Issy Wood

Issy Wood (* 1993 in Durham, North Carolina, USA) ist eine britische Malerin und Musikerin, die in London lebt und arbeitet.[1] Ihre altmeisterlich anmutenden Nahaufnahmen – oft auf Leinwand, auf Musikinstrumenten oder auf mit Samt bezogenem Mobiliar – verbinden Realismus und Surrealismus; der Kritiker Barry Schwabsky charakterisierte Woods Bildsprache als „perversen Realismus“.[2] Die erste große Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland (Magic Bullet) findet vom 11. September 2025 bis 31. Januar 2026 im Schinkel Pavillon in Berlin statt.[2]

Leben

Wood wurde 1993 in Durham, North Carolina, geboren, studierte Bildende Kunst (B.A., 2015) am Goldsmiths College und erwarb 2018 den M.A. an den Royal Academy Schools; sie lebt und arbeitet in London.[1] In Anspielung auf ihre Affinität zur Altmeistermalerei bezeichnete sie sich selbstironisch als „medieval millennial“.[3] Wood hat wiederholt offen über psychische Belastungen wie Depressionen und eine Körperdysmorphie gesprochen und erklärt u. a., dass sie sich ungern fotografieren lasse.[4] Im Kunst- und Musikbetrieb betonte sie früh ihre Unabhängigkeit; Angebote des Galeristen Larry Gagosian wies sie zurück, ihren Vertrag beim Sony-Imprint Zelig (Mark Ronson) beendete sie 2021 und veröffentlichte danach eigenständig.[4] Wood wird von Carlos/Ishikawa (London) und der Michael Werner Gallery (u. a. New York, London, Berlin) vertreten.[5]

Wirken

Woods Bildwelt speist sich häufig aus iPhone-Bildschirmfotos, deren Ausschnitte sie als formbewusstes, vom Smartphone geprägtes Sehen einsetzt.[2] Ihre Motive – von Coladosen und Zahnspangen über Autositze bis zu Accessoires – erscheinen in engen, klaustrophobischen Bildausschnitten als zugleich begehrenswerte und unheimliche Zeichen einer spätkapitalistischen Kultur.[6] Formal verbindet sie altmeisterliche Ölmalerei mit Trägern wie Leinwand, Musikinstrumenten oder Möbeln, die teils mit Samt bezogen sind; die Kritik verortet diese Bildsprache zwischen Realismus und Surrealismus und spricht von „perversem Realismus“.[2] Woods diaristische Schreibpraxis begleitet ihr malerisches Werk; Texte aus ihrem langjährigen Blog flossen in Publikationen und Liedtexte ein, zuletzt in das zur Ausstellung Study for No erschienene Katalog- und Begleitmaterial.[7]

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

  • 2019: All The Rage, Goldsmiths CCA, London.[8]
  • 2022: Time Sensitive, Michael Werner Gallery, New York.[9]
  • 2023/2024: Study For No, Lafayette Anticipations, Paris (erste Einzelausstellung in Frankreich; über 60 Arbeiten).[10][11]
  • 2023: Furni, Carlos/Ishikawa, London.[12]
  • 2023/2024: A Lover’s Discourse, Aspen Art Museum, Aspen (Dialog u. a. mit einem Werk von Fernando Botero).[13]
  • 2024/2025: What I Eat In A Day, TANK Shanghai, Shanghai.[14]
  • 2025/2026: Magic Bullet, Schinkel Pavillon, Berlin (erste große Einzelausstellung in Deutschland).[2]

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 2023/2024: Beteiligungen und Präsentationen im Umfeld von Study For No in Paris (u. a. Konzert/Performance im Ausstellungsrahmen).[15]

Musik

Wood verfolgt parallel eine Popmusik-Karriere. Nach zwei EPs beim Label Zelig Records (Sony) veröffentlichte sie 2022 ihr erstes Album unabhängig und 2024 ein weiteres Album; über den Umgang mit der Musikindustrie und ihre Arbeitsweise äußerte sie sich 2024 ausführlich in einem Guardian-Interview.[4]

Diskografie (Auswahl)

Alben

  • My Body Your Choice (2022, Eigenveröffentlichung).[16]
  • Accidental American (2024).[17]

EPs (Auswahl)

  • Cries Real Tears! (2020, Zelig Records).[18]
  • If It’s Any Constellation (2021, Zelig Records).[19]

Rezeption

Kritik und Feuilleton betonen Woods präzisen Bildausschnitt und die spannungsgeladene Materialwahl. Studio International hob 2019 die Rolle von Konsum- und Oberflächenästhetik in ihrer Londoner Ausstellung hervor,[20] während die Berliner Ankündigung zu Magic Bullet eine „hypermoderne“ Bildsprache benennt, die sich aus iPhone-Screenshots speist, und Schwabskys Etikett des „perversen Realismus“ aufgreift.[2]

Literatur

  • Issy Wood: Study For No. Ausstellungskatalog. Mit Beiträgen von Barry Schwabsky, Kaitlin Phillips, Rebecca Lamarche-Vadel und Issy Wood. Paris: Lafayette Anticipations, 2023.[21]

Einzelnachweise

  1. a b Issy Wood – Biography. In: Michael Werner Gallery. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  2. a b c d e f Issy Wood: Magic Bullet. In: Berlin.de. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  3. Issy Wood. In: Sotheby’s. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  4. a b c Safi Bugel: ‘My old label said I was more annoying than lucrative’: painter-musician Issy Wood on her singular, insular world. In: The Guardian. 11. September 2024, abgerufen am 4. September 2025 (britisches Englisch).
  5. Meet the artists. In: Art Basel Stories. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  6. Julia Schouten: Issy Wood: All The Rage. In: Studio International. 5. August 2019, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  7. Issy Wood – Study For No (Catalogue). In: Lafayette Anticipations. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  8. Julia Schouten: Issy Wood: All The Rage. In: Studio International. 5. August 2019, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  9. Issy Wood – Time Sensitive. In: Michael Werner Gallery. 9. September 2022, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  10. Issy Wood – Study For No. In: Lafayette Anticipations. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  11. Issy Wood – Study For No (Booklet). In: Lafayette Anticipations. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  12. Issy Wood – Furni. In: Carlos/Ishikawa. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  13. A Lover’s Discourse: Issy Wood. In: Aspen Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  14. What I Eat In A Day – Issy Wood. In: TANK Shanghai. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  15. Issy Wood – live music performance. In: Lafayette Anticipations. 19. Oktober 2023, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  16. My Body Your Choice. In: Apple Music. 5. August 2022, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  17. Accidental American. In: Apple Music. 26. Juli 2024, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  18. Cries Real Tears! – EP. In: Apple Music. 4. Dezember 2020, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  19. Shaad D’Souza: If It’s Any Constellation EP – Review. In: Pitchfork. 7. Juni 2021, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  20. siehe All The Rage: Julia Schouten: Issy Wood: All The Rage. In: Studio International. 5. August 2019, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  21. Issy Wood – Study For No (Catalogue). In: Lafayette Anticipations. Abgerufen am 4. September 2025 (englisch).