Grüner Löwe (Braunschweig)
| Radeklint Nr. 2 und Nr. 3 (Ass.-Nr. 843 und 941) | |
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| Der Radeklint auf dem 1798 von Friedrich Wilhelm Culemann angefertigten Plan der Stadt Braunschweig. |
Als Haus Grüner Löwe, Haus zum Grünen Löwen oder der Grüne Löwe wurde ein 1613 erbautes Eckhaus am Radeklint Nr. 3 auf dem Grundstück mit der Assekuranznummer 941 in der Neustadt in Braunschweig bezeichnet.[1] Das Haus hatte seinen Namen von einem an der Ecke aufrecht stehenden grünen Löwen, der ein Schild mit der Aufschrift „der grüne Löwe“ trug.[2]
Geschichte
Die Bezeichnung „Grüner Löwe“ wurde für zwei Gebäude am Radeklint, Nr. 2 und Nr. 3, verwendet. Um 1578 wurde am Radeklint Nr. 2 (Ass.-Nr. 843) durch Oske Brandes und Christoffel Wichmann ein Haus erbaut. Brandes hatte das Haus oder das Grundstück 1577 erworben und es verblieb bis zum Jahr 1643 im Besitz seiner Familie.[3] Bereits 1552 war die Bezeichnung „Grüner Löwe“ bekannt, denn das Haus auf dem Grundstück mit der Nummer 950 (später Nettelbecksches Haus, Ass.-Nr. 950) wurde als „dat achte hus vam orde des gronen lauwen“ bezeichnet.[4] Hermann Dürre schrieb 1861 in seiner Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter folgendes:
„Am östlichen Eingang der kurzen Straße, welche von jenem Platze nach dem alten Petrithore hinführt, in welcher sich Alt- und Neustadt begrenzten, lag der grüne Löwe. Ob das Haus Nr. 941 schon im Mittelalter so hieß, ist zweifelhaft.“[5]
In den Jahren 1807 bis 1861 oder 1862 ist die Garnhandlung Johann Heinrich Meyer und Sohn am Radeklint Nr. 3 (Ass.-Nr. 941) verzeichnet, zuvor war wohl dessen Vater Ludwig August Meyer der Besitzer der Garnhandlung, zuletzt ein Mitglied der Ältesten des Viktualienamts.[6] Dieser ist mindestens von 1796 bis 1805 dort nachgewiesen.[7] Ab 1863 lautet der Eintrag nur noch „Am Radeklinte 3 (941) Grüner Löwe, Meyer, vorm. Kaufmann“, beziehungsweise „Meyer, Fr. Particulier, Redeklint 3“. In dem Haus lebten zu jener Zeit auch die Witwe des Amtsrats Siemens und die Witwe des Oberamtmanns Auditor Lüderßen.[8]
Handelshaus C. W. Böttger – Grüner Löwe
Am 1. Oktober 1865 eröffnete der Kaufmann Carl Wilhelm Böttger (* vor 1865 – nach 1898) am Radeklint Nr. 2 (Ass.-Nr. 843) ein Geschäft für Eisenwaren und Hausrat und nannte es später „Handelshaus C. W. Böttger – Grüner Löwe“ oder „C. W. Böttger Kurz- und Eisenwarenhandel“.[9] Er übernahm vermutlich die dortige Kurz- und Eisenwarenhandlung von Carl Hohnstein & Co. oder schloss sich mit diesem zusammen. Der Eintrag in den Adressbüchern lautete zunächst bis 1869 „Böttger, C. Wilh. Kaufmann (S. Hohnstein & Co.) Am Radeklint 2“.[10] Und ab 1870 dann „Böttger, C. W. Kurz- und Eisenwarenhandlung, Radeklint 2“. Von 1899 bis 1909 war der Kaufmann Wilhelm Georg August Böttger (1870–1917) der Inhaber und seine Ehefrau (⚭ 24. April 1898) Minette Georgine Albertine (geborene Gauß oder Gauss; 4. August 1875 – nach 1917) war 1909 Prokuristin. Sie war eine Tochter des Klempnermeisters Georg Christian Albert Gauss (1. Juni 1843 – 27. Januar 1907) und dessen Frau Caroline Wilhelmine (geborene Riechelmann). Das Paar hatte mindestens zwei Söhne Albert Böttger (1899 – nach 1945) und Wilhelm Böttger (1901–1946), die beim Tod des Vaters 1917 noch nicht volljährig (25) waren. Beide betrieben später eigene Warenhandlungen, Albert in Leipzig und Wilhelm in Lengede.[11]
Ab 1910 ist Wilhelm Roloff (1875/1876 – 20. Dezember 1973) als Inhaber der Firma „C. W. Böttger Eisenkurzwaren- und Werkzeughandlung, Magazin für Haus- und Küchengeräte – Wecks Frischhaltung“ im Adressbuch verzeichnet. Prokura hatte dessen Frau Lucie (geborene Gräben). Am 1. Oktober 1965 feierte die Firma ihr 100-jähriges Bestehen. Im Mai 1971 wurde ein Erweiterungsbau der Firma C. W. Böttger, Grüner Löwe, eröffnet[12] und am 13. September 1983 der Grundstein für den Neubau des Marktes „Grüner Löwe“, zwischen Hintern Brüdern und Lange Straße, durch das Heimwerkerunternehmen Obi gelegt. Noch bis zum Jahr 1991 war der „Grüne Löwe“ als Geschäft für Bau- und Heimwerkerbedarf aktiv.
