Rechberggarten

Der Rechberggarten, auch Garten beim Palais Rechberg, ist eine knapp 4000 m² grosse, öffentliche Parkanlage in der Stadt Zürich. Sie ist ganz im Stil des Barock gestaltet und beruht auf den Planungen, mit denen der Garten zum Ende des 18. Jahrhunderts angelegt wurde. Die Anlage gehört heute der Universität Zürich und wird vom städtischen Gartenamt gepflegt. Sie liegt an einem Hang östlich der Altstadt. Zu der Gartenanlage gehören eine Orangerie im Norden und ein Gewächshaus im Süden sowie Spalieranlagen. Der Garten ist denkmalgeschützt. Der Landschaftsarchitekt Guido Hager bezeichnet ihn als einen der schönsten Gärten der Schweiz.[1]
Geschichte
Der Rechberggrten wurde zusammen mit dem zwischen 1759 und 1770 erbauten Palais Rechberg angelegt und galt schon damals als «der prächtigste Garten der Zeit».[2] Im Müllerplan, der in den Jahren 1788 bis 1793 entstand, ist er bereits eingezeichnet. Er reichte von der Rückseite des Palais, das am Hirschengraben gelegen ist, bis zu den östlich der Stadt gelegenen Schanzen.
Nachdem die Tochter des Bauherrn, Anna Werdmüller-Öri, 1800 gestorben war, residierten dort während des Zweiten Koalitionskriegs die Befehlshaber fremder Mächte.[2] Ein Pavillon, der auf der obersten Terrasse stand, war 1814 schon nicht mehr vorhanden, ein weiterer Pavillon wurde 1830 abgebrochen.[3]
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Zwischen 1839 und 1866 war das Grundstück im Besitz der Familie Gustav Adolf Schulthess von Rechbergs, der die barocke Anlage anglisierte: Eine Grotte, neue Treppen, geschwungene Wege und neue Bepflanzung liessen sie anlegen. Auch eine Verbreiterung der oberen Terrasse ist dokumentiert. Aus dieser Epoche stammt nicht nur der heutige Name, sondern auch die Orangerie und das Gewächshaus. Nach oben hin wurde die Anlage vergrössert.[1]
Die Nähe zur 1833 gegründeten Universität Zürich führte zur Übernahme des Geländes durch den Kanton Zürich ab 1899, der das Grundstück an die Universität übergab. Damit einhergehend wurde der Garten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zuvor hatte es einige Umbauten gegeben, die eine leichtere Pflege ermöglichten. 1958 wurde die obere Aussichtsterrasse zugunsten eines Neubaus für die Physik geopfert. Weitere Eingriffe folgten in den 1980er Jahren, als die Verlegung einer Erdleitung sowie die Umgestaltung für eine Theateraufführung grössere Erdarbeiten notwendig machten. «Der Universität [sei] zu verdanken, dass die Anlage für die Besucher trotz aller Umstände noch als Garten erkennbar geblieben ist», schreibt das Unimagazin 1998.[3] Die Grotten waren lange Zeit hinter einer Mauer verborgen, wurden 2003 wieder freigelegt und dann mit der letzten Umgestaltung und der Rückversetzung in den weitgehenden Originalzustand abgetragen.[4]
Gliederung der Anlage
Da das Gelände eine Terrassierung bedingt, gliedert der Garten sich entsprechend in den gepflasterten Hof, das Parterre und die Terrassen.

