Gustav Lendecke
Gustav Lendecke, von 1911 bis 1919 von Lendecke (geboren am 22. August 1853 in Neu Bidschow, Österreich-Ungarn; gestorben am 4. Dezember 1938 in Rein), war ein österreichischer Techniker und von 1910 bis 1918 Generaldirektor der Stabilimento Tecnico Triestino (STT) in Triest, der bedeutendsten Werft Österreich-Ungarns.[1]
Leben
Gustav von Lendecke wurde als Sohn des Zuckerfabrikanten Gustav Lendecke (1818–1865) in Böhmen geboren und hatte vier Geschwister.[2] Zwischen 1869 und 1874 studierte er am Polytechnikum in Prag (heute Tschechische Technische Universität Prag) Mathematik und Maschinenbau. Am 1. Februar 1875 trat Lendecke als provisorischer Schiffsbaueleve in den Dienst der k.u.k Kriegsmarine in Pula, wo er zum Schiffsmaschinenbauingenieur ausgebildet wurde.
Nachdem er ab 1879 als Konstruktionsingenieur für Dampfbarkassenmaschinen tät war, 1884 der technischen Abteilung des Seebezirkskommandos Triest zugeteilt wurde, kam er zur Beaufsichtigung der Maschinen- und Kesselbauten zur Werft Stabilimento Tecnico Triestino.[3] Ebenda war er zur Bauüberwachung der Maschinenkomplexe der Torpedokreuzer SMS Panter und Leopard sowie des Schlachtschiffs Kronprinzessin Erzherzogin Stefanie beordert worden und wurde nach Einschiffung auf unterschiedlichen Kriegsschiffen, auf sein Bitten, als Maschinenbauingenieur 1. Klasse dauerhaft beurlaubt und trat 1888 in den Zivilstand über.[3]
Ab 1887 war Lendecke als Oberingenieur und Maschinenkonstrukteur bei der Stabilimento Tecnico Triestino (STT) angestellt. 1897 wurde er Direktor der Fabbrica Macchine di Sant’Andrea, 1902 Direktor und von 1910 bis 1918 Generaldirektor des STT, die er umfangreich umstrukturierte. 1906 wurde in der Fabbrica Macchine di Sant’Andrea die erste Dampfturbine, 1912 die ersten Turbinenantriebsanlagen mit Kleinsteller gebaut.[3]
Lendecke war mit Friedrich Wilhelm Pixis und Johann Peter Pixis verwandt.[4] Otto Lendecke war sein Neffe.[5]
Wirken
Lendecke hatte den Ruf eines ausgezeichneten Schiffsmaschinenkonstrukteurs, der „weit über die Grenzen“[6] Österreich-Ungarns hinausreichte und muss „als einer der Pioniere des modernen österreichisch-ungarischen Schiffsmaschinenbaues bezeichnet werden“.[7]
Die Maschinenkomplexe der Kreuzer SMS St. Georg, SMS Kaiser Karl VI., SMS Kaiserin und Königin Maria Theresia, SMS Admiral Spaun sowie jene der Schlachtschiffklassen Monarch, Habsburg, Erzherzog Karl und Radetzky gehen auf seine Planungsarbeiten zurück.[7]
Auf Basis dessen und auf Grund der Restrukturierungs- und Modernisierungsarbeiten, die Lendecke in der Stabilimento Tecnico Triestino (STT) veranlasste, konnten die Turbinenkomplexe der Schiffsklasse Tegetthoff/Viribus Unitis gebaut werden. Darüber hinaus ließ Lendecke die STT-Werften in San Marco und San Rocco umfangreich modernisieren, wodurch sie zu international konkurrenzfähigen Werften, auch für die Handelsschifffahrt wurden.[3]
Ehrungen
Lendecke wurde für seine Verdienste zum Ritter des Ordens der Eisenen Krone (III. Klasse) ernannt und bekam den Franz-Josephs-Orden (Komtur) verliehen.[8] 1911 erfolgte seine Erhebung in den erblichen Adelsstand[9] und 1917 wurde ihm gemeinsam mit unter anderem Ferdinand Porsche das Ehrendoktorrat der Technischen Hochschule Wien verliehen.[10] Mit Ferdinand Porsche verband ihn seitdem eine Freundschaft.
Literatur
- Rainer Egger, Carlo Schiffrer: Lendecke, Gustav von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 128.
Einzelnachweise
- ↑ 50 Jahre Schiffbau 1857–1907 Stabilimento Tecnico Triestino, 1907, S. 47.
- ↑ Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Nachlass Hans Ankwicz-Kleehoven, Stammregister Familie Lendecke.
- ↑ a b c d Archiv der TU Wien, Rektorat der k.k. Technischen Hochschule in Wien, Lendecke, Gustav von, Begründung zur Verleihung des Ehrendoktorats, verfasst von Professor Heinrich Wagner im Juni 1916; Österreichisches Biographisches Lexikon, Lendecke, Gustav von online.
- ↑ Klaus Aringer: Neu entdeckte biographische Quellen von Johann Peter Pixis. In: Ankwicz-Kleehoven, Hans: Otto Lendecke (Hrsg.): Die Musikforschung. Jahrgang 74, Heft 2, 2021, S. 155–160, doi:10.11588/diglit.6343.13.
- ↑ Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Nachlass Hans Ankwicz-Kleehoven, Stammregister Familie Lendecke.
- ↑ Archiv der TU Wien, Rektorat der k.k. Technischen Hochschule in Wien, Lendecke, Gustav von.
- ↑ a b Archiv der TU Wien, Rektorat der k.k. Technischen Hochschule in Wien, Lendecke, Gustav von, Begründung zur Verleihung des Ehrendoktorats, verfasst von Professor Heinrich Wagner im Juni 1916.
- ↑ Archiv der TU Wien, Rektorat der k.k. Technischen Hochschule in Wien, Lendecke, Gustav von; Der österr. k. Orden der Eisernen Krone und seine Mitgl., 1912, S. 68.
- ↑ Rainer Egger, Carlo Schiffrer: Lendecke, Gustav von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 128.
- ↑ https://www.tuwien.at/tu-wien/ueber-die-tuw/zahlen-und-fakten/akademische-wuerdentraeger-innen; Archiv der TU Wien, Rektorat der k.k. Technischen Hochschule in Wien, Lendecke, Gustav von; Österreichisches Staatsarchiv/AVA, Adel HAA AR 518.23, Lendecke, Gustav, Generaldirektor der Stabilimento Tecnico Triestino, Adelsstand.