James Parr

James Parr (1911)

Sir Christopher James Parr CMG KCMG GCMG (* 18. Mai 1869 in Pukerimu, nahe Cambridge, Neuseeland; † 2. Mai 1941 in Potten End, nahe Berkhamsted, in der Grafschaft Hertfordshire in England) war ein neuseeländischer Politiker der Reform Party, Mitglied des New Zealand Parliament und High Commissioner of New Zealand to the United Kingdom.

Frühes Leben

Christopher James Parr wurde am 18. Mai 1869 als Sohn der Eheleute Maria Greaves und Reuben Parr, einem Farmer, in Pukerimu nahe Cambridge geboren. Als Parr neun Jahre alt war, zog die Familie in ein kleines Dorf namens Waihou, das sich rund 4 km südwestlich von Te Aroha befand. Durch einen harten Arbeitsalltag einer Farmersfamilie geprägt, besuchte er zunächst zwei Jahre lang keine Schule. 1883 schickten ihn dann seine Eltern mit der Waiokaraka School auf eine Internatsschule. Mit einem vom Auckland Education Board vergebenen Stipendium konnte er anschließend über einen Zeitraum von drei Jahren das Auckland College und die Grammar School besuchen, wo er sich auf Sprachen konzentrierte. 1887 belegte er in seinem Schulabschluss den zweiten Platz unter den Absolventen.[1]

Tätigkeit als Rechtsanwalt

Parr wollte zunächst Lehrer werden, doch als er mit dem Rechtsanwalt J. M. Alexander aus Auckland in Kontakt kam, änderte er seinen Plan, als dieser ihm einen Ausbildungsvertrag zum Anwalt gab. 1889 bestand Parr die Anwaltsprüfung und wurde ein Jahr später in die Anwaltskammer aufgenommen. Er arbeitete in der Kanzlei von Alexander, doch als dieser 1892 plötzlich verstarb, beschloss Parr sich mit einer eigenen Kanzlei selbstständig zu machen und war in Folge lukrativer Mandate am Warden's Court während des Goldrauschs in Coromandel finanziell sehr erfolgreich. Bis 1895 konnte er rund 1000 Pfund sparen.[1]

Ehe

Am 11. September 1895 heiratete er die Lehrerin Ethel Clara Haszard in Kaukapakapa, das rund 35 km nordwestlich des Stadtzentrums von Auckland lag. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen eines später im Alter von drei Jahren starb.[1]

Kommunalpolitik

Parr trat zunächst einem Debattierclub bei und wurde Mitglied bei den Freimaurern in Auckland. 1896 wurde er Meister der Loge St. Andrew. 1898 ließ sich Parr in den Schulausschuss der damaligen eigenständigen Gemeinde Ponsonby (heute Stadtteil von Auckland) wählen. Er wurde Gründungspräsident der Auckland Ratepayers' Association und saß ab 1899 als der jüngste unter den Stadträten im Auckland City Council. Er wurde bis in das Jahr 1911 für das Amt regelmäßig wiedergewählt und unterbrach seine Tätigkeit dafür nur im Jahr 1902 für eine sechsmonatige Studienreise, die ihn in die großen Städte der Vereinigten Staaten und nach England trug.[1]

1903 wurde Parr in den Auckland Education Board gewählt und übernahm von 1908 bis 1911 dessen Vorsitz. 1905 schloss sich die Wahl in den Auckland Harbour Board an und von 1908 bis 1915 die Mitgliedschaft im Auckland University College Council. Parr zeichnete sich in dieser Zeit für seine besondere Herangehensweise an so unterschiedliche Themen wie Lehrpläne, technische und handwerkliche Ausbildung, Religionsunterricht und die Frage nach der Ausstattung der Schulgebäude aus. Mit Taktgefühl und Unparteilichkeit ging er alle Themen an und führte u. a. ein neues System zur Bewertung von Lehrern ein. Das Auckland Institute and Museum leitete er von 1912 bis 1913 als Präsident und übernahm die Position des Vizepräsidenten in den folgenden 18 Jahren bis 1932.[1]

