Jerichower Schweiz

Die Jerichower Schweiz ist ein Ausläufer des Fläming und eine historische Kulturlandschaft im Gebiet des Landkreises Jerichower Land, im Nordosten von Sachsen-Anhalt.[1]
Geografie

Die Jerichower Schweiz liegt im Landkreis Jerichower Land und umfasst unter anderem die Orte Waldrogäsen, Wüstenjerichow, Drewitz, Dörnitz, Altengrabow, Magdeburgerforth, Schopsdorf, Reesdorf, die Ortschaft Dretzen in Brandenburg und den nördlichen Teil des Truppenübungsplatz Altengrabow mit den Wüstungen Gloine, Rosenkrug und Briesenthal. Das Gebiet wird durch kleine Hügelketten, wie die Eichberge und die Klingeberge, geprägt, die mit Höhen von etwa 80 bis 100 Metern über dem Meeresspiegel zu den höchsten Erhebungen der Region zählen. Von Süden her fließen der Gloinebach, der Dreibach, der Ringelsdorfer Bach und die Strulle durch das Gebiet. Zum Gebiet der Jerichower Schweiz gehören in Teilen auch das FFH-Gebiet Ringelsdorfer-, Gloine- und Dreibachsystem im Vorfläming und das Naturschutzgebiet Magdeburgerforth. Die Jerichower Schweiz wird im Süden durch die Ihle, Arminhügel, Pandurengrund und Kroatenwinkel, sowie im Osten durch die Buckau begrenzt. Besonders prägend für die Region ist das Gloinetal. Die Gloine ist der wasserreichste Bach in der Jerichower Schweiz und ließ Wiesen, Feuchtgebiete, Moore und alte Buchen-, Eichen- und Mischwälder entstehen. Das naturnahe Quellgebiet gilt unter Fachleuten als eines der schönsten in Sachsen-Anhalt.
Einige Erhebungen der Jerichower Schweiz wurden im Laufe der Zeit namentlich erfasst. Diese Hügel und Berge prägen das Landschaftsbild und sind oft Zeugen der traditionellen Flurnamensgebung der Region. Ihre Namen geben Hinweise auf historische Nutzungen, Tierbeobachtungen oder lokale Legenden. Der Höhe nach absteigend sind dies Klingeberge (98 m), Großer Ziegelberg (97 m), Haasenberge (92 m), Mäuseberge (91 m), Küsterberg (86 m), Ziesarberg (85 m), Puterberge (84 m), Fuchsberg (81 m), Eichberge (80 m), Großer Düng (77 m), Schinderberg (76 m), Hinterberge (73 m) und Rehberge (70 m).
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Moor bei Wüstenjerichow -
Moor bei Waldrogäsen -
Ottoquelle bei Magdeburgerforth -
Gloinetal bei Magdeburgerforth -
Gloinetal Wanderweg
Geschichte


Die Region gehört zu den historischen Ausläufern des Flämings, eines Höhenrückens, der sich während der Saaleeiszeit vor etwa 300.000 bis 130.000 Jahren bildete. Der Fläming wurde nach den Flamen benannt, die im 12. Jahrhundert Teile des Höhenzugs besiedelten. Die Landschaft des Jerichower Landes hat eine lange Siedlungsgeschichte und diente lange Zeit als Grenzgebiet zwischen deutschen und slawischen Kulturgruppen.
Die Bezeichnung „Jerichower Schweiz“ etablierte sich bereits im 19. Jahrhundert, als Naturfreunde aus Magdeburg, Burg und Brandenburg die landschaftliche Schönheit dieser Region entdeckten und diese als Wander-, Ausflugs- und Naturerholungsgebiet erschlossen. Besonders nach dem Bau der Kleinbahnstrecke zwischen Burg und Ziesar wurde das Gebiet für Tagesausflüge genutzt.
Tourismus und Freizeit
Wandern
Die Jerichower Schweiz ist ein beliebtes Ziel für Wanderer hierbei ist besonders das Dorf Magdeburgerforth ein zentraler Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung. Der Heimatverein Gloinetal Magdeburgerforth bietet regelmäßig geführte Wanderungen durch die Region an.[2]
Im Jahr 2012 fand im Fläming der 112. Deutsche Wandertag statt, hierzu wurden auch Wanderungen durch die Jerichower Schweiz angeboten.[3][4]

