Stuhlbank (Einrichtung)

Eine Stuhlbank, auch Fäkalbank oder Stuhlspenderbank genannt, ist eine Einrichtung, die auf die Sammlung, Aufbereitung, Lagerung und Bereitstellung von menschlichem Stuhl spezialisiert ist. Die dort gelagerten Stuhlproben stammen von gesunden Spendern und werden insbesondere zur Durchführung einer fäkalen Mikrobiota-Transplantation (FMT) verwendet, einer Therapieform zur Wiederherstellung einer gesunden Darmflora.

Zweck und Bedeutung

Die Stuhltransplantation ist mittlerweile etabliert in der Behandlung von rezidivierenden Clostridioides difficile-Infektionen (CDI), wo sie Heilungsraten bis zu 90 % hat.[1] Stuhlbanken dienen vor allem der Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Stuhlproben für die Behandlung von Patienten mit CDI.[2] Sie können Patienten einen im Vergleich zur patientenorientierten Spende zeitnahen und gerechten Zugang zu dieser Therapieform ermöglichen. Sie bieten einen rückverfolgbaren Arbeitsablauf, der die Sicherheit und Qualität der Verfahren gewährleistet.[3] Auch die Überwachung des Behandlungsergebnisses, von Neben- und Langzeitwirkungen einer FMT sollte gegeben sein.[2] In einem Konsensus-Projekt beleuchteten Fachgruppen aus Europa, Nordamerika und Australien 2019 verschiedene Aspekte und trugen Kriterien für die Einrichtung und den Betrieb von Stuhlbanken zusammen.[3]

Darüber können Stuhlbanken auch Proben für Forschungszwecke verfügbar machen,[4] etwa zur Untersuchung des menschlichen Mikrobioms oder zur Entwicklung neuer Therapien gegen entzündliche Darmerkrankungen, Adipositas und andere Erkrankungen, bei denen eine gestörte Darmflora eine Rolle spielt.[5]

Aufbereitung und Lagerung

Die Stuhlproben werden unter hygienischen Bedingungen entnommen, in Speziallabors verarbeitet und mit Lösungen vermischt, die die Mikroorganismen stabilisieren. Anschließend werden sie in der Regel tiefgefroren (bei −80 °C) gelagert, um eine langfristige Verwendung zu ermöglichen.

Geschichte

Die erste moderne Stuhlbank wurde 2012 in den USA unter dem Namen OpenBiome gegründet[6] und diente als Vorbild für ähnliche Einrichtungen weltweit. In Europa entstanden in den Folgejahren ebenfalls mehrere Fäkalbanken, teils an Universitätskliniken angesiedelt.

Beispiele für Stuhlbanken[2]
Name, Ort Land Gründung Produkte
OpenBiome, Somerville[7] USA 2012 Gefrorene Stuhlproben für verschiedene Verabreichungswege
Krankenhaus Saint-Antoine AP-HP, Paris[8] Frankreich 2014 Gefrorene Stuhlproben
Universitätsklinikum Köln[9] Deutschland 2014 Gefrorene Stuhlproben für verschiedene Verabreichungswege
Leiden University Medical Centre[10] Niederlande 2015 Gefrorene Stuhlproben
Microbiome Treatment Centre, Birmingham[11] Großbritannien 2015 Gefrorene Stuhlproben
Asia Mikrobiota Bank, Hongkong[12] China 2016 Gefrorene verarbeitete Mikrobiota
Human Biome Institute, Warschau[13] Polen 2020 Zubereitungen für verschiedene Verabreichungswege
Catalonia Microbiota Bank, Barcelona[14] Spanien 2024 Gefriergetrocknete Proben

Rechtlicher und ethischer Rahmen

Die Einrichtung und der Betrieb von Stuhlbanken unterliegen nationalen und internationalen medizinischen, ethischen und rechtlichen Vorgaben. In vielen Ländern (z. B. Deutschland, Frankreich, Spanien, UK, USA[15]) wird die fäkale Mikrobiota-Transplantation als eine Form der biologischen Arzneimitteltherapie betrachtet, was spezifische Anforderungen an Zulassung, Qualitätssicherung und Patientenaufklärung mit sich bringt. In Deutschland ist der Betrieb von Stuhlbanken nur im beschränkten Rahmen möglich. Die Herstellung von FMT-Präparaten muss unter der unmittelbaren fachlichen Verantwortung des behandelnden Arztes erfolgen. Sie ist anzeigepflichtig nach § 67 Abs. 1 und 2 des Arzneimittelgesetzes (AMG).[16] In Deutschland dürfen die i. d. R. an Kliniken angesiedelten Stuhlbanken Proben nicht für andere Kliniken herstellen und versandfertig machen.[17]

