Lucie Englisch

Lucie Englisch (etwa 1935), Fotografie Alexander Schmoll.
Grabstätte von Lucie Englisch

Lucie Englisch, verh. Fuchs-Englisch, (* 8. Februar 1902 in Leesdorf, Österreich-Ungarn als Aloisia Paula Englisch; † 12. Oktober[1] oder 11. Oktober 1965[2] in Erlangen) war eine österreichische Schauspielerin.

Leben und Film

Lucie Englisch, Tochter des Kaufmanns Ernst Englisch und seiner Ehefrau Theresia (geb. Huemer), statierte nach dem Tod des Vaters bereits als Schülerin am Stadttheater von Baden bei Wien, wo sie sich zunächst Luisl Englisch nannte.[3] Sie erhielt Schauspielunterricht unter anderem bei Joseph Danegger und 1918 ein Engagement am Stadttheater Eger. Mit einem Künstlerensemble, dem unter anderem Alexander Moissi und Paul Wegener angehörten, unternahm sie eine Gastspielreise durch Rumänien.

1929 gab sie in Die Nacht gehört uns ihr Spielfilmdebüt. Zahlreiche Rollen im Film – und später im Fernsehen – folgten, wobei sie oft in Komödien in Haupt- und Buffo-Rollen zu sehen war. So spielte sie ebenso neben dem dänischen Komikerpaar Pat & Patachon (Pat und Patachon im Paradies) wie in bayerischen Komödien um Joe Stöckel und Beppo Brem (u. a. Wildwest in Oberbayern, Zwei Bayern in St. Pauli, Zwei Bayern im Urwald) und neben Heinz Erhardt in Der letzte Fußgänger. Daneben war sie in Heimatfilmen der 50er Jahre zu sehen wie Schwarzwaldmädel (mit Sonja Ziemann) und Hubertusjagd (mit Willy Fritsch). Ihre typischen Rollen waren Dienstmädchen und Zofen mit unbedarfter Einfalt und burschenhafter Chuzpe. 1961 wurde sie von Regisseur Peter Podehl in der Titelrolle des Kino-Märchenfilms Frau Holle – Das Märchen von Goldmarie und Pechmarie besetzt.

Lucie Englisch war mit dem Dramaturgen und Regisseur Heinrich Fuchs (1896–1961) verheiratet und hatte einen Sohn, den Arzt Peter Fuchs (* 1933). Sie starb am 12. oder 11. Oktober 1965[2] bei einem Familienbesuch an Folgen einer Lebererkrankung. Sie ruht, an der Seite ihres Mannes, auf dem Friedhof von Westerbuchberg am Chiemsee.

Theater und Rezeption

1923 gab Englisch ihr Wiener Debüt am Stadttheater Baden. An dieser Bühne hatte sie unter anderem 1925 die Möglichkeit, neben gastierenden Schauspielern des Burgtheaters (Reimers, Bleibtreu) vollwertig zu bestehen.[4] Es folgten Engagements an anderen Wiener Bühnen wie dem Theater in der Josefstadt, dem Lustspieltheater und dem Renaissancetheater. Von 1926 bis 1928 wirkte sie am Neuen Theater in Frankfurt am Main. Ab 1928 spielte sie an verschiedenen Berliner Bühnen wie dem Residenztheater und dem Theater in der Behrenstraße in Schwänken und Komödien. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[5]

Lucie Englisch bediente oftmals das Rollenfach der „Salondame“ und des „Backfischs“. In damaligen Theaterkritiken wurde sie als eine der herausragendsten Theaterschauspielerinnen gewürdigt, so heißt es 1927 etwa, dass sie in Der Garten Eden, Komödie in vier Akten von Rudolf Bernauer und Rudolf Österreicher am Neuen Theater in Frankfurt am Main „einfach entzücke und man sich nach dieser erster Probe in einer größeren Rolle noch manches versprechen könne.“[6] Große Beachtung erhielt sie als Lotte neben Theo Lingen in dem Stück Der Frauenarzt.[7] Ihre Schauspielkunst wurde aber auch ablehnend bewertet, so vom Kritiker Friedrich Raff, in der Inszenierung Mädel von heute des Autors Gustav Davis am Residenztheater Berlin, kritisierte man „ihr Nuscheln und dass sie kein einziges natürliches Wort über die Lippen brächte.“[8] Auch ihr Spiel als Colette in dem französischen Lustspiel Die Art sich zu geben am Residenztheater Berlin „wies absolut nichts von der Grazie und Lebendigkeit einer Pariserin auf“, so die Kritiker damals.[9]

Filmografie

Literatur

  • Jörg Schöning: Lucie Englisch – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 28, 1996.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 563 f.
Commons: Lucie Englisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lucie Englisch. Nachruf. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1967. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 75. Jg., Hamburg 1967, S. 104/105.
  2. a b Vgl. Gravur auf Grabstein
  3. Gustav CallianoTheater und Kunst. (…) Arena in Baden. In: Badener Zeitung, 8. August 1924, S. 4, unten Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  4. Gustav Calliano: Theater. (…) das geistvolle Lustspiel Hermann Bahrs „Das Konzert“ (…). In: Badener Zeitung, 4. April 1925, S. 5 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  5. Englisch, Lucie. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 373
  6. Rhein- und Ruhrzeitung vom 6. Januar 1927
  7. Rhein- und Ruhrzeitung vom 8. Februar 1928
  8. Württemberger Zeitung vom 23. Mai 1929
  9. Kölnische Zeitung vom 9. August 1928

Anmerkungen