Radfahren
Die Jerichower Schweiz ist durch verschiedene Regionale und Überregionale Radwege sehr gut an das Radverkehrsnetz angeschlossen. Von Ziesar aus führt ein asphaltierter Radweg entlang der L52 über Schopsdorf bis nach Magdeburgerforth. Von Küsel aus kann man über Waldrogäsen, Wüstenjerichow und Drewitz bis nach Magdeburgerforth auf dem „Alten Bahndamm“ entlang fahren. Zudem sind die Orte Drewitz, Magdeburgerforth und Dretzen Teil des Radwegs Berlin-Hameln.[5]
Kleinbahn

Der im Jahr 2000 gegründete Traditionsverein Kleinbahn des Kreises Jerichow I e.V. widmet sich dem Erhalt und Wiederaufbau der historischen Schmalspurbahnstrecke rund um Magdeburgerforth in der Jerichower Schweiz. Ziel des Vereins ist es, ein Stück regionaler Eisenbahngeschichte lebendig zu erhalten und für die Nachwelt erfahrbar zu machen.
Ein bedeutender Meilenstein in der Vereinsarbeit war im Jahr 2005 der Kauf des ehemaligen Bahnhofsgebäudes in Magdeburgerforth. Seither wurde dort ein liebevoll gestalteter Museumsbahnhof eingerichtet, der als Ausgangspunkt für Fahrten mit historischen Zügen dient und Einblicke in die Geschichte der Kleinbahn bietet.
Mit großem ehrenamtlichen Engagement verlegte der Verein seither mehrere hundert Meter Gleis. Entlang der rekonstruierten 1,8 Kilometer langen Strecke wurden mehrere Haltepunkte geschaffen: Lumpenbahnhof, Lindenstraße und Magdeburgerforth-Mitte. Die Strecke ist zwar kurz, bietet aber bei besonderen Veranstaltungen wie den regelmäßig stattfindenden Bahnhofsfesten ein authentisches Eisenbahnerlebnis mit historischen Fahrzeugen.
Der Verein ist somit nicht nur ein Bewahrer technischer Denkmäler, sondern auch ein Ort der Begegnung, Bildung und regionalen Identität. Mit seinem Engagement trägt er zur touristischen Attraktivität der Region bei und lässt die Geschichte der einstigen Kleinbahn des Kreises Jerichow I, die ursprünglich ein weitverzweigtes Streckennetz besaß, wieder aufleben.[6]
Unterkunft

Der Jerichower Land-Hof in Schopsdorf ist ein traditionsreicher Gasthof mit über 300-jähriger Geschichte. Bereits 1719 erhielt das Haus das Schankrecht und trug bis 1918 den Namen „Zum deutschen Kaiser“. Seit 1994 wird der Hof von der Familie Richert geführt und dient heute als kultureller Treffpunkt mit Gastwirtschaft, Hofladen und regelmäßigen Veranstaltungen.
Inmitten des Dorfes Schopsdorf gelegen, bietet der Land-Hof eine gemütliche Atmosphäre für Gäste. Die Unterkunft verfügt über Gästezimmer und einen Innenhof, der sich ideal für Veranstaltungen eignet. Besonders beliebt sind die regelmäßig stattfindenden Backtage, bei denen Besucher frisches Sauerteigbrot aus dem hofeigenen Backhaus genießen können.
Darüber hinaus ist der Jerichower Land-Hof ein beliebter Ort für Hochzeiten und Feierlichkeiten. Mit seinem rustikalen Charme und der idyllischen Umgebung bietet er eine passende Kulisse für besondere Anlässe.[7][8]
Gastronomie
Der Fischereibetrieb Marx in Wüstenjerichow ist ein traditionsreicher Familienbetrieb mit über 100-jähriger Geschichte. Bereits 1903 wurde die Teichwirtschaft vom damaligen Besitzer Leutnant a. D. Günther von Wulffen gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie ab 1983 durch den VEB Binnenfischerei Magdeburg wieder aufgebaut. Seit 1996 ist die Fischerei in Besitz der Familie Marx und hat sich seitdem zu einem beliebten Ausflugsziel für Fischliebhaber und Naturfreunde entwickelt.
In der hofeigenen Gaststätte können Besucher frisch zubereitete Fischgerichte genießen, darunter Forellen und andere regionale Spezialitäten. Die gemütliche Atmosphäre und die ländliche Umgebung machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Zudem bietet der Betrieb einen Fischverkauf an, bei dem frischer und geräucherter Fisch direkt erworben werden kann.
Für Angler steht das sogenannte „Angelland“ zur Verfügung, das täglich geöffnet ist und die Möglichkeit bietet, selbst zu angeln. Regelmäßig finden auch Veranstaltungen wie das traditionelle Fischerfest statt, das jährlich zahlreiche Besucher anzieht.[9][10]
Sehenswürdigkeiten
Magdeburgerforth


