Maximalfunktionen treten in vielen Formen in der harmonischen Analysis auf und spielen eine bedeutende Rolle beim Verständnis der Differenzierbarkeitseigenschaften von Funktionen, singulären Integralen und partiellen Differentialgleichungen. Oft bieten sie einen tieferen und vereinfachten Ansatz zum Verständnis von Problemen in diesen Bereichen, im Vergleich zu anderen Methoden.
Definition
Sei
ein Banachraum,
ein gerichtetes Netz und
ein Maßraum. Mit
wird die Menge der messbaren Funktionen auf
bezeichnet.
Sei der Operator
gegeben durch
,
wobei
ein sublinearer Operator und
eine messbare Funktion für
und
ist. Sei weiterhin

für alle
. Existiert außerdem eine dichte Teilmenge
von
, so dass für alle
die Folge
einen Grenzwert für fast alle
hat und gilt weiterhin
.
Dann ist die Grenzfunktion
der Folge
für alle
messbar und der Operator
linear. Außerdem konvergiert für eine Folge
mit
die Folge
dem Maß nach gegen
.[1]
Die Funktion
aus diesem Satz wird Maximalfunktion genannt.[1] Der Operator
heißt gelegentlich auch Maximaloperator.
Hardy-Littlewood-Maximalfunktion
Die Hardy-Littlewood-Maximalfunktion ist eine der wichtigsten Maximalfunktionen. Sie findet in vielen Bereichen Verwendung, wobei die wichtigsten Anwendungen in den Beweisen des Lebesgue-Differentiationssatzes, des Satzes von Fatou sowie in der Theorie der singulären Integraloperatoren liegen.
Für
ist die Hardy-Littlewood-Maximalfunktion
definiert durch
,
wobei
das
-dimensionale Volumen der Kugel
um
mit Radius
bezeichnet.
Nicht-tangentiale Maximalfunktionen
Die nicht-tangentiale Maximalfunktion nimmt eine Funktion
, die auf der oberen Halbebene

definiert ist, und erzeugt eine Funktion
, die auf
definiert ist, gemäß der Darstellung:

Bemerkung
Hierbei ist zu beachten, dass für ein festes
die Menge
ein Kegel in
ist, mit Scheitelpunkt bei
und einer Achse, die senkrecht zur Grenze von
steht. Der nicht-tangentiale Maximaloperator nimmt somit einfach das Supremum der Funktion
über einen Kegel mit Scheitelpunkt an der Grenze von
an.
Approximation an die Identität
Eine besonders wichtige Form von Funktionen
, bei denen die Untersuchung der nicht-tangentialen Maximalfunktion relevant ist, ergibt sich aus der Annäherung an die Identität. Dafür fixiet man eine integrierbare, glatte Funktion
auf
, die folgende Bedingung erfüllt

und definiert

für
. Anschließend setzt man

Somit kann man nun zeigen[2], dass
,
woraus folgt, dass
in
für alle
gegen
konvergiert.
Dieses Resultat kann verwendet werden, um zu zeigen, dass die harmonische Fortsetzung einer Funktion aus
in der oberen Halbebene nicht-tangential gegen diese Funktion konvergiert. Allgemeinere Ergebnisse können erzielt werden, indem der Laplace-Operator durch einen elliptischen Operator ersetzt wird.
Darüber hinaus kann man unter geeigneten Bedingungen an
zeigen, dass
,
wobei
eine Konstante ist.
BMO-Halbnorm
Für eine lokal integrierbare Funktion
auf
wird die Funktion
durch

definiert, wobei das Supremum über alle Kugeln
gebildet wird und
das Mittelwertintegral
von
über die Kugel
bezeichnet.[3] In der englischen Literatur heißt die Funktion
Sharp function[4] oder Sharp maximal function.[5] Diese Funktion definiert eine Halbnorm auf der Menge alle Funktionen, für die
beschränkt ist.
Anwendung
Diese Maximalfunktion kann verwendet werden, um punktweise Ungleichungen in Bezug auf Singularintegrale abzuleiten. Angenommen man habe einen Operator
, der auf
beschränkt ist, sodass für alle glatten und kompakt getragenen Funktionen
gilt:
.
Weiterhin sei
als Faltung mit einem Kern
realisierbar, in dem Sinne, dass für glatte
und
mit disjunktem Träger

gilt. Zusätzlich nimmt man noch eine Größen- und Glattheitsbedingung für den Kern
durch

für
an.
Dann gilt für ein festes
:

für alle
.[6]
Maximalfunktionen in der Ergodentheorie
Sei
ein Wahrscheinlichkeitsraum und
ein maßtreuer Endomorphismus von
. Die Maximalfunktion einer Funktion
ist dann definiert als:

Bemerkung
Die Maximalfunktion
erfüllt hierbei eine schwache Abschätzung, die der Hardy-Littlewood-Maximalfunktion analog ist:
,
was eine Umformulierung des maximalen Ergodensatzes darstellt, welcher verwendet wird, um den punktweisen Ergodensatz zu beweisen.
Martingal-Maximalfunktion
Wenn
eine Martingalfolge ist, kann die Martingal-Maximalfunktion wie folgt definiert werden:

Falls
existiert, gelten viele Ergebnisse, die im klassischen Fall bekannt sind (z. B.: Beschränktheit in
für
und die schwache
-Ungleichung), auch für
und
.[7]
Literatur
- Stein, E.M.: Singular Integrals and Differentiability Properties of Functions. Princeton University Press, 1971
- Stein, E.M.: Topics in Harmonic Analysis Related to the Littlewood-Paley Theory. Princeton University Press, 1970
Einzelnachweise
- ↑ a b Barry, S.: Harmonic Analysis. American Mathematical Soc., 2015, ISBN 978-1-4704-1102-2, S. 22 f. (google.de).
- ↑ Stein, E.M.: Harmonic Analysis. Princeton University Press, 1993
- ↑ Grafakos, L.: Classical and Modern Fourier Analysis. Pearson Education Inc., 2004
- ↑ Stein, E.M.; Murphy, T.S.: Harmonic Analysis: Real-variable Methods, Orthogonality, and Oscillatory Integrals. Princeton University Press, 1993, ISBN 978-0-691-03216-0, S. 146 (google.de [abgerufen am 19. Januar 2025]).
- ↑ Grafakos, L.: Fundamentals of Fourier Analysis. Springer Nature, 2024, ISBN 978-3-03156500-7, S. 271 (google.de [abgerufen am 19. Januar 2025]).
- ↑ Strömberg, J.O.; Torchinsky, A.: Weighted Hardy Spaces. Lecture Notes in Mathematics, vol 1381. Springer Verlag, Kapitel III, 1989, ISBN 978-3-540-51402-2
- ↑ Stein, E.M.: The General Littlewood-Paley Theory. Topics in Harmonic Analysis Related to the Littlewood-Paley Theory. Princeton University Press, Chapter IV, 2004