Simon der Gerechte

Zeichnung des traditionellen Grabes von Simon dem Gerechten (hebräisch קבר שמעון הצדיק Kever Shimon haTzadik), Illustration aus Brockhaus und Efron Jewish Encyclopedia (1906–1913)

Simon der Gerechte (hebräisch שמעון הצדיק Schimon ha-Tzaddik) war ein jüdischer Hohepriester während der Zeit des Zweiten Tempels. Er wird auch in der Mischna (Avot 1,2) erwähnt, wo er als eines der letzten Mitglieder der Großen Versammlung (hebräisch כְּנֶסֶת הַגְּדוֹלָה Kəneset haGədōlā) beschrieben wird. Die „Große Versammlung“ war eine Versammlung von Schriftgelehrten, Weisen, die von der frühen Zeit des Zweiten Tempels (um 516 v. Chr.) bis zur frühen hellenistischen Periode (Beginn mit Alexanders Eroberung im Jahr 332 v. Chr.) existierte. Zu den Mitgliedern der Versammlung, bekannt als Anshei Knesset HaGedolah (hebräisch אַנְשֵׁי כְּנֶסֶת הַגְּדוֹלָה die „Männer der Großen Versammlung“).

Simon der Gerechte ist am ehesten mit Simon I.[1], Sohn des Onias I. aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. identisch. Onias I. war ein Sohn des Jaddua[2]), der in Nehemia, (Neh 12,10–11.22 ) erwähnt wurde.

Er gilt als einer der letzten Priester (Kohen) aus der Linie der Zaddikiden (Gerechten), die den Tempel in Jerusalem leiteten, bevor die Makkabäer (Hasmonäer) die politische Macht übernahmen und war eine zentrale Figur im jüdischen Leben während einer schwierigen politischen und religiösen Periode.

Der Talmud (Sotah 33a; Jerusalemer Talmud Sotah 4:3; Shir haShirim Rabbah 38c; Tosefta Sotah 13), Josephus (Jüdische Altertümer, 12.2.5.) und das Buch Jesus Sirach (Sir 50,1-21 ) enthalten Berichte über ihn. Er wurde „der Gerechte“ genannt, weil er ein frommes Leben führte und seinen Landsleuten gegenüber gütig gewesen sein soll.[3] Laut Jesus Sirach baute er die Mauern Jerusalems wieder auf, die von Pharao Ptolemaios I. Soter niedergerissen worden waren und reparierte die Schäden am Tempel in Jerusalem, indem er die Grundmauern seines Hofes erhöhte und die Zisterne zu einem Becken erweitern ließ.

Leben und Wirken

Dennoch bleibt eine Kontroverse und Unklarheit, ob Simon I. (Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.) oder sein Enkel[4] Simon II. (ca. 219 v. Chr. bis ca. 190 v. Chr.) gemeint ist; beide aus der Familie der Oniaden.[5][6] Laut Josephus ist Simon der Gerechte mit Simon I. (310–291 oder 300–273 v. Chr.) identisch, der Sohn von Onias I. und Enkel von Jaddua.[7]

Über sein Leben existiert eine Anzahl von Erzählungen, die eine Mischung aus Fakten und Fiktion darstellen. Der Talmud, Josephus und das Buch Jesus Sirach enthalten Berichte über ihn. Er wurde wegen seines frommen Lebens und seiner Güte gegenüber seinen Landsleuten „der Gerechte“ genannt. Laut Jesus Sirach baute er die Mauern Jerusalems wieder auf, die von Pharao Ptolemaios I. niedergerissen worden waren, und reparierte die Schäden am Tempel in Jerusalem, indem er die Grundmauern seines Hofes erhöhte und die Zisterne zu einem Becken erweiterte.[8]

Er war ein Gegner der Nasiräer und aß nur einmal von den Opfergaben dieser Sekte. Der Legende nach sei ein junger Mann mit wallendem Haar zu ihm gekommen und wünschte sich, dass ihm das Haupt geschoren werde. Als er nach seinem Beweggrund gefragt wurde, antwortete der junge Mann, er habe sein eigenes Gesicht in einer Quelle gespiegelt gesehen und es habe ihm so gefallen, dass er fürchtete, seine Schönheit könnte ihm zum Götzen werden. Deshalb wollte er sein Haar Gott opfern und Simeon nahm daraufhin von dem Sündopfer teil, das er darbrachte. Der Mischna zufolge war Antigonos von Socho[9] ein Schüler Simons.

Literatur

  • Wilhelm Bacher, Schulim Ochser: Simeon the Just. Jewish Encyclopedia. (1901–1906), auf jewishencyclopedia.com [6]
  • William David Davies, Louis Finkelstein, John Sturdy: The Cambridge history of Judaism. The Hellenistic age. Cambridge University Press, Cambridge, 1989, ISBN 978-0-521-21929-7
  • Markus Witte: Theologien im Buch Jesus Sirach. In: Markus Witte (Hrsg.): Theologie im Alten Testament: Beiträge zur Theologie des Alten Testaments. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-525-55775-6, auf publikationen.uni-tuebingen.de [7] S. 112; 118

Einzelnachweise

  1. Frank Ueberschaer: Onias / Oniaden. Deutsche Bibelgesellschaft, auf die-bibel.de [1]
  2. hebräisch יַדּוּעַ בֶּן־יוֹנָתָן Jaddûaʿ ben-Yônātān er war wiederum der Sohn Jonathan
  3. Sprüche der Väter (hebräisch פרקי אבות Pirqe Avot), Simon der Gerechte war einer der letzten „Männer der Großen Ratsversammlung“. Er sagte: Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht: Das Gesetz, der Gottesdienst, die Werke der Nächstenliebe.
  4. Onias II. war der Sohn von Simon I. und Vater von Simon II.
  5. Wilhelm Bacher, Schulim Ochser: Simeon the Just. Jewish Encyclopedia (1901–1906), auf jewishencyclopedia.com [2]
  6. Frank Ueberschaer: Onias / Oniaden. Deutsche Bibelgesellschaft, auf die-bibel.de [3]
  7. Viele Aussagen über ihn werden von antiken und modernen Gelehrten unterschiedlich auf vier verschiedene Personen zurückgeführt, die denselben Namen trugen: Simon I. (von Fränkel und Grätz ); Simon II. (von Krochmal im 18. Jahrhundert, Brüll im 19. und Moore und Zeitlin im 20. Jahrhundert); Simon Makkabäus (von Löw); oder Simeon, der Sohn von Gamaliel (von Weiss). Der wissenschaftliche Konsens des späten 20. Jahrhunderts fiel auf Simon II.
  8. Heinrich Graetz: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1902, Band 2.2, S. 246, auf zeno.org [4] „7. Kapitel. Simon der Gerechte und seine Nachkommen“
  9. Louis Ginzberg: Antigonus of Soko. Jewish Encyclopedia (1901–1906), auf jewishencyclopedia.com [5]