Stadtmuseum (Schwandorf)


Das Stadtmuseum Schwandorf widmet sich auf über 700 m² der Präsentation und Vermittlung der Kulturgeschichte der Stadt Schwandorf und der umliegenden Region in der mittleren Oberpfalz mit den Schwerpunkten Stadtgeschichte, Industriegeschichte, Museumsgeschichte, Religionsgeschichte und Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im NaturInfoZentrum, das sich im Dachgeschoss anschließt, werden die Naturräume des Landkreises Schwandorf anschaulich gemacht.
Seit 2024/2025 ist die sogenannte „Falkenauer Heimatstube“, eine Sammlung zur Erinnerungskultur der Vertriebenen des ehemaligen Kreises Falkenau (heute Sokolov in Tschechien), an das Stadtmuseum angegliedert.
Geschichte
Auf Initiative von heimatgeschichtlich interessierten und engagierten Bürgern der Stadt – Ludwig Hofbauer, August Gnauck, Raimund Strixner, Emanuel und Ludwig Schwaiger – wurde in Schwandorf 1912 das erste Museum als „Ortsmuseum“ gegründet und einige Monate später 1913 im so genannten Englhaus eröffnet. Es befand sich im Spitalgarten ganz in der Nähe des heutigen Rathauses. Bereits damals wurde es von der Stadt Schwandorf als Trägerin übernommen und ist somit die älteste städtische Kultureinrichtung.
Diese frühe heimatgeschichtliche Sammlung musste mehrmals umziehen, was für den Sammlungsbestand nicht immer förderlich war. Seit 1963 befindet es sich in einem Gebäude in der Altstadt Schwandorfs. Zunächst bestand die damals „Heimatmuseum“ genannte Einrichtung nur aus wenigen Räumen unter ehrenamtlicher Leitung. In den 1980er Jahren erfolgte dann eine erste wissenschaftliche Bearbeitung und Erfassung des Bestandes und eine Neuaufstellung der Dauerausstellung im gesamten Gebäudekomplex unter hauptamtlicher wissenschaftlicher Leitung. Das damals räumlich stark erweiterte und neu eingerichtete Museum wurde 1989 eröffnet.
Als dynamisch sich ständig weiterentwickelnde Einrichtung – seit 1997 als „Stadtmuseum“ bezeichnet – wurde diese mittlerweile nach heutigen Maßstäben neu konzipiert: Die Exponate in der jetzigen Dauerausstellung präsentieren sich seit der Wiedereröffnung 2022 sowohl inhaltlich als auch innenarchitektonisch zeitgemäß der Öffentlichkeit. Dazu gehören museumspädagogische und multimediale Vermittlungsformen. Mit der Einrichtung eines NaturInfoZentrums im Dachgeschoß und einer MuseumsAktivWerkstatt wurde damit bereits 2013 begonnen.
Museumsgebäude
Der Museumskomplex setzt sich aus zwei Anwesen zusammen. Die Geschichte des älteren Teils reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück und wurde früher als Stadtapotheke genutzt. Von 1863 bis 1922 befand sich in den Räumen auch das Rathaus der Stadt Schwandorf. Es gab der Rathausstraße, in der sich das Museum befindet, den Namen.
Große Erneuerungsmaßnahmen des denkmalgeschützten Hauses wurden während der Altstadtsanierung in den 1980er Jahren vorgenommen. Dabei wurden mehrere Gebäudeteile verbunden und nach damals modernen Maßstäben umgebaut und saniert.
Ein Altbau mit einer Jahrhunderte währenden Geschichte erschwert die Umgestaltung, wenn (weitgehende) Barrierefreiheit geschaffen werden soll. Dafür sorgen ein barrierefreier Haupteingang, Hublifte, Aufzug und mit Rampen innenarchitektonisch erschlossene Räume zumindest im Erdgeschoss (mit einem Bereich für Wechselausstellungen) und Obergeschoss. Das Museum soll ein Ort der Begegnungen, des kulturgeschichtlichen und naturkundlichen Erfahrens und Austausches für alle sein.
Museumssammlungen

