Suzanne Grinberg

Suzanne Grinberg

Suzanne Grinberg, geboren als Suzanne Claire Yvonne Aupourrain (* 25. Januar 1888 in Orléans; † 6. Juli 1972 in Saint-Rémy-en-Comté)[1] war eine französische Rechtsanwältin, Feministin und Pazifistin.

Leben

Suzanne Aupourrain war die Tochter eines Eisenbahnangestellten und einer nicht berufstätigen Mutter.[2] Sie studierte Jura und gehörte 1909 zu den ersten Frauen, die als Rechtsanwalt vereidigt wurden. Aupourrain heiratet 1905 einen Arzt rumänischer Nationalität, Orléans Grunberg[A 1]; das Paar hatte drei Kinder.[2]

Suzanne Grinberg nahm an der Konferenz der interalliierten Frauen teil[A 2], die im Februar 1919 in Paris eröffnet wurde.[3]

Konferenz der interalliierten Frauen

Sie war Lehrerin an der Schule HEC Jeunes Filles.[4] 1920 war sie Vizepräsidentin der Association du Jeune Barreau (Vereinigung der Jungen Anwaltschaft) und zusammen mit Pauline Rebour und Marcelle Kraemer-Bach Sekretärin des Zentralkomitees der Union française pour le suffrage des femmes (Französische Union für das Frauenstimmrecht).[3][5] In einer ihrer Diskussionen um das Frauenwahlrecht erklärte sie, dass die Frauen in Frankreich gezwungen seien, sich zwischen der Liebe zu ihrem Vaterland und der Liebe zu ihrem Ehemann zu entscheiden.[6]

Grinberg war eine der ersten Anwältinnen, die in Kriegsräten vor Gericht auftrat.[2] Sie war die erste Frau, die in den Vorstand des Bundes der intellektuellen Arbeiter (Confédération des travailleurs intellectuels[A 3]) aufgenommen wurde, dessen Sekretärin sie war.[2] 1933 erhielt sie als erste Frau die Ehrenlegion in beruflicher Funktion.[7]

Nach dem Anschluss Österreichs durch Deutschland am 12. März 1938 gründeten Louise Weiss und Suzanne Grinberg Ende 1938 die Union des Françaises décorées de la Légion d'honneur mit, wobei sie auf ihren Patriotismus setzten, um die Bedeutung eines „weiblichen Nationaldienstes“ für die Zivilverteidigung zu unterstreichen.[2] Suzanne Grinberg kämpfte für einen günstigen Rechtsstatus der Frauen in Algerien, da derer Anspruch auf Frauenrechte von der rechtlichen Anerkennung ihrer Gleichberechtigung abhing.[8] Nachdem das Gesetz vom 11. April 1946[9] Frauen auch den Zugang zu staatlichen Justizämtern[A 4] geöffnet hatte, versuchte sie 1947 erfolglos, eine Stelle als Richterin zu bekommen.[2]

Werke

Sie veröffentlichte eine Geschichte der französischen Suffraganbewegung (1926) sowie zwei Bücher über Frauenrechte (1935 und 1936).[10]

Literatur

  • mit Alice La Mazière: Carrières féminines, nouvelles écoles, nouveaux métiers, nouvelles professions. Brochures Larousse, 1917 (bnf.fr).
Commons: Suzanne Grinberg – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Suzanne wird mal als Grunberg, mal als Grinberg bezeichnet. Bei ihrer Heirat kam es im Familienstammbuch zu einem Rechtschreibfehler: Es wurde ein „i“ statt eines „u“ geschrieben. Bei ihrer Scheidung im Jahr 1941 fügte sie ihren Mädchennamen dem ihres Mannes hinzu (da sie ihre Abschlüsse unter ihrem Ehenamen gemacht hatte) und nannte sich Suzanne Grinberg-Aupourrain. Quelle:Musée du Barreau.
  2. Siehe Conférence des femmes interalliées in der frankophonen Wikipédia.
  3. Die Confédération des travailleurs intellectuels (so in der französischsprachigen Wikipedia zu finden) ist eine im März 1920 gegründete Gewerkschaftsorganisation für intellektuelle Arbeitnehmer.
  4. Magistrat; siehe Magistrat (France) in der frankophonen Wikipédia.

Einzelnachweise

  1. Acte de décès (Seite 6/31). In: Archives Paris. Abgerufen am 4. Mai 2025 (französisch).
  2. a b c d e f Zoom sur l’avocate Suzanne Grinberg (1888–1972). In: Musée du Barreau de Paris. Abgerufen am 4. Mai 2025 (französisch).
  3. a b Sybil Oldfield: International Woman Suffrage: October 1918-September 1920. Taylor & Francis, 2003, ISBN 978-0-415-25740-4 (google.de).
  4. Marielle Delorme-Hoechstetter: Aux origines d'HEC Jeunes Filles, Louli Sanua. In: Travail, genre et sociétés. 2000, doi:10.3917/tgs.004.0077.
  5. Steven Hause, Anne Kenney: The Limits of Suffragist Behavior: Legalism and Militancy in France, 1876–1922. In: The American Historical Review. 1981, doi:10.2307/1860134.
  6. Elisa Camiscioli: Intermarriage, Independent Nationality, and the Individual Rights of French Women: The Law of 10 August 1927. In: French Politics, Culture and Society. 1999, S. 52–74, doi:10.3167/153763799782378320.
  7. Grinberg. In: Base Léonore. Abgerufen am 4. Mai 2025 (französisch).
  8. Sara L. Kimble: Emancipation through Secularization: French Feminist Views of Muslim Women’s Condition in Interwar Algeria. In: French Colonial History. 2006, JSTOR:41938268.
  9. La juridiction administrative mobilisée à l’occasion de la Journée internationale des droits des femmes. In: Conseil d’État. Abgerufen am 4. Mai 2025 (französisch).
  10. au:Grinberg, Suzanne,. In: WorldCat. Abgerufen am 4. Mai 2025.