Oberlandesgericht Frankfurt (Oder)

Das Oberlandesgericht Frankfurt (Oder) war von 1815 bis 1849 ein preußisches Oberlandesgericht mit Sitz in Frankfurt (Oder).

Geschichte

Die Gerichte im Königreich Preußen hatten im HRR historisch gewachsene Aufgaben, Zuschnitte und Bezeichnungen. Im Rahmen der Preußischen Reformen versuchte man, eine einheitliche Systematik einzurichten und begann damit bei den Mittelgerichten. Die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzial-Polizei- u. Finanz-Behörden vom 26. Dezember 1808[1] bestimmte, dass die unter verschiedenen Bezeichnungen wie Oberamtsregierung oder Hofgericht firmierenden obersten Gerichte jedes Landesteils künftig Ober-Landesgericht heißen sollten. Nach der Restrukturierung des Staatsterritoriums 1815 sollte jeder Regierungsbezirk zugleich das Departement (= Zuständigkeitsbereich) eines Oberlandesgerichts bilden.[2]

Für die Neumark bestand die Neumärkische Regierung in Küstrin als Mittelgericht, welche ab 1808 als Oberlandesgericht bezeichnet wurde. Erst 1815 wurde diese aufgehoben und das Oberlandesgericht Frankfurt (Oder) gebildet.[3]

Das Oberlandesgericht Frankfurt (Oder) war für den Regierungsbezirk Frankfurt zuständig.

Nach der Märzrevolution wurden die Patrimonialgerichte abgeschafft und die Oberlandesgerichte durch Appellationsgerichte ersetzt. In Frankfurt (Oder) entstand 1849 so das Appellationsgericht Frankfurt a. d. Oder.

Untergerichte

Diese nachgeordneten Gerichte waren anfangs:

