Rathaus (Hostinné)
Das Rathaus von Hostinné (deutsch Arnau) ist ein denkmalgeschütztes Renaissance-Bauwerk am zentralen Ringplatz der Stadt.
Geschichte


1477 wurde erstmals ein Rathaus in Hostinné erwähnt. 1525 wurde ein neues gotisches Rathaus erbaut, es gab demzufolge einen Vorgängerbau. 1566 explodierte der mit dem Rathaus verbundene Pulverturm, danach wurde in den Jahren 1570 bis 1600 das Rathaus vom italienischen Architekten Carlo Valmadi im Renaissancestil umgebaut.
Der damalige Stadtherr, Zdeněk von Waldstein förderte den Bau, er kaufte 1591 das Haus der Bürger Gernert und nutzte es zur Erweiterung des Rathauses. Die Weinkeller und das Braugewerbe kaufte von Waldstein ebenfalls von den Gernert.
Im Jahr 1789 wurde eine Turmuhr eingebaut. Der letzte größere Umbau erfolgte im Jahr 1912, als die zuvor stark beschädigten Sgraffitti restauriert wurden. 2002 wurde das Gebäude erneut restauriert.[1]
Gebäude
Das Rathaus hat eine Renaissacefassade mit spätgotischen gestäbten Fenstern und Türumrahmungen unter den Arkadenbögen. Erst im 16. Jahrhundert wurden die Arkaden zur neuen Marktgestaltung (Ring) angebaut, aus diesem Grund sind die Arkaden nicht unterkellert. Der Turm am Rathaus stand bis zum Arkadenanbau frei.[2]
Der mit Sgraffito verzierte Turm ist mit zwei überlebensgroßen Figuren geschmückt. Beide tragen in der einen Hand ein Schwert, in der anderen einen Schild: eines mit dem böhmischen Löwen, das andere mit dem schlesischen Adler. Zwischen ihnen hängt das Stadtwappen.
Im Erdgeschoss befindet sich eine große Remise, sie wurde für die Ratsfuhrwerke gebaut. Ratsräume im Oberstock – Seit 1938 dient der filigran ausgestattete Rathaussaal auch als Trauzimmer. Besonders sind die Zellengewölbe in den Ratsräumen.
Das Rathaus besteht historisch aus zwei Einzelhäusern, das durch Zusammenlegung der Häuser zu einem wurde. Das angrenzende Haus, meist als Hotel bzw. Gasthaus genutzt, hatte eine Verbindungsgang zu den Gewölbekellern des Rathauses.
Keller
Der Rathauskeller hat gotische rundbogige Portale aus dem 14. Jahrhundert und große Tonnengewölbe, die einst die Lagerräume der Wein- und Biervorräte der Ratsherren beinhalteten. Ein Türstock im Rathaus mit der Jahreszahl 1591 zeugt noch heute von diesem Kauf und dem Zusammenlegen beider Häuser. 1610 brannte das Rathaus bereits wieder beim großen Stadtbrand. 1875 waren noch zwei Giebel zum Ring hin zu erkennen. 1899 veränderte sich die Dachform von Spitz- zu Gaubendach. Heute ist die Ursprungsform nicht mehr erkennbar.
Gotische Kellergewölbe – Im Rathauskeller ist seit 1579 nachweislich der Ausschank von Weiß- und Rotwein an die Ratsleute mit 262 Eimern in einer Weinrechnung der Ratsherren und Weinschenke Matthes Gernert und Jakob Heier belegt. Eine Kaisersteuer für den Weinausschank wurde ebenfalls ausgewiesen. Der böhmische Schankeimer maß 61,43 Liter. Es wurden rund 16.000 Liter in einem Jahr konsumiert. Die verbundenen Ratskellergewölbe waren groß genug um wenigstens 80 Weinfässer je 200 Liter zu lagern.
Die gotisch gebauten Kellergewölbe, auf der Rathausseite des Marktes, sind ehemals zur Verteidigungszwecken miteinander verbunden gewesen. Ausmauerungen ehemaliger Verbindungen zeugen davon, das Arnau strategisch geplant gebaut wurde. Ein unterirdischer Wehrgang vom Rathaus unter der Stadtmauer hindurch bis zum Töpferberg wurde im 19. Jahrhundert zugeschüttet. In der Vedute von 1700 war an der Rückfront des Rathauses ein noch höheres, heute nicht mehr existierendes Haus mit unbekannter Nutzung angebaut (vermutlich ein Speicher). Der Stadtaufbau des 15. Jahrhunderts ließ eine spätere Erweiterung nach Osten zu. Die Kellertonnengewölbe der Bürgerhäuser besitzen teils romanische und frühgotische Eingänge.
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Spätgotische Stabwerkrahmung in der Rathauslaube -
Stabwerkrahmung an einer Rathaustür -
Ratsstube im Rathaus Hostinné -
Rathauskellergewölbe, ehem. Weinvorrats- und Weinausschankskeller
Literatur
- Otto Weiss: Die alte Heimat – Arnau an der Elbe – im Riesengebirge, Band 2, Seite 1010–1013 Bürgermeisterliste
- Stadtbuch von Arnau von 1477 bis 1520, Stadtschreiber Simon Hüttel, Leeder Seite 45
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Renesanční radnice s obry. Website der Stadt Hostinné, 25. Februar 2016, abgerufen am 8. September 2025 (tschechisch).
- ↑ Georg Schmidt: Register über den Weinhandel 1579 (in Arnau). In: Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen (Hrsg.): Aus den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Nr. 47, S. 94–100.
Koordinaten: 50° 32′ 28,1″ N, 15° 43′ 21,5″ O