Jowett Cars

Jowett Motor Manufacturing Company
Jowett Cars Ltd

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Rechtsform Limited
Gründung 1901
Auflösung 1955
Sitz Bradford, Vereinigtes Königreich
Leitung Charles Calcott-Reilly
Branche Automobilindustrie
Schriftzug am Kühlergrill
Jowett von 1914
Jowett 10 HP von 1936
Jowett Javelin
Jowett Jupiter von 1951
Jowett als Kastenwagen
Jowett als Lkw von 1930
Bradford von 1952

Jowett Cars war ein britisches Unternehmen der Automobilindustrie.

Unternehmensgeschichte

Die Geschwister Benjamin (* 1877), William (* 1880) und Ruth Elizabeth Jowett (* 1875) gründeten 1901 die Jowett Motor Manufacturing Company in Bradford zur Motorenherstellung. Jeder hatte ein Drittel der Anteile. Später ersetzte der Fahrradtechniker Arthur Lamb Ruth Jowett. Nach Versuchen mit Motoren und Motorrädern entstand 1906 das erste Automobil. Nach einer ausgiebigen Testphase begann 1910 die Serienproduktion. Die Fahrzeuge wurde als Jowett vermarktet. Bis 1911 entstanden 12 Autos und bis 1916 weitere 36. In dem Jahr wurde die Produktion wegen des Ersten Weltkriegs unterbrochen.[1]

Am 30. Juni 1919 gründeten die Brüder Jowett Cars und errichteten eine neue Fabrik auf einem anderen Grundstück. Das bisherige Unternehmen existierte aber noch einige Zeit.[1] Ab April 1920 wurden wieder Autos hergestellt. In dem Jahr entstanden 100 Fahrzeuge. Im Folgejahr waren es bereits 249 Fahrzeuge, hergestellt durch 150 Mitarbeiter. Ab November 1921 wurden auch Nutzfahrzeuge gefertigt. In den nächsten vier Jahren stellte das Unternehmen 492, 1047, 1853 und 2223 Fahrzeuge her. 1927 waren es 3474 Fahrzeuge.[2]

Die Zeiten während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 waren nicht einfach. Außerdem zerstörte ein Feuer am 3. September 1930 Teile des Werks. Das war ein schwerer Schlag für das familiengeführte Unternehmen. Sie beschlossen dennoch, weiterzumachen. In dem Jahr entstanden 2603 Fahrzeuge und im Folgejahr 1706. 1935 waren sich die Brüder nicht einig. Sie ringen sich zu einem Börsengang durch. Benjamin Jowett verließ das Unternehmen im selben Jahr. 1939 zog sich William Jowett ebenfalls zurück; beide behielten aber ihre Anteile am Unternehmen. Charles Calcott-Reilly wurde neuer Direktor. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Fahrzeugproduktion erneut unterbrochen.[3]

Während des Krieges waren teilweise 2000 Personen beschäftigt. Die Brüder verkauften ihre Anteile.[4] Calcott-Reilly erkannte, dass seine Fahrzeugmodelle nach dem Krieg veraltet wären, zumindest jene für den Pkw-Bereich. 1942 warb er Gerald Palmer als neuen Chefkonstrukteur von MG ab, der ein modernes Fahrzeug entwickelte.[5]

1946 begann die Nachkriegsproduktion. Die Nutzfahrzeuge wurden nun unter der Marke Bradford angeboten und gewinnbringend verkauft. Im selben Jahr erschien mit dem Javelin ein neu konstruiertes Pkw-Modell. Es war modern, aber aufwendig zu bauen und anfällig. Geplant war eine Jahresproduktion von 7800 Fahrzeugen im Jahr (150 pro Woche), die nicht erreicht wurde. Aus Rationalisierungsgründen wurde etwa 1951 beschlossen, anstelle eines von Henry Meadows zugeliefertes Schaltgetriebes auf ein selbst entwickeltes und hergestelltes zurückzugreifen, dass sich nicht bewährte und nicht in ausreichender Stückzahl herzustellen war. Briggs Motor Bodies lieferte weiterhin die Karosserien mit der Folge, dass viele unfertige Fahrzeuge bei Jowett gelagert wurden, das Geld knapp wurde und Briggs wegen offener Forderungen die Lieferung von Karosserien vorübergehend einstellte. Ende 1952 sah es besser aus, Briggs lieferte wieder Karosserien, aber nur bis Anfang 1953,[5] bis das Unternehmen übernommen wurde. Die vom Javelin abgeleitete Sportversion Jupiter trug ebenfalls nichts zum Gewinn bei.

