Maria Baptist

Maria Baptist (2017)

Maria Baptist (* 30. August 1971 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Musikerin des Modern Jazz (Pianistin, Komponistin, Dirigentin).

Leben und Wirken

Baptists Großvater war Orchestermusiker und Komponist, ihr Vater ist Pianist. Sie begann mit 6 Jahren das Klavierspiel und komponierte mit 11 Jahren. Mit 15 Jahren beeinflussten sie Dave Brubeck und Keith Jarrett. 1988 gründete sie ihr erstes Piano-Trio. Sie begann das Klavierstudium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin bei Wolfram Heicking und gewann erste internationale Klavier- und Improvisationswettbewerbe. Sie ergriff die Möglichkeit, für das Studium 1993 nach New York zu ziehen und bis 1995 an der New School zu studieren. Etwa 1996 führte sie ihr erstes Konzertprogramm für Big Band auf. Mit dem orchestralen Komponieren kam sie während ihres Studiums in New York mit Maria Schneider in Berührung, die sie maßgeblich förderte.

1996 kehrte Baptist zurück nach Berlin. Sie gewann eine Reihe Wettbewerbe, so den Leipziger Nachwuchsjazzpreis, einen Big-Band-Kompositionswettbewerb beim Hessischen Rundfunk, den Förderpreis des Norddeutschen Rundfunks und den Thad Jones Komponistenwettbewerb für großes Orchester mit dem Danish Radio Jazz Orchestra in Kopenhagen. Musiker wie Ingrid Jensen, Rolf Kühn und Gitte Haenning als auch Ensembles wie die RIAS Big Band, die hr-Bigband und das Budapest Jazz Orchestra arbeiteten in dieser Zeit mit Baptist zusammen.

Nach ihrem Klavierstudium begann Baptist das Studium der klassischen Komposition. Sie wurde Dozentin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, wo sie seit 2001 im Fachbereich Historischer und Zeitgenössischer Tonsatz als Professorin in den Fächern Komposition, Arrangement, Improvisation und Tonsatz unterrichtet.[1]

Das künstlerische Schaffen von Baptist ist vielseitig:[2] Sie interpretiert nur Eigenkompositionen und präsentiert ihre Musik in unterschiedlichen Besetzungen: von Solo-Piano über Duo und Combo bis zu ihrem Orchester.[3]

Zunächst arbeitete Baptist intensiv mit ihrem Jazztrio. Die „überaus eigenständige Pianosprache ihres Trios“[4] ist auf fünf von der Kritik gelobten Einspielungen dokumentiert: Crazy Dreams (2000), Music for My Trio (2005), Spring in Berlin (2010), Gate 29 (2012) und Poems without Words (2017). Seit 2019 spielt Baptist mit dem Saxophonisten Jan von Klewitz zusammen. Im Jahr 2020 veröffentlichten beide ihr selbstproduziertes gemeinsames Album Facing Duality (2020).[5]

Im Jahr 2014 veröffentlichte Baptist ihr in New York aufgenommenes Piano-Solo-Album Self-Portrait, das von der Kritik gelobt wurde.[6] 2018 veröffentlichte Maria Baptist ihr drittes Solo-Album Resonance. 2024 entstand bei einem Solokonzert in der Elbphilharmonie ihr Album Hopes & Fears.[7]

Die Arbeit mit Jazzorchestern ist ein weiterer Schwerpunkt von Maria Baptists künstlerischem Schaffen: So leitete sie im Jahr 2011 das Bundesjugendjazzorchester mit ihrer Musik. Als Ergebnis veröffentlichte sie ihr erstes Big-Band-Album City Grooves, das sie beim Jazzfest Berlin[8] und beim Jazzfestival Viersen vorstellte.[9] 2014 rief Baptist ihr Maria Baptist Orchestra ins Leben, das laut All About Jazz „in einer Liga mit den Impulsgebern des modernen Big-Band-Jazz wie Schneider, Gruntz, McNeely oder Bley“ steht.[10] Seit der Gründung spielt das Maria Baptist Orchestra eine monatliche Konzertreihe in der Kunstfabrik Schlot.[11] Ihr erstes Album „Here & Now“ (2016) wurde auf die Longlist für die Quartalsbesten beim Preis der deutschen Schallplattenkritik aufgenommen[12], das Nachfolgealbum „Here & Now 2“ (2019) erhielt im Down Beat drei Sterne.[13] Wiederum als Eigenproduktion erschien 2025 ihr Album „The Bright and The Dark,“ dessen Schönheit von der Kritik herausgestellt wurde.[14] Parallel kooperiert Baptist als Dirigentin und Komponistin mit Orchestern wie der Reykjavik Bigband, der Big Band der Deutschen Oper Berlin[15], dem Sunday Night Orchestra oder der NDR Bigband.

