SS-Polizei-Regiment 23
|
SS-Polizei-Regiment 23 | |
|---|---|
| Aktiv | 1941 bis 1942 |
| Staat | |
| Streitkräfte | Schutzstaffel |
| Typ | Ordnungspolizei |
| Gliederung |
Regiment / 3 Bataillone |
| Standort | Wehrkreis VIII |
| Führung | |
| Ehemalige Kommandeure |
Hermann Franz |
Das SS-Polizei-Regiment 23 entstand durch die Umbenennung des Polizei-Regiments Krakau, das nach Abschluss der Kampfhandlungen 1939 mit bestehenden Verbandsteilen der deutschen Ordnungspolizei für Sicherungsaufgaben in Polen aufgestellt worden war. Mitte 1942 erfolgte die Umbenennung in Polizei-Regiment 23 und anschließend Anfang 1943 die Ergänzung „SS“ in der Bezeichnung des Verbands.
Aufstellung und Gliederung
Das Polizei-Regiment Krakau wurde am 4. November 1939 aufgestellt. Dem Stab wurden drei Bataillone der Ordnungspolizei der vorherigen Polizeigruppe 1 sowie das Polizei-Reserve-Bataillon 5 und das Polizei-Reserve-Bataillon 106 unterstellt. Im Dezember 1939 bestand es dann aus den Polizeibataillonen 5, 62, 63, 92 und 106 zu jeweils vier Kompanien und zusätzlich gab es eine berittene Abteilung und eine Panzerkompanie.[1]
Im April 1940 verfügte die Einheit nur über zwei Bataillone, da die unterstellten Bataillone nach einer Zeit wieder gegen andere Bataillone ausgetauscht wurden. Im Juni wurde wieder ein drittes Bataillon unterstellt und im Oktober ein viertes.[2]
Der Einmarsch in die Sowjetunion, das sogenannte Unternehmen Barbarossa, im Juni 1941 führte dazu, dass Sicherungsverbände für die neu besetzten „Rückwärtigen Räume der Heeresgruppen“ benötigt wurden, und das Polizei-Regiment Krakau musste dafür solche stellen. An die Stelle der abgegebenen Einheiten traten abgekämpfte und erschöpfte Einheiten, die aus der besetzten Sowjetunion zurückkamen. Anfang Januar 1942 wurde das Polizei-Bataillon 111 im Raum Reichshof dem Regiment unterstellt. Bis zur Verlegung nach Russland im Mai 1942 waren Angehörige des Bataillons an diversen antijüdischen Maßnahmen und Exekutionen beteiligt.[3]
Als das Regiment am 9. Juli 1942 in Polizei-Regiment 23 umbenannt wurde, stellte das Polizei-Bataillon 307 das neue I. Bataillon/Pol.-Regt. 23, während das II. und III. Bataillon aus den selbstständigen Polizeikompanien Potsdam in Krakau, Frankfurt/Oder in Reichshof, Leipzig in Lemberg, München in Radom, Köln in Tschenstochau und Frankfurt/Main in Kielce gebildet wurden.[4] Die Stabskompanie des neuen Regiments wurde allerdings erst am 23. Januar 1943 aufgestellt.
Das I. Bataillon soll im August/September 1942 am Unternehmen Sumpffieber teilgenommen haben. Im Februar 1942 war es am Unternehmen Hornung im Raum Sluzk beteiligt. Ende März 1943 wurde das I. Bataillon als neues III. Bataillon/SS-Polizei-Regiment 24 abgegeben (wurde aber bei den Unternehmen Lenz-Süd und Zauberflöte noch als I./23 geführt) und wurde durch ein für das Regiment 23 neu aufgestelltes Bataillon ersetzt.[5] Das neu zusammengestellte Bataillon war 1943 in Ostgalizien in Tarnopol (3. Kompanie), im Ghetto Drohobytsch, wahrscheinlich im Ghetto Brody, im Ghetto Przemyśl, im Ghetto Rohatyn (1. Kompanie), im Judenlager Lemberg (2. Kompanie), im Ghetto Stryj (3. Kompanie) und an weiteren Orten an Razzien, Deportationen und Liquidierungen beteiligt. Angehörige des I. Bataillons nahmen 1944 an den Enterdungsaktionen des Sonderkommando 1005 teil, um die Mordspuren zu beseitigen. Die bei der Leichenverbrennung eingesetzten jüdischen Häftlingsarbeiter wurden ermordet.[6]
Alle Polizei-Regimenter erhielten am 24. Februar den Namenszusatz „SS“.
Angehörige des III. Bataillons waren an der Auflösung des großen Ghetto Piotrków Trybunalski im Oktober 1942 beteiligt. Die Transportbegleitung ins Vernichtungslager Treblinka stellte die Reserve-Polizei-Kompanie Köln. Insgesamt wurden 22.000 Menschen deportiert.[7] Das III. Bataillon war im April/Mai 1943 bei der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto im Einsatz. Danach musste es das Ghetto noch sichern und „säubern“.[8] Dem Bataillon wurden wahrscheinlich die nach der Niederschlagung des Aufstandes verbliebenen Trawniki-Einheiten unterstellt. Bei der Durchkämmung entdeckte Juden waren zu erschießen. Die Deportationszüge ins Vernichtungslager Treblinka wurden von Bataillonsangehörigen begleitet. Ferner wurden Objekte außerhalb des Ghettos wie die Staatsdruckerei und der Sitz des Gouverneurs bewacht.[9] Ein Bataillonsangehöriger erschoss unter Leitung des Chefs der 11. Kompanie (Hauptmann Meier) vierzig ausländische Zivilpersonen (35 Männer und 5 Frauen).[10] Der Bataillonsführer Major Otto Bundke wurde, u. a. wegen der reibungslos „in Warschau durchgeführten Sondermaßnahmen (Exekutionen)“, zum Kriegsverdienstkreuz vorgeschlagen.[11]
Polizisten des II. Bataillon nahmen im Sommer 1944 offenbar an Enterdungsaktionen in der Umgebung von Reichshof teil. Eingesetzte jüdische Arbeitskräfte wurden in Przemysl nach einer Enterdungsaktion von den Polizisten erschossen.[12]
Im November 1944 wurde das II. Bataillon aufgelöst und der Rest des Regiments im März 1945 gestrichen.[13]
Literatur
- Massimo Arico: Ordnungspolizei: Encyclopedia of the German Police Battalions. Leandoer and Ekholm, Stockholm 2010, ISBN 978-91-85657-99-5.
- Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-657-77043-4.
- Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941-1944. Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 978-3-506-71787-0.
- Georg Tessin, Norbert Kannapin: Waffen-SS und Ordnungspolizei im Kriegseinsatz 1939–1945: Ein Überblick anhand der Feldpostübersicht. Biblio Verlag, Osnabrück 2000, ISBN 3-7648-2471-9.
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 414.
- ↑ Arico, S. 81, 188, 191, 271, 309, 441–42; Tessin & Kanapin, S. 536, 554
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 339–341.
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 415.
- ↑ Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941-1944. S. 400, 726 und 585.
- ↑ Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1939-1945. S. 777–781.
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 448 f.
- ↑ Klaus-Peter Friedrich (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung), Band 9: Polen: Generalgouvernement August 1941–1945, München 2013, ISBN 978-3-486-71530-9, S. 656 (Stroop-Bericht)
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 624–626.
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 631.
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 630.
- ↑ Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945. S. 421.
- ↑ Arico, S. 411; Tessin & Kanapin, S. 557, 625