Im Mai 1911 kandidierte Parr für das Amt des Bürgermeisters von Auckland. Er wurde ohne Gegenkandidaten gewählt und bekam bis 1914 jedes Jahr durch Wiederwahl seine Bestätigung in dem Amt. Parr setzte sich in der Stadtplanung für öffentliche Parks ein und plädierte dafür, dass 10 Prozent aller Grundstücksparzellen für Freizeitzwecke reserviert werden sollten. Auch die öffentliche Gesundheit war ihm ein Anliegen, ebenso wie die Planung und Organisation der Stadt sowie der kommunale Wohnungsbau. In den Anfang 1912 beginnenden Streiks, die die Häfen von Auckland betrafen, trat Parr entschieden entgegen. Da ihm Sozialismus und militante Gewerkschaftswesen zuwider waren, half er mit eine Sonderpolizei zu organisieren, die die Hafenstreiks dann schließlich beendete.[1]

Landespolitik

1905 hatte sich Parr erstmals bereit erklärt, für die New Zealand Political Reform League in Auckland West für das New Zealand Parliament zu kandidieren. Doch er verlor die Wahl, als Premierminister Richard Seddon von der Liberal Party persönlich intervenierte. 1914 trat Parr dann erneut für die Reformpartei zur Parlamentswahl an und konnte mit Hilfe von rund 500 Wahlhelfern den Wahlbezirk Mount Eden für sich entscheiden. Er wurde in den Jahren 1919, 1922 und 1925 wiedergewählt. In den Anfangsjahren im Parlament glänzte Parr mit seiner Abneigung zur Parteidisziplin, war Befürworter der imperialen Sache im Ersten Weltkrieg und unterstützte die Empire Trade League, die sich dafür einsetzte, deutsche Waren von Neuseeland fernzuhalten. 1919 sprach er sich für Wohneigentum für Arbeiter aus und forderte kostenlose medizinische, zahnärztliche und augenärztliche Behandlung für alle Kinder unter 16 Jahren. In dem Jahr gab es auch eine Abspaltungsbewegung innerhalb der Partei, die gegen Premierminister William Massey gerichtet war. Parr gehörte zu der Gruppe der Abspalter. Doch als die Presse darüber berichtete, brach die Bewegung zusammen. Parr versicherte anschließend Massey seine Loyalität und bekam 1920 zwei Ministerämter in der Regierung, eines für das Gesundheitswesen und das andere für Bildung. 1923 gab Parr das Bildungsministerium ab, wurde gleichzeitig Justizminister und übernahm 1925 noch zusätzlich die Ämter für Post und Telegrafie.[1]

High Commissioner in London

1926 verabschiedete sich Parr vom Parlament und gab auch seine Anwaltskanzlei auf, die er in all den Jahren zusammen mit E. C. Blomfield, einem ehemaligen Richter vom Native Land Court, geführt hatte. Grund war die Ernennung zum High Commissioner of New Zealand to the United Kingdom, ein Amt, das er noch im selben Jahr in London antrat und bis Ende 1929 führte. Während seiner Zeit im London übernahm er auch die Aufgabe, Neuseeland beim Völkerbund in der Schweiz zu vertreten. Des Weiteren war er Mitglied des Imperial Defence Committee, des Empire Marketing Board und des Imperial Shipping Committee. 1930 kehrte Parr nach Neuseeland zurück, wurde Vorsitzender des Legislative Council of New Zealand und übernahm 1934 erneut die Aufgabe des High Commissioner für zwei Jahre in London und blieb danach in England.[1]

1938 reiste Parr für eine kurze Zeit nach Neuseeland und lernte auf der Überfahrt Barbara Mary Whitworth. Sie war wie er verwitwet (seine Frau verstarb am 4. November 1933). Sie heirateten am 12. Dezember des Jahres in Cambridge und gingen zurück nach England, wo Christopher James Parr am 2. Mai 1941 im Haus eines Freundes in Potten End nahe Berkhamsted im Alter von fast 72 Jahren verstarb.[1]

Ehrungen

Literatur

  • Graham W. A. Bush: Parr, Christopher James. In: Dictionary of New Zealand Biography 1901–1920. Volume III. Auckland University Press, Auckland 1996 (englisch, Online [abgerufen am 5. September 2025]).
Commons: James Parr – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Bush: Parr, Christopher James. In: Dictionary of New Zealand Biography. 1996 (englisch).
  2. Kings's Birthday. In: Press. Volume L, Issue 15001, 23. Juni 1914, S. 7 (englisch, Online [abgerufen am 5. September 2025]).
  3. New Year Honors. In: Te Aroha News. Volume XLI, Issue 6562, 3. Januar 1925, S. 1 (englisch, Online [abgerufen am 5. September 2025]).
  4. Christopher James Parr. In: The London Gazette. Numb. 34166, 31. Mai 1935, S. 3591 (englisch, Online [PDF; 3,3 MB; abgerufen am 5. September 2025]).