- Bahnhof und Eisenbahnmuseum Magdeburgerforth[11]
- Waldkirche Magdeburgerforth
- Villa des Betriebsferienheims VEG Kampf[12][13][14]
- Ottoquelle (Benannt nach dem Forstmeister Otto Vater.)
- Friedrichseiche Magdeburgerforth (benannt nach Friedrich dem Großen, der hier einst eine Rast eingelegt haben soll)
- Donnereiche: Nördlich von Magdeburgerforth befindet sich die sogenannte Donnereiche, welche am 11. April 1892 durch den königlich preußischen Oberlandforstmeister Carl Julius Eduard Donner gepflanzt wurde. Zum Fuß des Baums befindet sich ein Gedenkstein.[15]
- Anny Buche
- Dorfteich Magdeburgerforth
- Hotel „Drei Linden“[16]
Schopsdorf

- Jerichower Land-Hof
- Mühlteich Schopsdorf
- Unterschlächtiges Wasserrad Schopsdorf
Drewitz
- Dorfkirche Drewitz
- Schads Mühle
Dörnitz
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- Dorfkirche Dörnitz
- Dorfteich Dörnitz
- Friedenseiche
Altengrabow
- Monument Stalag XI A
- Berghotel Altengrabow
Waldrogäsen

- Schloss Waldrogäsen
- Schlosspark Waldrogäsen
- Waldfriedhof Waldrogäsen
Wüstenjerichow
Lieder und Gedichte
Conrad Schröder aus Magdeburg verfasste um 1900 folgenden Text über die Jerichower Schweiz in der Publikation Die Provinz Sachsen in Wort und Bild:[19][20]
Vogelsang und Blumenduft,
Reine, frische Waldesluft,
Dichtes Laub mit kühlem Schatten,
Bunte Blumen, grüne Matten:
Sehet ihr, das ist der Reiz,
Uns’rer Jerichower Schweiz!
Literatur
- Schröderr, C. Führer durch Magdeburgerforth und Umgebung (Jerichower Schweiz). Mit 3 Abbildungen und 1 Karte. Magdeburg, J. Neumann. 1897. 12°. 42 S.[21]
Einzelnachweise
- ↑ Landkreis Jerichower Land: Jerichower Schweiz - Fläming-Ausläufer. In: www.lkjl.de. Landkreis Jerichower Land, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Leserbrief: Winterwanderung des Heimatvereins Gloinetal Magdeburgerforth. Abgerufen am 7. Mai 2025.
- ↑ Volksstimme: 112. Deutscher Wandertag: "Eine schönere Gegend als die Jerichower Schweiz gibt\'s nicht". Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Volksstimme: Unter dem Titel "Jerichower Schweiz" Aktionen bündeln. Abgerufen am 7. Mai 2025.
- ↑ Radweg Berlin Hameln (RBH). Abgerufen am 20. Mai 2025.
- ↑ Traditionsverein der Kleinbahn des Kreises Jerichow 1 e.V. Abgerufen am 20. Mai 2025.
- ↑ Herzlich Willkommen! Abgerufen am 20. Mai 2025 (deutsch).
- ↑ Der Land Hof in Bilder 1950 - 1996. Abgerufen am 7. November 2024 (deutsch).
- ↑ Fischereibetrieb Marx. Abgerufen am 20. Mai 2025.
- ↑ Fischereibetrieb Uwe Marx - Stadt Möckern. Abgerufen am 20. Mai 2025.
- ↑ NOSTALGIE Dampflok dampft in der Jerichower Schweiz, aus Volksstimme – ++ Schmalspurbahn Nachrichten-Archiv ++. 18. September 2017, abgerufen am 7. Mai 2025.
- ↑ Lost Place: Das VEG-Betriebsferienheim. 20. Oktober 2019, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Verlassene Villa Kampf | Lost Place Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Bernd Kaufholz: Urlaub in der DDR: Was wurde aus den ehemaligen Ferienheimen in Sachsen-Anhalt? Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Donnereiche: Wanderungen und Rundwege. Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Lithographie Magdeburgerforth, Hotel.. | Ansichtskarten günstig. Abgerufen am 6. Mai 2025.
- ↑ Fischereibetrieb Marx. Abgerufen am 6. Mai 2025.
- ↑ LSG17. Abgerufen am 6. Mai 2025.
- ↑ Was macht meine Heimat sehenswert? - Stadt Möckern. Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Conrad Schröder: Die Jerichower Schweiz, in Die Provinz Sachsen in Wort und Bild. 2. Auflage. Band 1. Verlag von Julius Klinkhardt, Leipzig und Berlin 1902.
- ↑ Archiv für Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen 9.1899-12.1902. (archive.org [abgerufen am 7. Mai 2025]).