Museum alter Maschinen und Technologien
![]() Vonwiller-Fabrik um 1900 | |
| Daten | |
|---|---|
| Ort | Žamberk |
| Art |
Technikmuseum
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| Eröffnung | 2023 |
| Website | |
Das Museum alter Maschinen und Technologien (tschechisch: Muzeum starých strojů a technologií) ist ein technikhistorisches Museum im Areal der ehemaligen Vonwiller-Textilfabrik (tschechisch: Vonwillerova Továrna) in Žamberk (deutsch: Senftenberg) im Norden der Tschechischen Republik.
Gebäude und Areal: Die Vonwiller-Fabrik
Das damals im Königreich Böhmen gelegene Gelände wurde ab 1838 als eine von vielen Betriebsstätten der aus der Schweiz stammenden Unternehmerfamilie Vonwiller genützt, nachdem der vormalige Besitzer John Parish die Nutzung der Liegenschaft in Senftenberg ermöglicht hatte. Dem war ein von Parish ausgeschriebenen Wettbewerb für eine Fabrik für die Herstellung von Wollwaren vorangegangen. Dem Sieger Nikolaus Vonwiller[1] wurde das Recht zugesprochen, die Wasserkraft der Wilden Adler kostenlos zu nutzen. Zudem vergab Parish ein zinsloses Darlehen in Höhe von 100 000 Gulden an Vonwiller.
Anfangs betrieb Vonwiller eine Schafwollfabrik, deren Spinnerei durch Wasserkraft angetrieben wurde. 1854 starb Nikolaus Vonwiller. Die Fabrik wurde von seinem jüngeren Sohn Emil[2] übernommen.
Das Prager Abendblatt berichtete am 16. Juni 1869, dass 115 von 400 Webern der Vonwiller-Feintuchfabrik in Senftenberg die Arbeit eingestellt hätten.[3] In der gleichen Zeitung war am 24. Juni 1869 zu lesen, dass die Ordnung wieder vollständig wieder hergestellt werden konnte und dass die Weber ihre Arbeit wieder aufgenommen hätten.[4]
Die Produktionsstätte wurde 1876 im Werk „Die österreichisch-ungarische Monarchie: geographisch-statistisches Handbuch mit besonderer Rücksicht auf politische und Cultur-Geschichte für Leser aller Stände“ erwähnt, allerdings ohne namentliche Angabe.[5]
Im Jahr 1899 veröffentlichte die Zeitschrift Neueste Erfindungen und Erfahrungen einen Fachbeitrag über den Einsatz des Hering'schen Dampfüberhitzers zur Effizienzsteigerung bei Vonwiller u. Co.[6]

Am 7. März 1906 berichtete das Prager Tagblatt, dass „die Tuchwarenfabrik Vonwiller & Comp. in Senftenberg niedergebrannt“ sei.[7] Ein neuerlicher Brand ereignete sich im Jahr 1911, wodurch „ein Magazin zerstört“ wurde. Die Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst merkte ausdrücklich an, dass der Schaden in Höhe von 180 000 Kronen „durch Versicherung gedeckt“ wäre.[8]
Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurden Unternehmen und Betriebsstätte auf Tschechisch umgangssprachlich als Vonwillerka bezeichnet.