Die Mittelachse des Palais bestimmt die Mittelachse des Gartens, der sich dadurch in zwei mehrheitlich symmetrische Hälften teilt. Da das Gebäude an der Einmündung der Künstlergasse liegt, ist der Garten im Nordwesten eng begrenzt, während nach Südosten – jenseits der Mittelachse – mehr Raum zur Verfügung stand. Hier stehen das Gewächshaus, und die Terrassen können sich weiter ausdehnen.
Die erste Geländestufe vom Hof zum Parterre ist gering. Sie wird mit zwei eleganten, gewundenen Treppenläufen mit acht respektive neun Stufen und einigen Statuen überwunden, die den Hofbrunnen einfassen. Dargestellt ist ein wasserspeiender Delphin, ein Werk von Johann Baptist Babel.[5]
Das Parterre wird heute wieder von weitläufigen Blumenbeeten geprägt. Vor der rund vier Meter hohen Mauer zur ersten Terrasse liegt ein Wasserbecken mit Fontäne. Auf der Nordseite steht die kleine Orangerie mit dreiteiliger Fensterfassade zum Garten, auf der Südseite liegt etwas erhöht das Gewächshaus. Die Aufgänge zur ersten Terrasse sind schmal und asymmetrisch angelegt: An der Südseite führt ein Treppenaufgang hoch, auf der Nordseite ist eine schmale Treppe versteckt hinter der Orangerie.
Die fünf Terrassen und die Verbindungen sind unterschiedlich gestaltet. Die erste besteht vor allem aus Kies und wird bergseitig von einer Mauer begrenzt. Die nächsten drei haben nur kleine Wege und Böschungen, die weiter nach oben führen. Die zentrierte Treppe teilt sich im Aufgang zur letzten Terrasse zugunsten einer kleinen, modernen Plattform. Die Terrassen sind heute eher schlicht gehalten mit Rasen, kleinen Blumenbeeten und wenigen Zierbäumen. Die obere Terrasse ist heute durch eine Hecke von den Gebäuden, die den Garten hier begrenzen, abgetrennt. Weitere Aufgänge verbinden die zwei unteren Terrassen seitlich. Zwei Durchgänge führen von der dritten und der fünften Terrasse zum Universitätsgelände.
Bei der am Rand des Springbrunnens drappierten Frauenfigur soll es sich um die römische Patrizierin Beatrice Cenci handeln, die mit 22 Jahren auf Veranlassung von Papst Clemens VIII. hingerichtet worden ist. Schon kurz nach ihrem Tod wurde sie aufgrund ihrer Beliebtheit zahlreich bildnerisch dargestellt. Auch literarisch und musikalisch wurden ihr Denkmäler gesetzt. Mit der Antikenrezeption im Klassizismus verstärkte sich die Hinwendung zu diesen historischen Stoffen, wie die Anzahl der neu geschaffenen Werke zeigen. Es existieren oder existierten zahlreiche weitere, teils sehr unterschiedlich gestaltete Darstellungen dieser jungen Frau.
An eine Mauer des Universitätsgebäudes des Deutschen Seminars zum Garten hat sich 1978 Harald Naegeli mit einem Graffiti verewigt, das Undine darstellt und inzwischen ebenfalls denkmalgeschützt ist.[6]
Bedeutung

Auch nach bald 250 Jahren ist die Grundstruktur noch so erhalten, wie es sich die Erbauerin Werdmüller-Öri gedacht hatte: axiale Anordnung und ansteigende, reich bepflanzte Terrassen mit teils exotischer Flora, während kaum noch Mauerreste aus dieser Zeit zu finden sind.
Nach Hager ist die Anlage so zu deuten: «Drei Aufenthaltsorte» lassen sich lokalisieren, der Hofbrunnen, die Fontaine und der Pavillon. Das Wasser strömt in den Hof und kommt in dem Becken zur Ruhe, während die Fontaine eine Verbindung zum Himmel darstellt. Die Wasserspiele belustigen, die Treppen gelten als «verharrende Dynamik» in einem äusserst statischen Gefüge.[1] Gegen eine zu modernistische Interpretation bei der letzten Umgestaltung wehrte sich die Schweizerische Gesellschaft für Gartenkunst (SGGK).[7] Der Streit ging bis vor das Bundesgericht, wo die SGGK 2010 unterlag.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Guido Hager: Historische Gärten in der Schweiz. ICOMOS. In: Forum. Nr. 9, 2006, S. 13–19 (PDF; 2,8 MB).
- ↑ a b Kuriositäten aus Zürich. In: Der Nachtwanderer. 9. August 2024.
- ↑ a b Der Garten beim Palais Rechberg. In: Unimagazin. Nr. 1, 1998.
- ↑ Johannes Stoffler: Lebendiges Gartenerbe. Leitfaden für die Besitzer historischer Gärten und Parks. Kantonale Denkmalpflege Baselland, 2008, S. 18 (PDF; 8,2 MB).
- ↑ Haus zum Rechberg, urspr. zur Krone. Barockes Stadtpalais mit Rokokoelementen nach französischem Vorbild. Vornehmster Profanbau Zürichs im 18. Jh. In: Kunstführer durch die Schweiz. Bern. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK).
- ↑ Marita Fuchs: «Undine» bleibt. In: UZH News, 5. Oktober 2005, abgerufen am 6. Januar 2025.
- ↑ Streit um den Rechberggarten geht in eine weitere Runde. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. November 2005.
- ↑ Rechberggarten vor dem Umbau. In: Tages-Anzeiger. 26. November 2010.
Koordinaten: 47° 22′ 23,9″ N, 8° 32′ 54,5″ O; CH1903: 683822 / 247532