Jorge Rossi Chavarría

Jorge Rossi Chavarría (* 25. Januar 1922 in Cartago; † 3. Januar 2006 in San José) war ein costaricanischer Politiker und Mitbegründer der Partido Liberación Nacional, von 1970 bis 1974 Vizepräsident von Costa Rica und von 1986 bis 1990 Abgeordneter.
Leben
Jorge Rossi Chavarría studierte Jura an der Universidad de Costa Rica und wurde am 12. Juni 1945 in die Anwaltskammer aufgenommen. Während seines Jurastudiums lernte er den späteren Präsidenten von Costa Rica Daniel Oduber Quirós und Emilio Valverde Vega, später Botschafter von Costa Rica, kennen. Er war Präsident des Studentenrates der Universität. Während des Bürgerkriegs 1948 schlossen sich seine Brüder Álvaro und Hernán der Revolutionsarmee in der Karibischen Legion an.[1]
Chavarría war Professor an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universidad de Costa Rica. In den Jahren 1947 und 1948 war er Rechtsberater der Confederación Costarricense de Trabajadores Rerum Novarum.[2] 1951 war er Mitbegründer der Partido Liberación Nacional.[3] In der zweiten Regierung von José Figueres Ferrer war Chavarría Wirtschafts- und Finanzminister.[4]
Partido Independiente

Als die Wahlen im Jahr 1958 näher rückten, gewann die Kandidatur von Francisco José Orlich Bolmarcich in den Reihen der Liberación Nacional an Stärke. Präsident José Figueres hielt es jedoch für ratsam, einen zweiten Kandidaten aufzustellen und schlug hierfür den damaligen Wirtschafts- und Finanzminister Chavarría vor, der die Herausforderung annahm. Von diesem Moment an nahm die Stärke der Rossistas zu und es gab in den beiden Vorwahlen keinen klaren Sieger. Der Kampf zwischen den beiden Lagern wurde auf Distrikts-, Kantons-, Provinz- und Nationalversammlungsebene ausgetragen. Am 4. Oktober 1956 verlor Rossi in der Distriktsversammlung im Zentrum seiner Heimat Cartago die Abstimmung. Hierbei wurden allerdings 68 Stimmen abgegeben, obwohl nur 65 stimmberechtigte Personen anwesend waren. Die Rossistas behaupteten, dies sei Wahlbetrug, und verlangten Zeit zur Organisation, eine Änderung des Wahlsystems und eine Vereinbarung zur Ernennung des Vorsitzenden des Parteivorstands, wurden jedoch ignoriert. Präsident Figueres, der sich zu dieser Zeit in Europa aufhielt, schlug nach seiner Rückkehr vor, dass sich die beiden Lager in einem gemeinsamen Konvent gegenüberstehen sollten. Rossi akzeptierte dies, Orlich jedoch nicht.[5] Am 18. November 1956 trennten sich die Rossistas schließlich von der Partido Liberación Nacional und gründeten die Partido Independiente. Bei den Präsidentschaftswahlen 1958 kandidierten auch Francisco José Orlich Bolmarcich für die Partido Liberación Nacional und Mario Echandi Jiménez für die Partido Unión Nacional. Die Wahl gewann Mario Echandi Jiménez mit 102.851 Stimmen, woraufhin er der 35. Präsident von Costa Rica wurde. Jorge Rossi Chavarría erhielt 23.910 Stimmen und Orlich Bolmarcich 94.788 Stimmen.[6] Für die Wahlniederlage von Francisco Orlich Bolmarcich wurde auch Jorge Rossi Chavarría verantwortlich gemacht, da man davon ausging, dass beide Lager zusammen Echandi Jiménez besiegt hätten. Bei der Parlamentswahl, die zeitgleich stattfand, gewann die Partido Independiente drei Mandate. Abgeordnete wurden Fernando Guzmán Mata, Miguel Ángel Dávila und Florentino Castro Monge Jr., als Vertreter fungierten Fernando Volio Jiménez und Juan Guillermo Brenes Castillo.[7]
Rückkehr zur Partido Liberación Nacional
Trotz dieser Ereignisse bildeten die Abgeordneten der Partido Independiente eine gemeinsame Fraktion mit der Partido Liberación Nacional und Fernando Guzmám Mata war sogar Präsident der Legislativversammlung. Jorge Rossi Chavarría und Francisco José Orlich Bolmarcich trafen sich nach den Wahlen und nahmen die Beziehungen wieder auf.
Anschließend kehrte Chavarría zur Partido Liberación Nacional zurück und wurde von Bolmarcich in dessen Regierung zum Direktor der Zentralbank ernannt. Während der letzten Amtszeit von José Figueres Ferrer (1970–1974) wurde er zum zweiten Vizepräsidenten der Republik gewählt und fungierte mehrmals als Interimspräsident der Republik. Während der Amtszeit von Óscar Arias Sánchez (1986–1990) war er für die Partido Liberación Nacional Abgeordneter für die Provinz Cartago.
Sonstiges
Chavarría gründete das Unternehmen Cormar und förderte die Bananenproduktion in Costa Rica. Im Jahr 2002 veröffentlichte er unter der Schirmherrschaft der Universidad Nacional de Educación a Distancia das autobiografische Buch La traición de los leales, in dem er seine Erfahrungen im 20. Jahrhundert schildert. Er war Supernumerarier[8] der Personalprälatur Opus Dei.
Tod
Jorge Rossi Chavarría starb am 3. Januar 2006 in San José im Alter von 84 Jahren an einem Herzinfarkt.
Familie
Chavarría war seit 1983 mit Marie Bravo Rudín verheiratet. Zuvor war er mit Virginia Umaña Volio (1923–1980) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte, Georgina, Julieta und José María Rossi Umaña. Letzterer war in der Regierung von José María Figueres Olsen (1994–1998) Minister für Außenhandel.
Publikationen
- Jorge Rossi Chavarría: Curso de cooperativas. Aurora Social, San José, Costa Rica 1949 (118 S.).
- Jorge Rossi Chavarría: La traición de los "leales". Editorial UNED, 2000, ISBN 978-9968-31-199-1 (393 S.).
Einzelnachweise
- ↑ Rossi: La traición de los "leales", S. 9
- ↑ Harold H. Bonilla: Los Presidentes. Tomo Segundo. San José, Costa Rica 1979, S. 735.
- ↑ Partido Liberación Nacional. Archiviert vom am 11. März 2004; abgerufen am 4. August 2008.
- ↑ Harold H. Bonilla: Los Presidentes. Tomo Segundo. San José, Costa Rica 1979.
- ↑ Eduardo Oconitrillo García: Los Grandes Perdedores. Dieciocho Políticos Costarricenses. San José, Costa Rica 2000, S. 259–284.
- ↑ Tribunal Supremo de Elecciones: Historia de las Elecciones Presidenciales. 1824-2006. In: Revista Digital de Derecho Electoral, n.° 1, Primer Semestre, 2006. 2008, abgerufen am 4. August 2008.
- ↑ Eduardo Oconitrillo García: Los Grandes Perdedores. Dieciocho Políticos Costarricenses. San José, Costa Rica 2000, S. 274.
- ↑ En el fallecimiento de Jorge Rossi. Abgerufen am 4. August 2008.
Weblinks
- Helena Ospina de Fonseca: Jorge Rossi Chavarría ( vom 23. Februar 2009 im Internet Archive)
- Muere Jorge Rossi Chavarría ( vom 17. Februar 2012 im Internet Archive)
- Jorge Rossi Chavarría (1921–2006) ( vom 20. Februar 2012 im Internet Archive)