Max Eschelbacher

Max Eschelbacher (14. Januar 1880 in Bruchsal20. April 1964 in London) war Jurist, Rabbiner und Autor.

Familie

Max Eschelbacher war der Sohn des Rabbiners Josef Eschelbacher (1876–1916) und seiner Ehefrau Ernestine, geborene Benario (1858–1931). Sein Großvater Leopold Benario (1822–1906) leitete das elterliche Manufakturwarengeschäft und wurde stellvertretender Bürgermeister in Wertheim. 1906 heiratete er seine Cousine Bertha, die Tochter des Heilbronner Rabbiners Ludwig Kahn. Mit ihr hatte er drei Söhne und eine Tochter: Joachim Leo (1911–1958), Hermann (später Herbert) Friedrich (1912–2005),[1] Josef Ludwig (1919–1968) und Nanni Hannah Eschelbacher (später Nancy Wolfson, 1921–2018).

Leben

Max Eschelbacher studierte Rechtswissenschaften an der Universität München und schloss seine Studien mit der Promotion zum Dr. iur. ab. Er begann nach dem Referendariat die juristische Laufbahn beim Amtsgericht Nauen bei Berlin. Als man ihn zwingen wollte, am Schabbat zu arbeiten, entschloss er sich, Rabbiner zu werden und gab seine Stellung auf. Nach der Rabbinerausbildung trat er 1906 seine erste Stelle als liberaler Rabbiner in seinem Geburtsort Bruchsal an.[2] 1910 wechselte er nach Freiburg im Breisgau.

1912 wurde Eschelbacher der Nachfolger von Leo Baeck als Rabbiner der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Seine zahlreichen Veröffentlichungen zu wichtigen Zeitfragen zeugen von einem theologisch zunehmend konservativen Standpunkt.[2]

Während der Novemberpogrome 1938 am 10. November 1938 wurde Eschelbacher festgenommen und ins Düsseldorfer Polizeigefängnis eingeliefert. Eschelbacher, der über die Ereignisse einen umfassenden Bericht verfasste, konnte Ende Januar 1939 nach England emigrieren.

Nach 1945 besuchte Eschelbacher immer wieder Deutschland und hielt an den hohen jüdischen Feiertagen in den wieder erstandenen jüdischen Gemeinden in Düsseldorf, Hamburg und Berlin Gottesdienste ab. Max Eschelbacher starb im Alter von 84 Jahren 1964 in London.

Schriften (Auswahl)

  • Das Recht auf Gesellschaftseinlagen, 1902.
  • Ein neues Buch über die Geschichte der deutschen Juden. In: Ost und West, Illustrierte Monatsschrift für modernes Judentum, Jg. 4 (1904), S. 170–178.
  • Der Talmud als Bildungsmittel. In: Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur, Jg. 13 (1909), S. 159–177.
  • Das jüngste Bild vom Judentum. In: Ost und West, Jg. 11. (1911), S. 1041–1052.
  • Mischehen. In: Ost und West, Jg. 17 (1917), S. 74–88.
  • Ostjüdische Proletarier in Deutschland. In: Der Jude, Jg. 3 (1918/1919), S. 512–532.
  • Zur Geschichte des biblisch-talmudischen Eherechts. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums, Jg. 65 (1921), S. 299–322.
  • Die Zünftigen und die Draußenstehenden. In: Der Jude, Jg. 6 (1921/1922), S. 76–90.
  • Der Sozialismus des alten Judentums. In: Der Jude, Jg. 8 (1924), S. 89–112
  • Das jüdische Gesetz. In: Der Jude, Jg. 9 (1925–1927), Sonderheft 4 (1927), Judentum und Christentum, S. 58–66.
  • Jüdische Weltanschauung. In: Zedakah. Zeitschrift der jüdischen Wohlfahrtspflege, Jg. 8 (1928), Heft 3 (Juli), S. 46.
  • Die Synagogengemeinde Düsseldorf 1904–1929. Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Synagoge, Düsseldorf 1929.
  • Der deutsche Jude und der deutsche Staat. In: Der Morgen, Jg. 8 (1933), S. 405–413.
  • Der zehnte November 1938. Mit einer Einleitung „Rabbiner Max Eschelbacher und den Novemberpogrom in Düsseldorf“ von Falk Wiesemann. Klartext, Essen 1998, ISBN 3-88474-724-X.

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Art. Eschelbacher, Max. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, München 1980, S. 161–162.
  • Art. Eschelbacher, Max, Dr. jur. In: Joseph Walk: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Herausgegeben vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 197.
  • Herbert Ashbrook: Erinnerungen an die Schulzeit in Düsseldorf. In: Festschrift des Städtischen Görres-Gymnasiums. Düsseldorf 1995, S. 153–157.
  • Jürgen Stude: Geschichte der Juden in Bruchsal (= Veröffentlichungen zur Geschichte der Stadt Bruchsal, Band 23). Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2007, ISBN 978-3-89735-441-8, S. 117.
  • Falk Wiesemann: Rabbiner Max Eschelbacher und sein Bericht über den Novemberpogrom 1938 in Düsseldorf. In: Bastian Fleermann, Angela Genger (Hrsg.): Novemberpogrom 1938 in Düsseldorf. Klartext Essen 2008, ISBN 978-3-8375-0085-1, S. 313–329.
  • Bastian Fleermann: „… das beste Rabbinat in Deutschland.“ Biografische Skizzen zu den Düsseldorfer Rabbinern von 1706 bis 1941. In: Düsseldorfer Jahrbuch, Jg. 81 (2011), S. 111–175.
  • Art. Eschelbacher, Max. In: Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 2: Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871–1945, Band 1: Aaron – Kusznitzki. Saur, München 2009, ISBN 978-3-598-24874-0, S. 182ff.

Anmerkungen

  1. Art. Ashbrook, Herbert. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch. Verband Deutscher Antiquare, Elbingen 2011, S. 17.
  2. a b Eschelbacher, Max, Dr. jur. In: Joseph Walk: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Herausgegeben vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, S. 197.