Das Unternehmen wurde später in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und bestand als solche in der Tschechoslowakei sowie auch im Protektorat Böhmen und Mähren. Die Firma wurde nach der Wiedererrichtung der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht.
Nach mehrfachen Eigentumsübergängen wurde die Textilproduktion im Jahr 2006 beendet. Letzter Betreiber war die Royan a. s. mit Sitz in Pardubice. Der Schriftzug ROYAN am Hauptgebäude erinnert nach wie vor an diesen letzten industriellen Betreiber.
Bereits ab 2010 engagierten sich an Industriegeschichte Interessierte für die Umwandlung der ehemaligen Betriebsstätten in ein Museum.
Ausrichtung und Exponate
Das Museum wurde nach langen Vorarbeiten im Beisein des Staatspräsidenten Petr Pavel im Jahr 2023 eröffnet, war aber schon in vorangegangenen Jahren zu besonderen Veranstaltungen geöffnet.
Ein Hauptaugenmerk der Sammlung liegt im Bereich der historischen Maschinen. Das sind insbesondere original erhaltene Maschinen für die Textilproduktion sowie stationäre und mobile Dampfmaschinen. Nach eigener Darstellung verfügt das Museum über die größte Sammlung von Dampfmaschinen in der Tschechischen Republik.
Bei Fahrzeugen liegt ein Schwerpunkt auf Dampftraktion, es werden aber auch Straßenfahrzeuge mit anderen Antriebsformen gesammelt. Im Bereich Straßentransport werden unter anderem Dampflokomobile oder Dampflastwagen gezeigt. Einen dieser Dampflastwagen stellte Škoda als Lizenzbau von Sentinel her.
Im Bereich der Schienenfahrzeuge werden vornehmlich Feldbahn- und Schmalspurdampflokomotiven mit Bezug auf die österreichisch-ungarische sowie die tschechoslowakische und die deutsche Eisenbahngeschichte gesammelt.[9] Viele davon sind betriebsfähig aufgearbeitet, etwa die aus Österreich stammende Lokomotive Wolf.[10] Aus Slowenien stammen zwei Dampflokomotiven aus der Sammlung des verstorbenen Industriehistorikers Tadej Brate.[11][12]
Im Jahr 2025 wurden von der österreichischen B & B Dampflokomotiven Betriebsgesellschaft m.b.H. die normalspurigen Dampflokomotiven 50.1171 und 33.132 erworben und im August dieses Jahres nach Dolní Lipka in Nordböhmen überstellt.[13]


Werkstätte

Die Museumswerkstätte bietet in enger Kooperation mit der 1. Kolínská Lokomotivní s.r.o. (Erste Koliner Lokomotivgesellschaft für Reparatur und Bau von Dampflokomotiven)[14] einerseits Dampflokomotiven des Museums auf, übernimmt aber auch Auftragsarbeiten für Dritte. Bereits mehrfach wurden Arbeiten an diversen Brigadelokomotiven europäischer Museumsbahnen vorgenommen.[15] Für die Jung Hilax 8293 der Waldeisenbahn Muskau übernahm man im Jahr 2024 die Abschlussarbeiten am Triebwerk, die Lackierung und die Wiederinbetriebnahme.[16][17] Auch bei der Aufarbeitung der Kastendampflokomotive Rur der Selfkantbahn bzw. des Lokeigentümers Wim Pater[18] sowie der Lok KDL 13 – Budich 1028/1944[19] wurden in Žamberk wesentliche Teilleistungen erbracht.
Auch Normalspurfahrzeuge wurden bisher restauriert, zum Beispiel der Schnellzugwagen AB4u 2668 und ein Fahrzeug der Ca-Serie „Panceřák“ aus den 1930er-Jahren.
Zu den abgeschlossenen Aufträgen im Bereich statischer Objekte gehören
- die Rekonstruktion einer Dampfmaschine aus dem Jahr 1887 der Prager Maschinenbau AG (vormals Ruston & Comp.) einer Dampfmühle in Teltsch,
- die Restaurierung einer Münzpresse der Maschinenfabrik Vulkan Wien,
- Reparatur einer historischen Eimerpumpe vom Typ Zentour des Landmaschinenherstellers Umrath Praha-Bubny aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Vorführstrecke