1954 endete die eigene Fashrzeugproduktion.[6]

Zunächst übernahm International Harvester 1954 das Unternehmen sowie viele der Mitarbeiter und stellte Traktoren auf den Produktionslinien her. Blackburn Aircraft kaufte 1955 die Reste des Unternehmens und löste es auf. Alle Verbindlichkeiten wurden komplett ausgeglichen. Später erwarb der Jowett Car Club die Rechte am Namen Jowett Cars, allerdings ohne Produktionsabsichten.[6]

Ein Unternehmen kümmerte sich ab 1954 um die Ersatzteilversorgung und Reparatur der Nachkriegsfahrzeuge des Unternehmens. Es hatte seinen Sitz im nahe gelegenen Howden Clough bei Birstall. Zunächst hieß es ebenfalls Jowett Cars, wurde aber am 18. August 1958 in Jowett Engineering umbenannt. Wesentlich beteiligt war Albert Clegg, der seit den 1930er Jahren für Jowett war. Am 31. Dezember 1963 wurde es aufgelöst.[6]

Produkte

Motoren

1904 war ein luftgekühlter Dreizylinder-Reihenmotor mit OHV-Ventilsteuerung fertig. Er bereitete allerdings Probleme und es war abzusehen, dass er für eine Serienherstellung zu teuer würde.[1]

1905 folgte ein Zweizylinder-Boxermotor, der in England mit 6,4 Steuer-PS eingestuft war. Er bildete die Basis für viele der in der Folge hergestellten eigenen Fahrzeuge.[1]

Motorräder

Alfred Angas Scott erteilte 1908 den Auftrag, sechs Motorräder für ihn herzustellen, die bis Januar 1909 ausgeliefert wurden. Sie hatten einen luftgekühlten Zweitaktmotor mit 333 cm³ Hubraum. Die Hoffnung auf einen Folgeauftrag von Scott erfüllten sich nicht. Scott gründete stattdessen die eigene Scott Motor Cycle Company.[1]

Automobile der Marke Jowett

Alle Autos hatten Boxermotoren. Bis 1937 waren es Zweizylindermotoren mit ähnlichem Hubraum sowie ab 1936 Vierzylindermotoren. Bis 1945 hatten sie SV-Ventilsteuerung, danach OHV-Ventilsteuerung.

Eine Quelle nennt die folgenden Modelle:[7]

Jahre Modell Zylinder Bohrung
(mm)
Hub
(mm)
rechnerischer
Hubraum
(cm³)
angegebener
Hubraum
(cm³)
Motorleistung
(PS)
Radstand
(cm)
Text
1906–1914 6 HP 2 72,0 101,5 827 816 2134 Vermarktung ab 1910
1914 6/10 HP 2 72,0 101,0 822 831 1829
1915–1936 8 HP 2 72,0 101,0 822 831 2134
1921–1936 7/17 HP 2 75,4 101,5 906 907 2134 und 2591 Zwei verschiedene Radstände
1937 8 HP 2 77,0 101,5 945 946 17,0 2591
1936–1939 10 HP 4 63,5 92,0 1165 1166 32,0 2591
1947–1954 Javelin 4 72,5 90,0 1486 1486 50–52,5 2591 Bis 1952 Ausführungen PA, PB, PC und PD;
ab 1952 Ausführung PE mit mehr Leistung
1950–1954 Jupiter 4 72,5 90,0 1486 1486 60,5–70,0 2134 und 2362 Ausführungen 1, 1A und R1;
Prototyp R4 ab 1953 mit kürzerem Radstand

Eine Quelle speziell für die 1920er Jahre nennt die folgenden Modelle:[8]

  • 8 HP von 1919 bis 1920 sowie 7 HP von 1921 bis 1925, Zweizylindermotor, erst 800 cm³, dann 907 cm³ Hubraum, 16,5 bhp Leistung, ab 1923 auch mit längerem Radstand, etwa 6000 Stück
  • 7/17 HP von 1926 bis 1930, Zweizylindermotor, 907 cm³ Hubraum, 16,5 bhp, andere Art der Zündung als beim Vorgänger, etwa 11.100 Stück

