Maria Königin der Engel (Rötsee)
Die römisch-katholische Wallfahrtskirche Maria Königin der Engel steht im Weiler Rötsee, der zur Gemeinde Kißlegg im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg und zum Dekanat Allgäu-Oberschwaben in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehört. Das Bauwerk ist beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg als Baudenkmal eingetragen.
Die Kirche und die wenigen umgebenden Häuser stehen auf einer ehemaligen Insel des mittlerweile weitgehend verlandeten Rötsees und gehen zurück auf die Einsiedelei des seligen Ratpero (Ratperonius), der sich hier im damaligen Nibelgau in der 2. Hälfte des 10.[1][2] oder eher der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts[3][4] niedergelassen hatte und dessen Grab in der Kirche wiedergefunden wurde.[4]
Beschreibung
Von der ursprünglich dreischiffigen Basilika aus dem 11. Jahrhundert gingen die Seitenschiffe verloren, sodass nur noch das Mittelschiff als Langhaus und der eingezogene, dreiseitig geschlossene Chor von 1449 im Osten erhalten blieben. 1748[1][5] wurde zwischen Langhaus und Chor ein Querschiff eingefügt und die Saalkirche zur Kreuzkirche erweitert. Im Anbau im Westen ist das Portal untergebracht. Aus dem Satteldach des Langhauses erhebt sich ein sechseckiger Dachreiter, der den Glockenstuhl beherbergt und mit einer Zwiebelhaube bedeckt ist. Der Westgiebel und der Dachreiter sind in für die Region charakteristischer Weise geschindelt.
Das Dach wurde 1967–1968 neu eingedeckt,[5] die Kirche insgesamt 1971 renoviert,[4] der Putz der Außenseite 1994 erneuert, und 2016–2018 wurde die Kirche umfassend restauriert. Dabei wurden auch die Deckenfresken, die sich abzulösen begannen, gesichert.[5] In den 1970er Jahren wurde die Kirche zweimal das Opfer von Kunstdieben, wovon vor allem die Kanzel betroffen war.[4]
Ausstattung
An der Decke im Innenraum wurden 1748 Fresken angebracht. Zur Kirchenausstattung gehört ein vom Sohn des Felizian Hegenauer gebauter Hochaltar, auf dessen Altarretabel ein Gnadenbild aus dem Umkreis von Hans Multscher dargestellt ist.
Im hinteren Teil der Kirche befindet sich das Hochgrab des Stifters: Die wiederaufgefundenen Gebeine des seligen Ratpero ruhen seit 1954 in einem neuen Sarkophag.[4] An der Wand darüber ist seine Grabplatte aus der Zeit um 1500 angebracht.[3]
Sonstiges
Der selige Ratpero von Rötsee ist als „Sankt Råbis“ auch zur Gestalt der regionalen Volkssage geworden.[6][7]
Literatur
- Dagmar Zimdars u. a. (Bearbeiter): Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 588 (dehio.org).
- Gebhard Spahr: Oberschwäbische Barockstraße. Geschichte – Kultur – Kunst. 1. Auflage. Band 2: Wangen bis Ulm-Wiblingen. Verlag Isa Beerbaum, Weingarten 1978, S. 99–100.
Weblinks
- Unsere Wallfahrtskirche in Rötsee. drs.de, Seelsorgeeinheit Kißlegg (Diözese Rottenburg-Stuttgart) ( vom 11. August 2023 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ a b Dagmar Zimdars u. a. (Bearbeiter): Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 588 (dehio.org).
- ↑ Unsere Wallfahrtskirche in Rötsee. drs.de, Seelsorgeeinheit Kißlegg (Diözese Rottenburg-Stuttgart) ( vom 11. August 2023 im Internet Archive)
- ↑ a b Hans-Martin Maurer: Rötsee. In: Max Miller (Hrsg.): Baden-Württemberg (= Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 6). 1. Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1965, DNB 456882928, S. 563.
- ↑ a b c d e Gebhard Spahr: Oberschwäbische Barockstraße. Geschichte – Kultur – Kunst. 1. Auflage. Band 2: Wangen bis Ulm-Wiblingen. Verlag Isa Beerbaum, Weingarten 1978, S. 99–100.
- ↑ a b c Renovierung 2016 bis 2018 – Wallfahrtskirche erstrahlt in neuem Glanz. drs.de, Seelsorgeeinheit Kißlegg (Diözese Rottenburg-Stuttgart) ( vom 2. Dezember 2020 im Internet Archive)
- ↑ Anton Birlinger (Hrsg.): Volksthümliches aus Schwaben. Band 1: Sagen, Märchen, Volksaberglauben. Gesammelt und herausgegeben von Anton Birlinger und Michael Richard Buck. Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1861, S. 408–412 Nr. 635 (deutsch, Latein, mdz-nbn-resolving.de – zeno.org).
- ↑ Paul Sartori: Ratperonius. In: Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (= Verband deutscher Vereine für Volkskunde [Hrsg.]: Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde, Abteilung I). Band 7. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1936, Sp. 512.
Koordinaten: 47° 49′ 26,2″ N, 9° 55′ 12,1″ O