New Sculpture

Athlete Wrestling with a Python von Frederic Lord Leighton, 1877 (Bronze, Guss um 1903–1911). Leighton House Museum, London

New Sculpture bezeichnet eine Bewegung in der britischen Bildhauerkunst des späten 19. Jahrhunderts, die sich durch naturalistische Darstellungsweisen, eigenwillige Themen und eine Abkehr vom starren Neoklassizismus auszeichnet.[1][2]

Geschichte

Der Begriff New Sculpture wurde 1894 von dem britischen Kunstkritiker Edmund Gosse geprägt, der in einer vierteiligen Artikelserie für The Art Journal die stilistischen Neuerungen in der britischen Bildhauerei beschrieb. Die Bewegung entstand als Reaktion auf die vorherrschende neoklassizistische Bildhauerei und strebte nach einer lebendigeren und realistischeren Darstellung des menschlichen Körpers. Ein Schlüsselmoment war die Ausstellung von Frederic Leightons Skulptur An Athlete Wrestling with a Python im Jahr 1877, die als Wendepunkt in der britischen Skulptur gilt.[1][2] Ein weiterer wichtiger Einfluss war der französische Bildhauer Jules Dalou, der während seines Exils in England (nach der Pariser Kommune 1871) an der South Kensington School of Art und der Lambeth School of Art unterrichtete und eine neue Generation britischer Bildhauer prägte.

Rezeption

Frederic Lord Leighton: An Athlete Wrestling with a Python (1877). Tate Gallery, London

Die Bildhauer der New Sculpture wurden für ihre innovative Herangehensweise an die Darstellung des menschlichen Körpers und die Einführung neuer Materialien und Themen gelobt. Sie markierten einen wichtigen Schritt zur Modernisierung der britischen Skulptur und beeinflussten nachfolgende Generationen von Bildhauern. Einige Kritiker bemängelten jedoch, dass die Bewegung trotz ihrer Neuerungen stark an traditionellen Themen und Formen festhielt und nicht radikal genug war, um als vollständig modern gelten zu können.[2]

Stilistische Merkmale

New Sculpture ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Naturalismus: Detailreiche und realistische Darstellung des menschlichen Körpers, oft in dynamischen Posen.
  • Materialvielfalt: Verwendung von Bronze, Elfenbein, Halbedelsteinen und anderen Materialien zur Erzielung polychromer Effekte.
  • Themenvielfalt: Darstellung idealisierter Figuren aus Poesie, Mythologie und allegorischen Szenen.
  • Freistehende Skulpturen: Schwerpunkt auf autonomen, plastisch ausgearbeiteten Figuren, die von allen Seiten betrachtet werden können.

Künstler

Die wichtigsten Künstler[2] der New Sculpture Bewegung sind

  • Frederic Leighton (1830–1896): Seine Skulptur An Athlete Wrestling with a Python gilt als Auslöser der Bewegung.
  • Alfred Gilbert (1854–1934): bekannt durch den Shaftesbury Memorial Brunnen in London
  • Edward Onslow Ford (1852–1901): Schuf Werke wie The Singer, Applause und Folly
  • Harry Bates (1850–1899): bekannt für seine Skulptur Pandora
  • James Havard Thomas (1854–1921): Schuf Lycidas und war bekannt für seine präzise Arbeitsweise
  • Frederick William Pomeroy (1856–1924): Bekannt durch The Nymph of Loch Awe

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Benedict Read: Victorian Sculpture, Yale University Press, New Haven, 1982.
  • Susan Beattie: The New Sculpture, Paul Mellon Centre for Studies in British Art / Yale University Press, 1983.
  • Ian Chilvers: The Oxford Dictionary of Art, Oxford University Press, 1997.
  • Penelope Curtis et al. (Hrsg.): Sculpture in 20th-Century Britain, Henry Moore Institute, Leeds, 2003.
  • David Getsy: Body Doubles: Sculpture in Britain, 1877–1905, Yale University Press, New Haven and London, 2004.
  • David Getsy (Hrsg.): Sculpture and the Pursuit of a Modern Ideal in Britain, c.1880–1930, Ashgate, Aldershot, 2004.
  • Edmund Gosse: The New Sculpture: 1879–1894, The Art Journal, 2004.

Einzelnachweise

  1. a b Tate: New sculpture. Abgerufen am 22. Mai 2025 (britisches Englisch).
  2. a b c d Learn New Sculpture facts for kids. Abgerufen am 22. Mai 2025 (englisch).