichter und Symbol der deutsch-polnischen Grenzregion. In: Polen und Deutsche in Europa -Polacy i Niemcy w Europie. In: Schriften des Zentrums für Osteuropa-Studien (ZOS) der Universität Kiel, Band 7, Peter Lang, Frankfurt/ Main 2014, ISBN 978-3-631-65435-4, S. 183–195.
Archivgut (Auswahl)
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA): Suchfunktion: Eingabe Tirschtiegel. 60 Ergebnisse, u. a.:
- Stadt Tirschtiegel; 1914-1924 (Bestand), In: BLHA Rep. 8.
- Gut Tirschtiegel, Kr. Meseritz; 1867-1926 (Bestand), In: BLHA Tirschtiegel; Rep. 37 (Gutsarchiv).
- Kleinbahn Tirschtiegel-Dürrlettel; 1930-1940 (Systematik), In: BLHA 3B I V 2.2.8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 458–459.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1912. Dreizehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1911, S. 826–829. Siehe: Internet Archive.
- ↑ Vgl. Lothar Graf zu Dohna: Die Dohnas und ihre Häuser. Profil einer europäischen Adelsfamilie. Band 2, Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1237-1, S. 523.
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1858. Achter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1857, S. 267–269.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1908. Zweiter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 283–284.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. Adelsmatrikel. 1931. Dreiundzwanzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1930, S. 183–184. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
- ↑ Fritz Graf von Schwerin: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. 1914. Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann), Berlin/Langansalza 1914, S. 348.
- ↑ Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. Bonn 2025. (Hrsg.): Fischer von Mollard, Gerd. Beruf Dichter.
- ↑ von Fischer-Mollard, In: Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck, u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1965. Band VII, Band 36 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1965.
- ↑ von Fischer-Mollard, In: Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 2002. Band XXIV, Band 129 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2002.
- ↑ Oskar Köhler, Kurt Schleising: Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch für Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen sowie Freistaat Danzig Ostpr. Reg.-Bezirk Marienwerder. [1922]. In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreß-Bücher. Band II, 3. Auflage, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 26–27. (Reprint erschienen).
- ↑ Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 84a, Nr. 44407: Waldgut Schloß Tirschtiegel der Familie Fischer., In: Deutsche Digitale Bibliothek.
- ↑ Przemyslaw Terlecki, Fotos: Fam. Fischer v. Mollard / Archiv HGr. Die Familie Fischer von Mollard, Hrsg. Heimatkreis Meseritz e.V. Heimatkreisgemeinschaft Birnbaum. Wuppertal. 2025.
- ↑ Vgl. Albrecht Fischer v. Mollard: Die Flucht der Fischer von Mollards. Die Flucht unserer Familie im Winter 1945 von Schloß Tirschtiegel nach Gülzow in Schleswig-Holstein, Hrsg. Heimatkreis Meseritz e.V. Heimatkreisgemeinschaft Birnbaum. Wuppertal. 2025.
- ↑ Siegfried Bufe: Eisenbahnen in Ostbrandenburg und Posen. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1988, ISBN 3-922138-33-0.
- ↑ Tony Le Tissier: The Siege of Küstrin. Gateway to Berlin. 1945. Stackpole Books, Mechanicsburg (PA) 2011, S. 18. (Eingeschränkte Vorschau)
- ↑ a b c Michael Rademacher: Meseritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

