Katharina Franziska von Wattenwyl

Katharina (Catherine) Franziska von Wattenwyl (* Dezember 1645 in Bonmont; † 21. November 1714 Valangin; heimatberechtigt in Bern) war eine Schweizer Patrizierin und Spionin.
Leben


Katharina Franziska von Wattenwyl war die jüngste Tochter von Gabriel von Wattenwyl, Landvogt von Bonmont und Oron, und Barbara von Wattenwyl. Sie wurde mit 14 Jahren Waise und bekam einen Vormund. Als Kind liebte Katharina Pistolen mehr als Puppen, später sass sie lieber im Pferdesattel als mit der Nadel über dem Nähzeug. Sie galt als extravagant und ihre Brüder versuchten sie zu disziplinieren, indem sie ihr verboten, das Land zu verlassen, um einer Einladung der Königin Christina von Schweden an deren Hof in Rom zu folgen. Auch durfte sie auf Bitte einer Freundin an ihren Vormund nicht nach Paris fahren, um dort als Hofdame zu leben. Ihr wurde auch verboten, den Katholiken Charles von Diesbach, zu heiraten. Stattdessen musste sie 1669 Abraham Le Clerc, Pfarrer von Därstetten, ehelichen. Dieser starb im Januar 1679 an der Pest.[1]
Eine zweite Ehe ging sie 1679 mit Samuel Perregaux, Gerichtsschreiber, später Bürgermeister von Valangin, ein. Auch er verehrte wie Katherine alles Französische. Mit 36 Jahren wurde sie Mutter eines Sohnes, Theophil. Er sollte eine standesgemässe Ausbildung am Hof des französischen Königs Ludwig XIV. erhalten und so lässt sie ihre Verbindungen zu den allerhöchsten Berner Kreisen spielen. Als Spionin versorgt sie den Botschafter Frankreichs mit politischen Informationen von Schultheiss Sigismund von Erlach. Doch die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 lässt die Beziehung zwischen dem reformierten Bern und Frankreich erkalten, die Eidgenossenschaft wird von Abertausenden französischen Flüchtlingen erschüttert.[1]
Wegen Spionagediensten für König Ludwig XIV. von Frankreich wurde sie 1690 in Bern in einem Hochverratsprozess nach harter Folter zum Tod verurteilt. Ihre Familie erreichte aber eine Milderung der Strafe auf lebenslange Verbannung. Heftige Kritik am Prozess übte Joseph Werner mit seinem allegorischen Bilderzyklus von 1690 bis 1691, nach dem von Wattenwyl in den Auseinandersetzungen zwischen pro- und antifranzösischen Kräften als Sündenbock herhalten musste.
Die letzten 22 Jahre lebte sie auf Schluss Valangin und diktierte ihre Memoiren. Vier Tage nach Vollendung ihres Werkes stirbt sie.[1]
Katharina Franziska von Wattenwyls Leben bildete die Vorlage der Romane von Adolf Frey Die Jungfer von Wattenwyl, erschienen 1912, und Therese Bichsels Roman Catherine von Wattenwyl, publiziert 2004.
Werke
- Mémoire de Madame Perrgaux neé Watteville. In: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. Band 6, 1867, S. 71–168. Webzugriff via e-periodica.ch.
Literatur
- Nelly Heer-Heusser: Das abenteuerliche Leben der Jungfer von Wattenwil, Spionin des Sonnenkönigs. In: Geschichte: historisches Magazin, 16. Jahrgang, Nr. 94, 1990, S. 9–11.
- Therese Bhattacharya-Stettler: … anstatt ihrer Haushaltung obzuliegen und in derselben ein stilliges und gottseliges Leben zu führen …. In: Georges Herzog et al. (Hrsg.). Im Schatten des Goldenen Zeitalters : Künstler und Auftraggeber im bernischen 17. Jahrhundert. Band 2. Kunstmuseum, Bern 1995, S. 257–271.
- Hans Braun: Die Familie von Wattenwyl. Licorne, Murten 2004.
- Kirstin Bentley: Liminal self-fashioning : Catherine Perregaux-von Wattenwyl's experience and transgression of confessional boundaries in her "Mémoire". In: Bertrand Forclaz (Hrsg.). Expérience de la différence religieuse dans l'Europe moderne (XVIe–XVIIIe siècles). Editions Alphil - Presses universitaires suisses, Neuenburg 2013, S. 249–273.
Weblinks
- Hans Braun: Katharina Franziska von Wattenwyl. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. November 2014, abgerufen am 24. Oktober 2021.
- Murielle Schlup: Die Spionin des Sonnenkönigs Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 30. Mai 2018