Lilli Bechmann-Rahn
Lilli Bechmann-Rahn (* 10. Februar 1911 in Fürth; † 27. Dezember 1970 in Denver, Vereinigte Staaten) war eine deutsche Literaturwissenschaftlerin.
Leben und Wirken
Lilli Bechmann-Rahn wurde als einziges Kind des Fabrikbesitzers Hugo Bechmann und seiner Frau Ida in eine wohlhabende jüdische Familie in Fürth geboren. Im April 1930 legte sie ihre Reifeprüfung ab und studierte anschließend Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, Berlin, Wien und Erlangen.[1]
Am 17. Februar 1934 wurde sie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen mit einer Dissertation über den „Darmstädter Freundeskreis“ promoviert.[2] Sie war die letzte jüdische Promovendin, die dort während der Zeit des Nationalsozialismus den Doktortitel erlangte. Eine wissenschaftliche Karriere blieb ihr aufgrund der antisemitischen Rassenpolitik der Nationalsozialisten in Deutschland verwehrt.1940 wurde ihr der Doktortitel durch das NS-Regime unrechtmäßig aberkannt.[1]
Neben ihren akademischen Interessen schrieb sie Gedichte und war von 1934 bis 1936 in der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Fürth tätig.[3] Zudem erarbeitete sie eine genealogische Studie zur mehr als 300-jährigen Geschichte ihrer Familie in Mittelfranken.[1]
1939 emigrierte sie mit ihrem Ehemann, dem ebenfalls jüdischen Alfred Rahn, und der gemeinsamen Tochter Ruth, in die Vereinigten Staaten, um den Repressalien des NS-Regimes zu entkommen. 1945 wurde dort ihre zweite Tochter Evelyn geboren.[1]
In den USA unterrichtete Bechmann-Rahn Deutsch, konnte jedoch ihre akademische Laufbahn nicht fortsetzen. Bis zu ihrem Tod engagierte sie sich in der zionistischen Frauenorganisation Hadassah.[4][3]
Lilli Bechmann-Rahn starb 1970 im Alter von 59 Jahren in Denver.[1]
Ehrungen
Seit 1999 verleiht die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg jährlich den Lilli-Bechmann-Rahn-Preis für herausragende Promotionen. Mit dieser Auszeichnung erinnert die Universität zugleich an das Unrecht der Titelaberkennungen jüdischer Promovierter während des Nationalsozialismus.[5][6]
Veröffentlichung
- Lilli Bechmann-Rahn: Der Darmstädter Freundeskreis. ein Beitrag zum Verständnis der empfindsamen Seelenhaltung des 18. Jahrhunderts. Hrsg.: Christine Lubkoll. FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen 2010, urn:nbn:de:bvb:29-opus-23646 (Dissertation, 1934).
Literatur
- Gaby Franger: Dr. Lilli Bechmann-Rahn. In: Bedeutende Fürther Frauen. Stadt Fürth, Fürth 2009, S. 22.
- Theodor Verweyen: Lilli Bechmann-Rahn. In: Hartmut Kugler (Hrsg.): Akademische Reden und Kolloquien. Band 19. Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Nürnberg 2000, ISBN 3-930357-85-2, S. 25–37, urn:nbn:de:bvb:29-bv012663091-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Peter Gelius: Zur Vita Lilli Bechmann-Rahns. Hrsg.: Lubkoll, Christine. S. 87–88, urn:nbn:de:bvb:29-opus-23646 (Zugl.: Erlangen, Univ., Diss., 1934).
- ↑ Lilli Bechmann-Rahn: The Darmstadt circle : a contribution to the understanding of the sentimental attitude in the 18th century. 2010, ISBN 978-3-941871-05-2 (fau.de [abgerufen am 22. August 2025]).
- ↑ a b Rahn Family Collection; AR 25538. Leo Baeck Institute, abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ Bedeutende Frauen: Diese Fürtherinnen haben die Welt verbessert. Abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ Hartmut Kugler: Zur Begründung des Promotionspreises. In: Hartmut Kugler (Hrsg.): Akademische Reden und Kolloquien. Band 19. Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Nürnberg 2000, ISBN 3-930357-85-2, S. 9–15, urn:nbn:de:bvb:29-bv012663091-4.
- ↑ Bernd Siegler: Lilli Bechmanns späte Rückkehr. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Februar 1999, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. August 2025]).