Nuovo soggettario

Der Nuovo soggettario ist ein Sacherschließungssystem für italienische Bibliotheken. Es wird von der Nationalbibliothek Florenz (BNCF) verwaltet und implementiert, die auch das bibliografische Nachschlagewerk Bibliografia Nazionale Italiana (BNI) herausgibt. Der Nuovo soggettario kann in Bibliotheken, Archiven, Mediatheken, Dokumentationszentren und anderen Kulturerbeinstituten verwendet werden, um Ressourcen unterschiedlicher Art (Texte, Bilder, Töne, Webseiten usw.) auf verschiedenen Trägern (analog, digital) zu indizieren.

Nuovo soggettario, 2. Aufl.

Komponenten

Der Nuovo soggettario ist ein Mehrkomponentensystem. Seine Hauptbestandteile sind:

  • Eine Reihe von syntaktischen und semantischen Regeln für die Bearbeitung von Schlagwörtern (vgl. Schlagwortkatalog).
  • Ein multidisziplinärer Thesaurus in italienischer Sprache, wobei der Nuovo soggettario offene Formate verwendet, die im Rahmen von Linked Open Data (LOD) zur Verfügung gestellt werden.

Geschichte

Das Projekt entstand aus der Notwendigkeit, dass der Soggettario von 1956 nicht mehr zeitgemäß war.[1] Der Nuovo soggettario wurde von Antonia Ida Fontana, von 1996 bis 2010 Direktorin der Nationalbibliothek Florenz (BNCF), initiiert und wird seit Beginn vom Kulturministerium und dem Istituto Centrale per il Catalogo Unico (ICCU) unterstützt.

Der Nuovo soggettario entsteht in Kooperation mit verschiedenen Institutionen, insbesondere Bibliotheken, Forschungs- und Kultureinrichtungen.[2] Der Thesaurus wird fortlaufend erweitert und die strukturierten Daten mit Wikidata abgeglichen. Ausgehend von 13.000 Begriffen, die im Prototyp vom Januar 2007 erfasst waren, umfasst er mittlerweile (Stand: März 2025) 74.490 Begriffe.[3]

Soggettario und Nuovo soggettario

Soggettario

Der Soggettario von 1956 ist das Ergebnis einer zwanzigjährigen Arbeit, die von einer Gruppe von Bibliothekaren der Nationalbibliothek Florenz durchgeführt wurde (in der letzten Phase von Emanuele Casamassima koordiniert), beginnend den Rubriken des Sachkatalogs. Vorbild waren die Library of Congress Subject Headings (LCSH). Es handelte sich um eine vorkoordinierte Texterschließung auf der Grundlage von Haupteinträgen und Untergliederungen. Das Ergebnis war ein kontrolliertes Vokabular, noch ohne einen Apparat mit syntaktischen Regeln.

Bis 1999 wurde die Sacherschließung durch die Veröffentlichung der Liste di aggiornamento fortlaufend ergänzt.[4] Das lexikalische und strukturelle Profil des Soggettario blieb dagegen unverändert. Es erfüllte nicht die Anforderungen, die mit der Umstellung von Zettel- auf Online-Kataloge (OPACs) verbunden waren.

Nuovo soggettario

Screenshot des Thesaurus (2007)

Der Nuovo soggettario besteht aus einem detaillierten Regelwerk und einem multidisziplinären Thesaurus. Er entspricht den ISO-Normen für die semantische Indexierung (sowohl in Bezug auf die konzeptionelle Analyse als auch auf die Thesauri), den Richtlinien der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) und weiteren Modellen, die funktionale Anforderungen in der bibliografischen Forschung gewährleisten, wie den Functional Requirements for Bibliographic Records (FRBR) und dem IFLA Library Reference Model (IFLA LRM). Diese Eigenschaften ermöglichen die Interoperabilität mit anderen Indexierungsinstrumenten.

Der Nuovo soggettario ist Teil des Bestrebens, die Websuche zu verbessern, um die Verbindung zwischen dem Thesaurus und anderen Arten von Vokabularen zu ermöglichen. Gemäß dem Konzept der Offenheit gegenüber buchfremden Bereichen und in Erwartung einer zunehmenden Integration zwischen verschiedenen Archiven ist der Thesaurus neben den Standards Zthes und MARC21 auch in Protokollen und Formaten verfügbar, die für den Datenaustausch im Web geeignet sind, wie z. B. SKOS/RDF.

Die Nationalbibliothek Florenz (BNCF) pflegt sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene Kooperationen, um die Methoden zur Veröffentlichung der erstellten Metadaten im Internet (z. B. in Form von verlinkten Daten) zu optimieren. Die Metadaten des Thesaurus stehen unter der Lizenz Creative Commons, Attribution 4.0, zur Verfügung. Über ein Kontaktformular („Suggerimenti sul termine“) können Benutzer Anregungen und Verbesserungsvorschläge an die Redaktion schicken.

Literatur

  • Biblioteca nazionale centrale di Firenze: Nuovo soggettario. Guida al sistema italiano di indicizzazione per soggetto, 2. ed. interamente rivista e aggiornata, Roma, Associazione italiana biblioteche, Firenze, Biblioteca nazionale centrale di Firenze, 2021.
  • Alberto Cheti; Elisabetta Viti: „Functionality and Merits of a Faceted Thesaurus: The Case of the Nuovo soggettario.“ Cataloguing and Classification Quarterly 61.5–6: 708–733. 2023 doi:10.1080/01639374.2023.2223193.
  • Anna Lucarelli: „Thesauri in the digital ecosystem.“ JLIS.it 13.1: 156–176. 2022 doi:10.4403/jlis.it-12744.
  • Elisabetta Viti: „My first ten years: Nuovo soggettario growing, development and integration with other Knowledge Organization Systems (KOS).“ Knowledge Organization 44.8: 624–637. 2022 doi:10.5771/0943-7444-2017-8-624
  • Anna Lucarelli; Elisabetta Viti: „Florence-Washington round trip: ways and interconnections between semantic indexing tools in different languages.“ Cataloguing and Classification Quarterly 53. 2015 doi:10.1080/01639374.2014.1004008.
  • Alberto Cheti; Federica Paradisi: „Facet analysis in the development of a general controlled vocabulary.“ Axiomathes 18: 223–241. 2008 doi:10.1007/s10516-008-9033-4.
  • Antonia Ida Fontana: Subject Indexing between International Standards and Local Contexts: The Italian Case. IFLA. 2004.

Einzelnachweise

  1. Biblioteca nazionale centrale di Firenze (Hrsg.): Soggettario per i cataloghi delle Biblioteche italiane. Stamperia Il cenacolo, Firenze 1956.
  2. Partners. Abgerufen am 5. Juli 2025.
  3. Termini e equivalenti in altri strumenti di indicizzazione. Abgerufen am 5. Juli 2025.
  4. Biblioteca nazionale centrale di Firenze (Hrsg.): Soggetti. Liste aggiornamento 1956–1985. Bibliografica, Milano 1988.