Gericht Art Sitz Anmerkungen
Land- und Stadtgericht Frankfurt 1. Klasse Frankfurt (Oder) 1848 wurde das Stadtgericht Müncheberg dem Land- und Stadtgericht Frankfurt eingegliedert[4]
Land- und Stadtgericht Landsberg an der Warthe 1. Klasse Landsberg an der Warthe
Land- und Stadtgericht Crossen 1. Klasse Crossen
Stadtgericht Friedeberg 1. Klasse Friedeberg
Land- und Stadtgericht Sonnenburg 2. Klasse Sonnenburg
Land- und Stadtgericht Sorau 2. Klasse Sorau
Land- und Stadtgericht Cüstrin 2. Klasse Küstrin
Stadtgericht Arnswalde Arnswalde später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Arnswalde, 1848 wurde ein Patrimonialgericht dem Land- und Stadtgericht Arnswalde eingegliedert und es wurde damit zu einem Gericht 1. Klasse.[4]
Stadtgericht Baerwalde Baerwalde
Stadtgericht Beeskow Beeskow
Stadtgericht Berlinchen Berlinchen
Stadtgericht Calau Calau später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Calau, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Calau dem Land- und Stadtgericht Finsterwalde eingegliedert[4]
Stadtgericht Cottbus Cottbus
Stadtgericht Deinsen Deinsen
Stadtgericht Drossen Drossen
Stadtgericht Fürstenberg Fürstenberg
Stadtgericht Fürstenwalde Fürstenwalde
Stadtgericht Guben Guben
Stadtgericht Hoyerswerda Hoyerswerda später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Hoyerswerda, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Hoyerswerda in eine Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Cottbus umgewandelt[4]
Stadtgericht Kirchhayn Kirchhayn später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Kirchhayn, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Kirchhayn dem Land- und Stadtgericht Finsterwalde eingegliedert[4]
Stadtgericht Königsberg Königsberg
Stadtgericht Lippehne Lippehne
Stadtgericht Luckau Luckau
Stadtgericht Lübben Lübben
Stadtgericht Müllrose Müllrose
Stadtgericht Müncheberg Müncheberg 1848 wurde das Stadtgericht Müncheberg dem Land- und Stadtgericht Frankfurt eingegliedert[4]
Stadtgericht Neudamm Neudamm
Stadtgericht Peitz Peitz
Stadtgericht Reetz Reetz
Stadtgericht Reppen Reppen
Stadtgericht Schönfließ Schönfließ
Stadtgericht Schwiebus Schwiebus später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Schwiebus, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Schwiebus in eine Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Crossen umgewandelt[4]
Stadtgericht Seelow Seelow 1848 wurde das Stadtgericht Seelow dem Land- und Stadtgericht Cüstrin eingegliedert und in Seelow eine Gerichtskommission eingerichtet[4]
Stadtgericht Soldin Soldin
Stadtgericht Goren Gosen
Stadtgericht Spremberg Spremberg später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Spremberg, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Spremberg in eine Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Cottbus umgewandelt[4]
Stadtgericht Triebel Triebel
Stadtgericht Woldenberg Woldenberg 1848 wurde das Stadtgericht Woldenberg dem Land- und Stadtgerichts Driesen angeschlossen[4]
Stadtgericht Zielenzig Zielenzig
Stadtgericht Züllichau Züllichau später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Züllichau, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Züllichau in das Land- und Stadtgerichts Crossen eingegliedert[4]
Justizamt Beeskow Beeskow
Justizamt Bernstein Bernstein
Justizamt Biegen Biegen
Justizamt Carzig Carzig
Justizamt Pyrehne Pyrehne
Justizamt Cössenblath Cössenblath
Justizamt Trebatsch Trebatsch
Justizamt Cottbus Cottbus
Justizamt Friedrichsaue Friedrichsaue 1848 wurde das Justizamt Friedrichsaue dem Land- und Stadtgericht Cüstrin eingegliedert[4]
Justizamt Sachsendorf Sachsendorf 1848 wurde das Justizamt Sachsendorf dem Land- und Stadtgericht Cüstrin eingegliedert[4]
Justizamt Wollup Wollup 1848 wurde das Justizamt Wollup dem Land- und Stadtgericht Cüstrin eingegliedert[4]
Justizamt Dobrilugk Dobrilugk später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Dobrilugk, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Dobrilugk dem Land- und Stadtgericht Finsterwalde eingegliedert[4]
Justizamt Driesen Driesen
Justizamt Finsterwalde Finsterwalde
Justizamt Friedland Friedland
Justizamt Schenkendorff Schenkendorf
Justizamt Fürstenwalde Fürstenwalde
Justizamt Görlsdorff Görlsdorf
Justizamt Grüneberg Grüneberg
Justizamt Guben Guben
Justizamt Hoyerswerda Hoyerswerda später eingegliedert in das Land- und Stadtgericht Hoyerswerda
Justizamt Lagow Lagow
Justizamt Burschen Burschen
Justizamt Lübben Lübben
Justizamt Marienwalde Woldenberg 1848 wurde das Stadtgericht Woldenberg dem Land- und Stadtgerichts Driesen angeschlossen[4]
Justizamt Neuendorff Neuendorff
Justizamt Peitz Peitz
Justizamt Quartschen Quartschen 1848 wurde das Justizamt Quartschen dem Land- und Stadtgericht Cüstrin eingegliedert[4]
Justizamt Neudamm Neudamm 1848 wurde das Stadtgericht Neudamm dem Land- und Stadtgericht Cüstrin eingegliedert und in Neudamm eine Gerichtskommission eingerichtet[4]
Justizamt Rampitz Rampitz 1848 wurde das Justizamt Rampitz dem Land- und Stadtgericht Frankfurt eingegliedert[4]
Justizamt Senftenberg Senftenberg später umgewandelt in das Land- und Stadtgericht Senftenberg, 1848 wurde das Land- und Stadtgericht Senftenberg dem Land- und Stadtgericht Finsterwalde eingegliedert[4]
Justizamt Spremberg Spremberg später eingegliedert in das Land- und Stadtgericht Spremberg
Justizamt Zelkin und Clossow Zelkin

[5]

Daneben bestanden Patrimonialgerichte. In den folgenden Jahrzehnten erfolgten viele Zusammenschlüsse dieser Gerichte zu Land- und Stadtgerichten.

Richter

Einzelnachweise

  1. PrGS 1808 S. 464 (§ 53)
  2. Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 (PrGS S. 85, 98)
  3. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Teil II Sonderverwaltungen der Übergangszeit 1806–1815, Zentralbehörden ab 1808, Preußische Parlamente 1847–1933, Preußische Armee (bis 1866/1867), Provinzialüberlieferungen, Provinzial- und Lokalbehörden, Nichtstaatliche Provenienzen u. Archivische Sammlungen · Teil 2, 2014, S. 346, Digitalisat.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Justiz-Ministerialblatt für die preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, Band 10, 1848, S. 64, Digitalisat.
  5. Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Übersicht der gegenwärtig in den preussischen Staaten bestehenden Gesetzgebungen und Gerichtsverfaßungen, 1822, S. 13, Digitalisat.