Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1960)
| Film | |
| Titel | Lew Nikolajewitsch Tolstoi |
|---|---|
| Originaltitel | Лев Николаевич Толстой |
| Produktionsland | Russland |
| Erscheinungsjahre | 1908, 1910 |
| Länge | 52 Minuten |
| Produktionsunternehmen | Atelier A. Drankow (St. Petersburg); Pathé frères (Moskau/Paris) |
| Stab | |
| Kamera | Alexander Drankow (1908–1910); Georges Meyer (1910) |
Lew Nikolajewitsch Tolstoi ist ein Kompilationsfilm von Wera Chanschonkowa von 1960. Dieser enthält Dokumentarfilmaufnahmen über den Schriftsteller Lew Tolstoi und sein Umfeld aus den Jahren 1908 bis 1910, ohne spätere Ergänzungen.
Inhalt
Die ersten Bilder vom 80. Geburtstag Lew Tolstois 1908 zeigen das Gut Jasnaja Poljana, den Dichter in einem Lehnsessel auf dem Balkon, sowie Familienmitglieder, Gäste, Angestellte und Bauern in verschiedenen Situationen. Die Szenen von 1909 zeigen Tolstoi beim Wandern, Reiten, Schreiben und auf einer Reise nach Moskau, wo ihn viele Menschen auf dem Bahnhof erwarteten, dazu Familienmitglieder, Freunde und Bauern. Von 1910 sind Bilder vor dem Sterbehaus in Astapowo, Lew Tolstoi auf dem Sterbebett, der Transport des Leichnams im Sarg nach Jasnaja Poljana, der Weg zur Beerdigung mit vielen Menschen und zuletzt sein Grabhügel zu sehen.
Hintergründe
Dem jungen Filmproduzenten Alexander Drankow und dem Kinobesitzer W. Wassiljew war es gelungen, die Genehmigung von Sophia Tolstaja und Lew Tolstoi für einige Filmaufnahmen beim 80. Geburtstag des Dichter am 27. und 28. August 1908 zu bekommen. Als diese am 8. bzw. 9. September in St. Petersburg und Moskau erstmals gezeigt wurden, war das eine Sensation, da der Dichter wegen seiner Werke und seiner sozialkritischen Veröffentlichungen in Russland außerordentlich populär war und dieser einer der ersten russischen Dokumentarfilme überhaupt war.[1]
Nikolai Drankow gelang es auch im folgenden Jahr, Aufnahmen von Tolstoi und seiner Familie an verschiedenen Orten zu machen. Er verkaufte sie an die Pathé frères in Moskau und Paris und mindestens eine weitere ausländische Filmgesellschaft, die sie dann unter verschiedenen Titeln herausbrachten.
Von den letzten Tagen von Lew Tolstoi auf der Bahnstation Astapowo seit dem 3. August 1910 machte Georges Meyer Aufnahmen. Bei der Beisetzung am 10. September 1910 in Jasnaja Poljana, an der Tausende Menschen teilnahmen, filmten Alexander Drankow, Georges Meyer und Martynow. (Von der Beerdigung selbst sind keine Filmaufnahmen erhalten, sie durfte auch nicht nach orthodoxem Ritus stattfinden, da Tolstoi einige Jahre zuvor wegen seiner kirchenkritischen Veröffentlichungen exkommuniziert worden war). Auch diese Filmaufnahmen waren sehr begehrt, die Pathé frères verschickten etwa 300 Kopien in das Ausland. Von 1910/11 sind sieben verschiedene Verleihtitel mit Dokumentarfilmen über Lew Tolstoi in Deutschland bekannt.[2]
Wera Chanschonkowa, die Ehefrau des Filmproduzenten Alexander Chanschonkow, stellte 1960 alle Dokumentarfilmaufnahmen über Lew Tolstoi und seine Familie zusammen, die sie in den Archiven finden konnte.[3] Sie verzichtete dabei völlig auf eigene Kommentare oder Ergänzungen. Dieser Film wurde 2010 im Cinema Orion in Helsinki[4] und 2022 beim Internationalen Festival für Archivfilme in Moskau gezeigt.[5] Er ist bis in die Gegenwart in verschiedenen Varianten, oft nur in kleinen Ausschnitten im Internet zugänglich.
Literatur
- Natalia Nussikova: Leo Tolstoj und die zeitgenössischen Aktualitätenfilme. In: Aktualitäten. Jahrbuch. 1997. S. 129–134, mit detaillierten Hintergründen
Weblinks
- Lev Tolstoy Kinoglaz (englisch)
- Лев Толстой (1908–1910) kino-teatr (russisch), über die Filmanteile von Alexander Drankow
- Lev Tolstoy Film history
Einzelnachweise
- ↑ Nussinova, S. 129f.
- ↑ Nussinova, S. 134, Anm. 1, zum Beispiel Besuch beim Grafen Tolstoj bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne. und Beim Grafen Tolstoj bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne. für denselben Film,
- ↑ Nussinova, S. 129
- ↑ Lev Nikolayevich Tolstoy Anttialanen Film Diary (englisch), mit Kapitelzwischeninhalten von 1908 und 1909
- ↑ Lev Tolstoi Kinoglaz