Schloss Kliczków
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Das Schloss Kliczków (deutsch: Schloss Klitschdorf) befindet sich bei Osiecznica (Wehrau) in Polen und war bis 1944 im Besitz des Hauses Solms-Baruth.
Geschichte
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Vor 1945
Klitschdorf wurde 1297 am Queis als Grenz-Wehrburg Bolkos I. von Schweidnitz gegründet. 1391 kam es in den Besitz der ursprünglich sächsischen Familie von Rechenberg. Fast 300 Jahre lang blieben die Güter Klitschdorf und Wehrau in den Händen derer von Rechenberg. Das Hauptgebäude wurde 1585 im Renaissance-Stil errichtet. 1611 stattete der böhmische König Matthias Klitschdorf einen Besuch ab.
1767 kam das Schloss, nach mehreren Besitzerwechseln, durch Kauf in die Hände der gräflichen Familie zu Solms, des Hauses Solms-Baruth, welches sich 1697 in die genealogischen Zweige Baruth und Klitschdorf unterteilte,[1] und später wieder vereinte. Besitzer wurde Hans Christian Graf zu Solms-Baruth, vor 1797 dann Johann Christian zu Solms-Klitschdorf,[2][3] der auch als Bauherr tätig war. 1810 wurde der große Ballsaal mit Empire-Ausstattung errichtet. Die Familie zu Solms betrieb bereits vor 1850 standesgemäß eine Vollblut-Pferdezucht auf Gut Klitschdorf.[4] Diese Tradition wurde über viele Jahrzehnte von den Nachfahren gepflegt.[5]
1881 begannen die Berliner Architekten Heinrich Kayser und Karl von Großheim den umfangreichen Ausbau Klitschdorfs. Sie mischten im Stil der Zeit englische Gotik mit italienischer Renaissance und französischem Manierismus. Eduard Petzold entwarf zeitgleich den 80 ha großen englischen Landschaftsgarten. Friedrich 2. Fürst zu Solms-Baruth, Ehefrau Rosa geb. Teleki von Szek, verw. von Wurmbrand-Stuppach, seine Kinder wurde alle auf Klitschdorf geboren.[6] 1906 weilte Kaiser Wilhelm II. zur Jagd in Klitschdorf. Auch der Kronprinz Wilhelm war gut zwei Jahrzehnte später aus gleichen Gründen in Klitschdorf zu Gast.[7]
1920 erbte Friedrich 3. Fürst zu Solms-Baruth das Schloss und wählte es zu seinem Hauptwohnsitz. Als Generalbevollmächtigter vor Ort agierte er als Güterdirektor der vormalige Konteradmiral Hans Quaet-Falsem.[8] Sein wichtigster Besitz waren aber die Güter der Standesherrschaft Baruth in den brandenburgischen Kreisen Jüterbog-Luckenwalde und Luckau gelegen.[9] Während der Nazi-Zeit engagierte sich Solms-Baruth im Kreisauer Kreis im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nach dem misslungenen Anschlag auf Adolf Hitler wurde Solms-Baruth verhaftet und sein Besitz beschlagnahmt.
Nach 1945
Das Schlossgebäude überstand den Zweiten Weltkrieg beinahe unbeschadet, doch die Innenausstattung wurde von sowjetischen Soldaten geplündert. 1949 zerstörte ein Brand die Wagenhalle und die Gesindestuben. In den 1950er Jahren befand sich im Schloss die örtliche Forstbehörde, die die Innenausstattung schwer vernachlässigte und die Stuckaturen und Kachelöfen zugrunde richtete. Erhalten blieb der Pferdefriedhof der einstigen Besitzer.[10]
1971 erwarb die Technische Hochschule Breslau das Schloss und versuchte vergeblich, das Schloss Klitschdorf zu retten. Nach der politischen Wende übernahm eine Breslauer Firma das Gebäude und baute es zu einem luxuriösen Konferenz- und Erholungszentrum aus, das 1999 eröffnet werden konnte.
Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[11] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.