Einzelnachweise

  1. Fäkaler Mikrobiota-Transfer: Viel Potenzial, viele Hürden, gute Perspektiven, Hamburger Expertenkreis Mikrobiom, 2023.
  2. a b c Elisabeth M. Terveer, Yvette H. van Beurden, Abraham Goorhuis, Jos F. M. L. Seegers, Martijn P. Bauer, Els van Nood, M.G.W. Dijkgraaf, Chris J. Mulder, Christina M. J. E. Vandenbroucke‐Grauls, Hein W. Verspaget, Josbert J. Keller, Ed J. Kuijper: How to: Establish and run a stool bank. In: Clinical Microbiology and Infection. 2017, Band 23, Nummer 12, S. 924–930. doi:10.1016/j.cmi.2017.05.015.
  3. a b Giovanni Cammarota, Gianluca Ianiro, Colleen Kelly, Benjamin H. Mullish, Jessica R. Allegretti, Zain Kassam, Lorenza Putignani, Monika Fischer, Josbert J. Keller, Samuel P. Costello, Harry Sokol, Patrizia Kump, Reetta Satokari, Stacy A. Kahn, Dina Kao, Perttu Arkkila, Ed J. Kuijper, Maria J. G. T. Vehreschild, C. Pintus, Loris Riccardo Lopetuso, Luca Masucci, Franco Scaldaferri, Elisabeth M. Terveer, Max Nieuwdorp, Antonio López–Sanromán, Juozas Kupčinskas, Ailsa Hart, Herbert Tilg, Antonio Gasbarrini: International consensus conference on stool banking for faecal microbiota transplantation in clinical practice. In: Gut. 2019, Band 68, Nummer 12, S. 2111–2121 doi:10.1136/gutjnl-2019-319548.
  4. Justin Chen, Amanda Zaman, Bharat Ramakrishna, Scott W. Olesen: Stool Banking for Fecal Microbiota Transplantation: Methods and Operations at a Large Stool Bank. In: Frontiers in Cellular and Infection Microbiology. 2021, Band 11. doi:10.3389/fcimb.2021.622949.
  5. Christoph Lübbert: Fäkaler Mikrobiom-Transfer (FMT) – eine Übersicht. In: Adipositas - Ursachen Folgeerkrankungen Therapie. 2019, Band 13, Nummer 04, S. 223–229. doi:10.1055/a-0966-9669.
  6. Peter Andrey Smith: A New Kind of Transplant Bank - The New York Times. In: nytimes.com. 17. Februar 2014, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  7. OpenBiome: Accelerating Discoveries in Microbiome Science. In: openbiome.org. 17. August 2022, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  8. Centre de Transplantation fécale de l'AP-HP - Hôpital Saint-Antoine AP-HP. In: saintantoine.aphp.fr. Abgerufen am 1. Juni 2025 (französisch).
  9. Innere Medizin | Uniklinik Köln. In: innere1.uk-koeln.de. 11. Dezember 2024, abgerufen am 1. Juni 2025.
  10. NDFB - Home. In: ndfb.nl. Abgerufen am 1. Juni 2025 (niederländisch).
  11. Microbiome Treatment Centre, University of Birmingham. In: birmingham.ac.uk. 1. Juni 2025, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  12. Human Microbiota Transplant – Asia Microbiota Bank 亞洲益菌中心 - Fecal Microbiota Transplant (FMT). In: asiabiobank.com. Abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  13. Gut Microbiota Bank - Human Biome Institute. In: human-biome.com. 4. März 2022, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  14. Microbiome Unit | Hospital de Bellvitge. In: bellvitgehospital.cat. 31. März 2022, abgerufen am 1. Juni 2025 (englisch).
  15. Faecal Microbiota Transplantation (PDF-Datei), EU Innovation Network Horizon Scanning Report, Europäische Arzneimittelagentur und Heads of Medicines Agencies, Juni 2022, auf ema.europa.eu
  16. BfArM - Risikoinformationen - Fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT, Stuhltransplantation): Risiko für die Übertragung von multiresistenten Erregern. In: bfarm.de. 26. Juni 2023, abgerufen am 2. Juni 2025.
  17. Juliet Merz: Hintergrund - Fäkaler Mikrobiota-Transfer - Auf den Stuhl gesetzt. In: laborjournal.de. 8. Februar 2021, abgerufen am 2. Juni 2025.