Rudolf Schnorf-Trudel
Rudolf Schnorf-Trudel (* 1788 in Uetikon am See; † 1850 ebenda) war ein Schweizer Unternehmer und Mitbegründer der Chemischen Fabrik Uetikon, einer der ersten chemischen Produktionsstätten der Schweiz. Gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich Schnorf (1785–1856) legte er 1818 den Grundstein für den Betrieb, der sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Produzenten von Schwefelsäure, Soda und anderen chemischen Grundstoffen in der Ostschweiz entwickelte.
Kindheit und Ausbildung
Rudolf Schnorf wuchs in einer traditionsreichen Uetiker Schiffer- und Weinbauernfamilie auf. Sein Vater, Heinrich Schnorf-Schmid (1757–1819), war Schiffer und betrieb daneben Landwirtschaft und Rebbau. Seine Mutter war Anna Maria Schmid (1763–1815), welche zu dieser Zeit den Weibel stellte. Eine weiterführende Schulbildung erhielt Rudolf nicht, im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Heinrich, der eine Privatschule in Horgen besuchte. Früh war Rudolf mit dem Transport chemischer Produkte vertraut, die per Schiff zu den am See gelegenen Textilbetrieben gebracht wurden.
Beruflicher Werdegang vor der Fabrikgründung
1813 heiratete Schnorf die Zürcherin Susanne Trudel und zog nach Zürich, wo er als Direktor in der mechanischen Baumwollspinnerei Cramer & Rüegg tätig war. Ab 1818 beteiligte er sich finanziell an der geplanten Schwefelsäureproduktion seines Bruders in Uetikon, blieb jedoch zunächst in Zürich tätig.
Gründung und Leitung der Chemischen Fabrik Uetikon
Am 5. Januar 1818 unterzeichnete Schnorf in seiner Zürcher Wohnung den Vertrag zur Errichtung einer «Vitriolfabrik» in Uetikon, gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich und den Chemikern André Métier (* 1790) und Bartholomäus Tribelhorn (1798–1827). In der Anfangsphase brachte Rudolf Schnorf vor allem Kapital und geschäftliche Kontakte ein. Nach dem Ausscheiden der Chemikerpartner 1822 und 1823 übernahm er zunehmend operative Aufgaben, insbesondere den Einkauf und Vertrieb.
Nach dem Tod seiner Frau 1829 und dem Ende seiner Anstellung als Spinnereidirektor zog Schnorf mit seinen Kindern nach Uetikon zurück und scheiterte zunächst mit dem Versuch einer eigenen Spinnerei. Ab 1834 leitete er die Fabrik nach einem Schlaganfall seines Bruders Heinrich I (1785–1846) allein. Trotz zunehmender Konkurrenz aus dem Elsass und Preisdruck konnte er den Betrieb halten.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Engagement in der Gemeinde
Die Beschaffung von Rohstoffen, insbesondere Kochsalz, und die Konkurrenz durch billigere Importe stellten Schnorf vor wirtschaftliche Probleme. Dennoch engagierte er sich politisch und amtierte von 1834 bis 1837 als Gemeindepräsident von Uetikon. 1846 zog er sich aus der Geschäftsleitung zurück, blieb aber bis zu seinem Tod in beratender Funktion tätig.
Familie
Rudolf Schnorf heiratete 1813 Susanna Trudel (1783–1829), Tochter eines Zürcher Kaufmanns. Sie hatten mindestens drei Kinder: Heinrich II (1817–1850), Rudolf II (1815–1894) und Susanna II (1818–1884). Sein Sohn Rudolf II führte die Fabrik nach 1850 weiter und baute sie technisch und wirtschaftlich aus.
Tod und Nachwirkung
Rudolf Schnorf-Trudel starb 1850 in Uetikon am See. Mit ihm endete die erste Generation der Fabrikantenfamilie Schnorf.
Literatur
- Matthias Wiesmann: Familie Schnorf und die Schwefelsäure. Chemische Grossindustrie im kleinen Uetikon. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 112. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2018, ISBN 978-3-909059-75-1.
Weblinks
- Rudolf Schnorf-Trudel im Katalog Schweizer Pioniere