Dem gegenüber stehen der Klassik verbundene Zusammenarbeiten, wie Baptists Jazz-Zwischenspiele zu SchönbergsPierrot Lunaire“ oder ihr Album Episodes (2013) für Klavier und Streichquartett, mit dem ihr „der Brückenschlag zwischen dem Vokabular des Jazz und dem der Kammermusik gelingt“ (rbb).[16]

Maria Baptists künstlerisches Schaffen wurde im Fernsehen porträtiert: So sendete TRT 2017 in der Reihe Rendezvous ein Porträt über Maria Baptist.[17] Auf 3sat wurde Maria Baptist 2018 in der Dokumentation Jazz oder: Die Lehre vom Fliegen porträtiert.[18]

Baptist komponiert für unterschiedliche Besetzungen (Orchester, Bigband, Streichquartett, Jazztrio, Solopiano) und musikalische Genres (Jazz, Klassik, Pop).

Diskografie (Auswahl)

  • 2000: Maria Baptist Trio feat. Ingrid Jensen: Crazy Dreams
  • 2006: Maria Baptist Trio: Music for My Trio
  • 2009: Telmo Pires / Maria BaptistSinal (Sony)
  • 2010: Maria Baptist Trio: Spring in Berlin
  • 2011: Maria Baptist & Bundesjazzorchester: City Grooves
  • 2012: Maria Baptist Trio: Gate 29
  • 2013: Piano & String Quartet / Episodes
  • 2014: Self-Portrait (Piano Solo)
  • 2016: Maria Baptist Orchestra: Here & Now
  • 2017: Maria Baptist Trio Plus One: Poems without Words[19]
  • 2018: Resonance (Piano Solo)
  • 2019: Maria Baptist Orchestra: Here & Now II[13]
  • 2020: Maria Baptist & Jan von Klewitz: Facing Duality
  • 2023: Maria Baptist Quintet: Essays on Jazz
  • 2024: Hopes & Fears (Piano Solo)[7]
  • 2025: Maria Baptist Orchestra: The Bright and The Dark[14]

Publikationen

  • 2003: Triologie einer Metamorphose für Jazztrio und Sinfonieorchester, Berlin: Ries & Erler 2003
  • 2003: Impressionen einer Reise für Klavier und Streichorchester, Berlin: Ries & Erler 2003
  • 2019: Studienpartitur Here & Now 2 – Maria Baptist Orchestra
  • 2020: Sheet Music Vol 1 - Music for Jazz Piano

Einzelnachweise

  1. Prof. Maria Baptist. In: Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Abgerufen am 27. September 2024.
  2. Südwest Presse, Eine Hommage an New York, 16. Februar 2015
  3. https://www.mariabaptist.com
  4. Hoch erfreulich, Augsburger Allgemeine Zeitung, 24. September 2012
  5. https://www.allaboutjazz.com/facing-duality-maria-baptist-and-jan-von-klewitz-self-produced
  6. https://www.aboutjazz.de/2014/09/maria-baptist-self-portrait.html abgerufen am 22. September 2014
  7. a b Martin Laurentius: Maria Baptist Hopes & Fears. In: Jazz thing. 26. September 2024, abgerufen am 27. September 2024.
  8. https://www.berlinerfestspiele.de/en/chronicle/jazzfest/gruppe/bujazzo-maria-baptist-city-grooves-2011
  9. PavlitschProductions: WDR: Jazzfestival Viersen 2011: Maria Baptist & Bundesjazzorchester, Minotaurus auf YouTube, 17. November 2011, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 13:14 min).
  10. https://www.allaboutjazz.com/maria-baptist-music-for-jazz-orchestra-by-jack-bowers
  11. https://www.mariabaptist.com/live/
  12. Longlist 1/2017 | Preis der deutschen Schallplattenkritik. In: schallplattenkritik.de. 9. Februar 2017, abgerufen am 11. März 2024.
  13. a b Matthew Kassel: Maria Baptist Orchestra Here & Now 2. In: Down Beat. Dezember 2019, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
  14. a b Werner Stiefele: Maria Baptist The Bright and The Dark. In: Rondo. 6. September 2025, abgerufen am 12. September 2025.
  15. https://deutscheoperberlin.de/de_DE/ensemble/maria-baptist.108460
  16. Ulf Drechsel, Rundfunk Berlin Brandenburg, Kommentar, CD-Booklet
  17. https://www.trt2.com.tr/sanat/randevu/randevu-or-maria-baptist-or-18-bolum-133145
  18. https://programm.ard.de/TV/3sat/jazz-oder--die-lehre-vom-fliegen/eid_28007805211837
  19. Hans-Jürgen Schaal: Maria Baptist Trio + One Poems Without Words. In: Jazz thing. 28. August 2017, abgerufen am 12. September 2025.