Litauisch-Polnische Kriege

Die Litauisch-Polnischen Kriege im 13. und 14. Jahrhundert waren eine ca. zweihundert Jahre währende kriegerische Auseinandersetzung zwischen den polnischen Teilherzogtümern, insbesondere dem Herzogtum Masowien und dem Herzogtum Kujawien, ab 1295 dem Königreich Polen auf der einen Seite und dem Großfürstentum Litauen auf der anderen. Sie begannen mit den Einfällen von Mindaugas in Nordostpolen und endeten mit der Union von Krewo 1385 bzw. mit dem Vertrag von Ostrowo 1392.

Hintergrund

Mindaugas gelang es Anfang des 13. Jahrhunderts die litauischen Stämme zu einigen und Bündnisse mit anderen baltischen Stämmen, wie den Jatwinger zu schließen. Litauen war zu dieser Zeit im Vergleich zu seinen christlichen Nachbarn dünn besiedelt und arm an Ressourcen. Mindaugas begann daher Raubzüge auf das territorial zersplitterte Polen zu führen, wobei er nicht neue Gebiete wie in der Rus erobern, sondern Menschen rauben wollte, die er an der Memel, Neris und Nevėžis ansiedeln wollte. Mindaugas führte insgesamt ca. 14 Raubzüge gegen die polnischen Lande und zerstörte unter anderem das Alte Warschau 1262, bei dessen Zerstörung Siemowit I. zu Tode kam. Traidenis Raubzüge erreichten sogar Großpolen und brandschatzte unter anderem Łęczyca sowie Kalisz. Insgesamt sollen die Litauer mehrere 10.000 Untertanen der polnischen Herrscher entführt haben. Die polnischen Teilherzöge wiederum führten Strafexpeditionen gegen Litauen durch. Leszek II. warf die Litauer 1282 in der Schlacht bei Rowiny und der Schlacht an der Narew zurück. In der Schlacht bei Trojanów fand 1294 Kasimir II. von Kujawien den Tod. Zwischendurch kam es aber immer wieder auch zu Bündnissen zwischen den litauischen Herrschern und den einzelnen polnischen Teilfürsten, wie Konrad von Masowien, Kasimir I. von Kujawien oder Bolesław von Masowien. 1325 kam es zum Bündnis zwischen dem polnischen König Władysław I. Ellenlang mit dem litauischen Großfürsten Gediminas gegen den Deutschen Orden. Der Sohn Władysławs Kasimir der Große heiratete Gediminas Tochter Anna von Litauen, um die neue Bündnispolitik zu untermauern. Nach dem Tod Władysławs flammten die litauisch-polnischen Feindseligkeiten in den 1330er Jahren jedoch wieder auf, zum Beispiel in der Schlacht bei Pułtusk (1337), und ab 1340 kam es zu einer Reihe von Kriegen um das Fürstentum Galizien-Wolhynien, die erst nach der Union von Krewno mit dem Vertrag von Ostrowo 1392 beigelegt wurden.

Liste der wichtigeren Litauereinfälle in Polen

Folgen

Nach der Union von Krewo 1385, die zunächst gegen den Deutschen Orden gerichtet war, kam es zur Personalunion zwischen Polen und Litauen unter den Jagiellonen sowie später zur Realunion Polen-Litauen. Die Feindseligkeiten zwischen Polen und Litauen endeten, wenn es auch zwischen den Jagiellonen untereinander zu Streitigkeiten kam und es im Zuge dieser Konflikte durchaus dazu kam, dass polnische und litauische Heere sich gegenüberstanden, so zum Beispiel 1431 im Luzk-Krieg. Der Romantiker Adam Mickiewicz verarbeitete die Litauischen Raubzüge in seinen Balladen. Im Polnischen gibt es immer noch das Geflügelte Wort vom Litauischen Überfall, das einen unvorhergesehenen bzw. verräterischen Überfall meint.

Siehe auch

Literatur

  • G. Błaszczyk, Dzieje stosunków polsko-litewskich od czasów najdawniejszych do współczesności, t. I: Trudne początki, Poznań 1998.
  • Jerzy Strzelczyk: Zapomniane narody Europy. Wrocław: Wydawnictwo Ossolineum, 2006, seria: Zrozumieć Europę. ISBN 978-83-04-04769-3.