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Älteste Aufnahme vom Herrensitz -
Schloss Klitschdorf um 1862/63, Sammlung Alexander Duncker -
Schloss und Park -
Der Schlosspark
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Grabstein auf dem Pferdefriedhof
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Gesamtplan
Literatur
- Piotr Napierała: Zamek Kliczkow – Historia i wspolczesnosc / Schloss Kliczkow – Geschichte und Gegenwart. Verlag Integer, 2004, ISBN 83-920727-0-7; 152 S.
- Romuald M. Łuczyński: Burgen und Schlösser in Niederschlesien. Oficyna Wydawnicza Politechniki Wrocławskiej, Wrocław 1998, S. 120.
- Chlodwig Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg: Schloss Klitschdorf in Niederschlesien., In: Über Land und Meer. Oktav-Ausgabe Der Monat, Jahrgang 1905/06, Band 1, Deutsche Verlags-Anstalt, Berlin / Stuttgart / Leipzig 1905/06, S. 370 ff.
- Chlodwig Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg: Schloss Klitschdorf in Niederschlesien., In: Über Land und Meer. Deutsche Illustrierte Zeitung. Band 44, 47. Jahrgang, Deutsche Verlags-Anstalt, Berlin / Stuttgart / Leipzig 1905/06, S. 1024 ff.
- Klitschdorf. In: Rudolph zu Solms-Laubach: Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms. Verlag C. Adelmann, Frankfurt am Main 1865. MDZ.
- Klitschdorf. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 5. Duncker, Berlin 1862, Blatt 260 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]). Text
Weblinks
- Die Familie zu Solms. Klitschdorf-Bildmaterial, Thejc.com
- Schlosspark Klitschdorf / Kliczków. Homepage des Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. u. a. Wilhelm Reuling: Das Ebenburtsrecht des Lippischen Hauses nach Hausgesetzen und Hausobservanz. Rechtsgutachten. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1897, S. 150.
- ↑ Klitschdorf: Johann Christian zu Solms., In: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften (Hrsg.): Neue Lausi(t)zische Monatsschrift. Band 2/Stück 7/12, E. G. Anton, Görlitz 1800, S. 318.
- ↑ Vgl. Des Weiteren: Johann Christian Wilhelm Juncker (Hrsg.): Archiv der Arzte und Seelsorger wider die Pockennoth. Viertes Stück, Neujahrsmesse 1798, Verlag Weygand, Leipzig 1798, S. 207.
- ↑ C. H. Vogler: Allgemeines Gestüt-Buch. Ein Verzeichnis der Vollblut-Pferde nebst ihrer Abstammung. Band 1, Komm. A. Asher & Comp. Selbstverlag, Berlin 1847, S. 179.
- ↑ Der Sporn. Zentral-Blatt für die Gesammt-Interessen des deutschen Sport`s. Organ der Landes-Vollblut-Zucht. 16. Jahrgang, No. 50, Komm. Julius Werner Leipzig, Expedition, Berlin, Sonnabend, den 14. Dezember 1874, S. 406.
- ↑ Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuche. 1909. Jahrgang 146, II. Abt. Justus Perthes, Gotha 1908, S. 211.
- ↑ Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen: Gott helfe unserem Vaterland. Das Haus Hohenzollern 1918-1945. 2. Auflage. Langen Müller, München 2003, ISBN 3-7844-2908-4, S. 99.
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. [1937]. (Regierungsbezirk Liegnitz Niederschlesien). 15. Ausgabe, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, S. 348.
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Ludwig Hogrefe: Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch der Rittergüter, Güter und Höfe (über 20 ha) der Provinz Brandenburg, Verzeichnis. [1929]. In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 4. Auflage, (Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Jüterbog-Luckenwalde, Kreis Luckau). Selbstverlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 22 f., u. S. 252 f.
- ↑ Zlotoryja.pl/Szlak Rowerowy Euronysa/Index2.
- ↑ Mitglieder und Kooperationspartner. Homepage Gartenkulturpfad Oberlausitz e. V. beiderseits der Neiße; abgerufen am 4. Juni 2018 und am 2. August 2022
Koordinaten: 51° 20′ 11″ N, 15° 26′ 1″ O