Eine Quelle speziell für die 1930er Jahre nennt die folgenden Modelle:[9]

  • 7 HP Short von 1930 bis 1934 und 7 HP Long von 1930 bis 1936, Zweizylindermotor, 907 cm³ Hubraum, 2134 mm und 2591 mm Radstand, 11.444 Stück
  • 10 HP von 1936, Vierzylindermotor, 1166 cm³ Hubraum, anfangs schräger Kühlergrill, der bei Interessenten unbeliebt war, 299 Stück
  • 8 HP von 1937 bis 1940, Zweizylindermotor, 946 cm³ Hubraum, Entfall der Trittbretter, 2888 Stück
  • 10 HP von 1937 bis 1940, Vierzylindermotor, 1166 cm³ Hubraum, 1582 Stück

Eine Quelle speziell für die Zeit ab 1945 nennt die folgenden Modelle:[10]

  • Javelin von 1947 bis 1953, Vierzylindermotor, 1486 cm³ Hubraum, Limousine, 23.307 Stück
  • Jupiter von 1950 bis 1954, Vierzylindermotor, 1486 cm³ Hubraum, Cabriolet, 900 Stück inklusive Fahrgestellen für Sonderaufbauten
  • Jupiter R4 von 1953 bis 1954, Vierzylindermotor, 1486 cm³ Hubraum, 2134 mm Radstand, zweisitziger Sportwagen, 3 Prototypen

Der Javelin war eine viertürige Limousine mit sechs Seitenfenstern. Er bot Platz für sechs Personen. Externe Karosseriebauunternehmen stellten Einzelstücke als Roadster mit Notsitz und als Cabriolet her.[5]

Der Jupiter war die Sportausführung des Javelin auf verkürztem Radstand, üblicherweise als Cabriolet, Roadster oder Coupé karossiert. Von der ersten Ausführung 1, auch SA genannt, entstanden 731 Komplettfahrzeuge bis Oktober 1952. Die zweite Ausführung 1A, auch SC genannt, verbuchte ab Oktober 1952 nur 94 Fahrzeuge. Daneben wurden etwa 69 Fahrgestelle gefertigt, die außer Haus von Karosseriers wie Abbott of Farnham, Coachcraft, Stabilimenti Industriale Farina, Carrozzeria Ghia, Richard Mead Coach Building, Lionel Rawson, Harold Radford Coachbuilders, Adams & Robinson, J. E. Farr and Son, Bendall and Sons, Maurice Gomm und Carrosserie + Spritzwerk Beutler mit Karosserien versehen wurden.[11]

Automobile der Marke Bradford

Zwischen 1946 und 1954 entstanden 38.241 Fahrzeuge dieser Marke, überwiegend Nutzfahrzeuge.[12]

Literatur

  • Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1 (englisch).
  • Christopher D. Freudenberg: Automobile von Jowett. Wenig Chancen für einen Außenseiter. In Oldtimer Markt, Ausgabe 12/1989.
  • Paul Clarke and Edmund Nankivell: The Complete Jowett History, Haynes Publishing Group, Yeovil 1991. ISBN 0-85429-683-2 (englisch)
Commons: Jowett Cars – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 7–12 (englisch).
  2. Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 13–32 (englisch).
  3. Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 33–54 (englisch).
  4. Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 55–56 (englisch).
  5. a b c Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 65–86 (englisch).
  6. a b c Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 115–126 (englisch).
  7. David Culshaw, Peter Horrobin: The Complete Catalogue of British Cars. William Morrow & Company, New York 1974, ISBN 0-688-00245-5, S. 188–190 (englisch).
  8. Nick Baldwin: A–Z of Cars of the 1920s. Herridge & Sons, Beaworthy 2010, ISBN 978-1-906133-24-5, S. 110–111 (englisch).
  9. Michael Sedgwick, Mark Gillies: A–Z of Cars of the 1930s. Bay View Books, Bideford 1989, ISBN 1-870979-38-9, S. 105–106 (englisch).
  10. Michael Sedgwick, Mark Gillies: A–Z of Cars 1945–1970. Herridge & Sons, Beaworthy 2010, ISBN 978-1-906133-26-9, S. 107 (englisch).
  11. Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 87–108 (englisch).
  12. Noel Stokoe: Images of Motoring: Jowett 1901–1954. Tempus Publishing, Stroud 1999, ISBN 0-7524-1723-1, S. 57–64 (englisch).