Für die Vorführung der zahlreich vorhandenen Dampflokomotiven besteht eine mehrere hundert Meter lange Strecke, die sowohl zwischen den Fabrikgebäuden als auch im Außenbereich verläuft. Teilweise ist die Gleisanlage als Dreischienengleis mit 600 mm und 760 mm Spurweite ausgeführt. Im Innenbereich der Fabrikanlage wurde eine Drehscheibe mit einigen Ständen ähnlich einem Ringlokschuppen errichtet.
Kulturzentrum und Event-Location
Räumlichkeiten des Museums bzw. der historischen Fabriksanlage werden auch als Kulturzentrum für Veranstaltungen genutzt – so fanden etwa Konzerte von Anna K. und David Koller statt. Weiters werden Teile der Anlage als Event-Location, etwa für Hochzeiten, vermietet. Als Besonderheit vermietet das Museum auch einige seiner Exponate einschließlich Betriebspersonal an externe Veranstaltungen.
Kooperationen
Unter dem Dach der Euroregion Glacensis konnte das Museum schon mehrfach Fördermittel aus dem Fonds für Mikroprojekte in Anspruch nehmen. Es bestehen auch Kooperationen mit Einrichtungen der Euroregion.
Galerie
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Kraftfahrzeugsammlung -
Dampfmaschine -
Transmissionen -
Lokomotiven an der Drehscheibe -
Dampflokomotiven
Weblinks
- Vonwillers Fabrik – Žamberk (Senftenberg) (deutsch)
- Museum alter Maschinen und Technologien (Homepage des Museums) (tschechisch)
- Kulturzentrum Vonwillerka in Žamberk (tschechisch)
- Homepage der Restaurierungswerkstätte (tschechisch)
- Facebook-Auftritt Vonwillerka
- Weiterer Facebook-Auftritt Vonwillerka
- Facebook-Auftritt der Vonwillerka-Eisenbahn
- Facebook-Auftritt des Museums alter Maschinen
- Johann Slokar: Geschichte der Österreichischen Industrie und ihrer Förderung unter Kaiser Franz I. Mit besonderer Berücksichtigung der Großindustrie und unter Benützung archivalischer Quellen verfasst. Wien. 1914
- https://www.youtube.com/watch?v=BJP8IwX7uZU Kurzes YouTube-Video (2024)
- https://www.youtube.com/watch?v=fqtIDvDzMpM YouTube-Video (2024)
Einzelnachweise
- ↑ Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Vonwiller, Nikolaus (Johann Niclaus). 2003, abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Vonwiller, Emil. 2003, abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ ANNO, Prager Abendblatt, 1869-06-16, S. 2. Abgerufen am 3. Mai 2025.
- ↑ ANNO, Prager Abendblatt, 1869-06-24, S. 2. Abgerufen am 3. Mai 2025.
- ↑ Friedrich Umlauft: Die österreichisch-ungarische Monarchie : geographisch-statistisches Handbuch mit besonderer Rücksicht auf politische und Cultur-Geschichte für Leser aller Stände. A. Hartlebens Verlag, Wien / Pest 1876, S. 721.
- ↑ ÖNB-ANNO – Neueste Erfindungen und Erfahrungen. Wien/Pest/Leipzig, 1899. Abgerufen am 19. April 2025.
- ↑ ANNO, Prager Tagblatt, 1906-03-07, S. 3. Abgerufen am 22. April 2025.
- ↑ ÖNB-ANNO – Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Abgerufen am 22. April 2025.
- ↑ Josef Pospichal: Tschechische Schmalspurlokomotiven. Abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ Úzkorozchodky (Krauss-Linz 4928/1902). Abgerufen am 27. April 2025.
- ↑ Úzkorozchodky. Abgerufen am 4. Mai 2025.
- ↑ Úzkorozchodky. Abgerufen am 4. Mai 2025.
- ↑ Radek Latislav: Velký návrat. Do Dolní Lipky dorazily z Rakouska dva parní unikáty. 13. August 2025, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ 1. Kolínská Lokomotivní s.r.o. (Erste Koliner Lokomotivgesellschaft für Reparatur und Bau von Dampflokomotiven)
- ↑ Museum für alte Maschinen und Technologien in Žamberk. Abgerufen am 29. April 2025.
- ↑ Internetseite auf Facebook über das Projekt Hilax der WEM
- ↑ Felix Birkmann: Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten Waldeisenbahn Muskau e. V. In: Preß’kurier, Ausgabe 177. Preßnitztalbahn, 14. Dezember 2020, abgerufen am 21. März 2022.
- ↑ Aufarbeitung des Fahrwerks der Kastendampflok RUR in der Lokwerkstatt Žamberk. Abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ KDL 13 – Budich 1028/1944. Abgerufen am 25. April 2025.
