Kai Fischer (Schauspielerin)

Kai Anne Inge Fischer (* 18. März 1934 oder 1936 in Prag oder Halle (Saale),[1] auch gelistet als Kay Fischer) ist eine deutsche Filmschauspielerin und Autorin.

Leben

In einem Interview mit dem Stern 1959 beschreibt Kai Fischer ihre Unterbringung als Flüchtling aus Prag kommend in Halle/Saale in einem unbenutzten Wasserturm.[2]

Fischers Familie war 1945 gezwungen, nach München zu ziehen. Dort besuchte sie als einziges Mädchen das Maximiliansgymnasium, auf dem sie im Alter von 18 Jahren das Abitur machte.[3] In den 1950er Jahren trat die junge Kai Fischer ohne schauspielerische Ausbildung im Kabarett Schwabinger Brettl auf und betätigte sich auch als Fotomodell. Im Jahre 1955 gelang ihr der Einstieg beim Film, zunächst in Nebenrollen in Produktionen wie Oh – diese „lieben“ Verwandten und Unternehmen Schlafsack. Ihre erste größere Rolle spielte sie 1956 in Die Ehe des Dr. med. Danwitz.

Bis Mitte der 1960er Jahre spielte sie in vielen Filmen hauptsächlich zwielichtige und „leichte Mädchen“. Oft trat sie als Gangsterbraut, kriminelle Barbesitzerin oder Prostituierte auf, so auch in der Edgar-Wallace-Verfilmung Zimmer 13 und anderen Krimis jener Zeit.

Anfang der 1960er entwarf sie die erste ZDF-Serie überhaupt, Die Karte mit dem Luchskopf, in der sie von 1963 bis 1965 die Hauptrolle als erster weiblicher Privatdetektiv mit eigener Detektei weltweit im TV spielte. Mit der Übernahme der ähnlich gelagerten Mit Schirm, Charme und Melone-Folgen um Emma Peel durch das ZDF 1966 wurde die Serie nicht fortgeführt.[4]

Zeitweise drehte sie auch in Italien, wo man sich ebenfalls häufig ihre erotische Ausstrahlung zunutze machte.

1968 traf sie durch ihren damaligen Partner den Jazz-Pianisten Jan Hammer und verpflichtete ihn als Songschreiber für ihre erste (und einzige) LP Kai Fidelity.[5]

Erst in den 1970er Jahren konnte sie sich durch Rollen in Fernsehspielen und -serien vom Image der Verführerin befreien.

Sie spielte etwa 120 Film- und Fernsehrollen. In Serien wie Derrick und Der Kommissar, aber auch in Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1972) von Wim Wenders erhielt sie seriösere Rollen. Fernsehzuschauern wurde sie durch ihre Rolle als Tiger-Lilli in der Serie Salto Mortale bekannt. Bis Ende der 1980er Jahre war Fischer noch vereinzelt in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, so 1984 in Rolf Silbers Kassensturz.

Sie übernahm Theaterrollen, etwa 1982 in Widerspenstige Helden und Viel Lärm um nichts, schrieb Drehbücher und unter Pseudonym auch Kriminalromane. Ab 1984 betätigte sich die in München lebende ledige Fischer als Geschäftsfrau und eröffnete in München mehrere Fotoläden. Seitdem war sie nur noch selten in Fernsehserien zu sehen, so 1985 in der Serie Alte Gauner, 1986 in Der Fahnder (Hitzewelle), 1988 im Tatort Salü Palu[6] und 1990 in Liebesgeschichten. 1999 wirkte sie als Darstellerin in Rosa von Praunheims Film Der Einstein des Sex mit.[7] 1982 erhielt sie für ihre Rolle als Beate S. den Lena-Preis.

1970 nahm sie die LP Kai Fidelity (Metronome MLP 15.359) auf. Die LP entstand durch ihre Beziehung mit Ernst Knauff (Inhaber des Clubs und Musikverlages Domicile), wodurch internationale Jazz-Größen wie Jan Hammer und Olaf Kübler an der Produktion mitarbeiteten. Die Stücke wurden Fischer getextet und fallen in die Kategorie Jazz-Chanson.

Filmografie (Auswahl)

Literatur

  • Fischer, Kai. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 309.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen / Georg Müller Verlag, München/Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 245.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 689–690.

Einzelnachweise

  1. In einem Interview für die Zeitschrift Rasselbande gab sie im Jahre 1958 Prag als Geburtsort an. Vgl. Leonore Tochtermann: Das Interview: Kai Fischer, in: Rasselbande, 8. Oktober 1958, S. 371. Ebenso in einem Interview mit der Illustrierten Stern vom 23. Mai 1959. Auf der Artisten-Karte ihrer ersten Agentin wird allerdings Halle (Saale) als Geburtsort genannt. [1]. Im Wer ist wer? von 1985 wurde als Geburtsjahr 1936 angegeben.
  2. Boris Brosowski: Death at the Grindhouse: Women in Krimi: Kai Fischer. In: Death at the Grindhouse. 3. März 2025, abgerufen am 18. März 2025.
  3. Leonore Tochtermann: Das Interview: Kai Fischer, in: Rasselbande, 8. Oktober 1958, S. 371.
  4. Review: The Card with the Lynx’ Head – A Kai Fischer Krimi Extravaganza in three Seasons. In: Review. Abgerufen am 15. März 2025.
  5. Boris Brosowski: Death at the Grindhouse: Women in Krimi: Kai Fischer. In: Death at the Grindhouse. 3. März 2025, abgerufen am 15. März 2025.
  6. https://www.imdb.com/title/tt0096232/
  7. Der Einstein des Sex. Internet Movie Database, abgerufen am 9. März 2022.