Die in der Dauerausstellung gezeigten thematischen Schwerpunkte Museumsgeschichte, Stadtgeschichte, Religionsgeschichte, Kriegs- und Nachkriegsgeschichte und Industriegeschichte spiegeln auch das Sammlungskonzept des Stadtmuseums Schwandorf wieder: Die hier präsentierten Museumsexponate sind aber nur eine exemplarische Auswahl des mehrere Tausend Objekte umfassenden Museumsbestandes, der in verschiedenen Depots im Museumsgebäude aber auch extern aufbewahrt wird. Ein wichtiger Sammlungsschwerpunkt ist inzwischen die vielfältige Keramikproduktion (Steingut, Steinzeug, Feuerton, Porzellan) der ehemaligen Tonwarenfabrik Schwandorf. Dokumentation und Erfassung der Sammlungsobjekte erfolgen hierbei nach modernen wissenschaftlichen Kriterien digital.
Das gilt ebenso für die Sammlung der Falkenauer Heimatstube, die sich seit 2024/25 in der Obhut des Stadtmuseums Schwandorf befindet. Diese widmet sich mit einem spannenden und vielfältigen Bestand der Erinnerungskultur der Vertriebenen aus dem einstigen Falkenau und dessen Kreisgebiet, das im Egerland lag; dazu gehören Bücher, Schriftgut (darunter historische Postkarten und Fotos), Graphik, Kunst und Exponate zu den Themen Trachten und Textilien (wie Spitzen), Geschirr und Glas, Volksfrömmigkeit und Religion, aber ebenso Handwerk und Bergbau.
NaturInfoZentrum

Im NaturInfoZentrum können die Museumsbesucher eine naturkundliche Reise durch die Naturräume des Landkreises Schwandorf und dessen oberpfälzische Umgebung unternehmen. Die Ausstellung gliedert sich in fünf Bereiche, die beispielhaft für die Landschaftsformen der mittleren Oberpfalz stehen: kalksteinreicher Jura im Westen, Flusstäler und Auenlandschaften wie das Naabtal, Moor-, Weiher- und Seengebiete wie das Charlottenhofer Weihergebiet und das Oberpfälzer Seenland, ebenso ausgedehnte Wälder wie der Taxöldener Forst oder die Wälder des Raffa bei Burglengenfeld – und schließlich das von Menschenhand geprägte Kulturland mit seinen unterschiedlichen Feldfrüchten als Acker- oder Weideland.
Wechselausstellungen und Veranstaltungsprogramm
Museumspädagogische Veranstaltungen z. B. im Rahmen von Ferienprogrammen oder Aktionstagen, vermitteln naturkundliche und kulturgeschichtliche Inhalte aus einer Mitmachperspektive und lassen große und kleine Besucher an den Museumsinhalten aktiv teilhaben. Die MuseumsAktivWerkstatt dient zudem Schulklassen und ebenso Kinder-, Jugend- oder Erwachsenengruppen, um beispielsweise in Workshops oder bei handwerklichen Vorführungen vielfältige geschichtlich-heimatkundliche oder naturbezogene Aspekte aktiv zu erfahren.
Mehrmals im Jahr werden im Stadtmuseum Schwandorf außerdem Wechselausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen angeboten, die entweder ergänzend zum Museumsbestand und zur Dauerausstellung funktionieren und den regionalen Blickwinkel des Museums hinsichtlich kulturhistorischer und naturkundlicher Aspekte erweitern.
Literatur
- Eva Maria Keil: Stadtmuseum Schwandorf – Ein Museum macht Stadtgeschichte. In: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf. Band 24/25, Hg.: Landkreis Schwandorf 2013/2014, S. 53–64
- Elisabeth Vogl, Eva Maria Keil: … alles andere als verstaubt! Älteste Kultureinrichtung Schwandorfs auf dem Weg in die Zukunft! In: Festschrift Das Kulturfest der Oberpfälzer in der Großen Kreisstadt Schwandorf – 43. Bayerischer Nordgautag. Regensburg 2022, S. 189–193
- Gerhard Hampl: Die „Falkenauer Heimatstube“ In: Das Kulturfest der Oberpfälzer in der Großen Kreisstadt Schwandorf – 43. Bayerischer Nordgautag. Regensburg 2022, S. 200–203
Weblinks
Koordinaten: 49° 19′ 47,2″ N, 12° 6′ 21,7″ O