Seit 2001 existiert die „Grüner Löwe GmbH & Co. KG“ mit Sitz am Petritorwall 6, die dem Zweck der Verwaltung eigener Immobilien dient.[13] Das Parkhaus Süd in der Langen Straße 4 wird auch als „Parkhaus Grüner Löwe“ bezeichnet.
Häuser mit ähnlicher Bezeichnung

Weichbilde farbig hervorgehoben
Innerhalb Braunschweigs gab es neben dem „Haus zum Grünen Löwen“ Radeklint 3 noch weitere Häuser mit ähnlichen Bezeichnungen:[14]
- Haus zum Löwen, im Weichbild Hagen (Haus 10)
- Haus zum roten Löwen, Hagen, Wendenstraße 62 (Ass.-Nr. 1600, etwa gegenüber Haus 4 oberhalb von Haus 9)
- Haus zum roten Löwen, im Weichbild Sack, Sack 14 (Ass.-Nr. 2682, to dem roden Lawen, um 1341, Haus 5)
- Haus zum schwarzen Löwen, im Weichbild Sack, Schild 1 (Ass.-Nr. 2683, to dem swarten Lawen, um 1410, Haus 5a)
- Haus zum roten Löwen in der Altstadt, Südklint 7 (to dem roden Lauwen, um 1460)
- Haus Leuenturm (früher auch Lauen- oder Ulrichstor) in der Altstadt (uppe deme Damme, Haus 24). Der Name Ulrichstor bezog sich auf die Nähe zur ehemaligen Kirche St. Ulrici am Kohlmarkt. Das Tor befand sich in dem sogenannten Lauenthurme (Löwenturm). Bei dem Löwenturm handelte es sich um ein massives, viereckiges Bauwerk mit vielen Gemächern, der im Jahr 1292 bei dem Aufruhr der Gilden (Schicht der Gildemeister) gegen den Rat der Weichbilder von den 12, durch die Gilden erwählten Männern, zu Gunsten Herzog Heinrich des Wuntderlichen, als Rathaus genutzt wurde. 1482 wurde der Turm von einem Turmmann bewohnt und diente später als Schuldturm. 1550 wurde er erneuert und 1639 abgebrochen.[15] 1845 wurden bei Kanalarbeiten Teile der Grundmauern gefunden. An der Stelle (Ass.–Nr. 193 und 194) wurde ein Bäckerhaus errichtet.[16]
Literatur
- Britta Berg: Böttger, C.W. In: Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 37.
- N.N.: Der grüne Löwe – Chronik des Handelshauses C. W. Böttger – Grüner Löwe – 90 Jahre im Zeichen des Löwen (1865–1955). Selbstverlag, Braunschweig 1955.
- Grüner Löwe 125 Jahre Braunschweig 1865–1990. Selbstverlag, Braunschweig 1990.
Einzelnachweise
- ↑ Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, A1, Nr. 232† Radeklint 3, sog. „Grüner Löwe“ (Nro. 941). urn:nbn:de:0238-di056g009a1023206 (inschriften.net).
- ↑ Friedrich Knoll: Braunschweig und Umgebung Historisches Topographisches Handbuch. 1877, S. 89 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 564† Radeklint 2. urn:nbn:de:0238-di056g009k0056405 (inschriften.net).
- ↑ Heinrich Meier: Die Strassennamen der Stadt Braunschweig. Julius Zwissler, Wolfenbüttel 1904, S. 85–86 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter. Grüneberg, Braunschweig 1861, S. 717 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Verzeichnis der hiesigen Kauf- und Handelsherren. In: Braunschweigscher Meß- und Kaufmanns-Kalender auf das Jahr 1802 (= Braunschweigisches Adressbuch). 1802, Sp. 143, doi:10.24355/dbbs.084-201202021441-0 (leopard.tu-braunschweig.de [PDF]).
- ↑ P. C. Ribbentrop: Verzeichnis der hiesigen Kauf- und Handelsherren, der Künstler und auch Handwerker. In: Braunschweigischer Meß- und Kaufmanns-Kalender auf das Schalt-Jahr 1796 (= Braunschweigisches Adressbuch). 1796, Sp. 73, doi:10.24355/dbbs.084-201201251509-0 (tu-braunschweig.de [PDF]).
- ↑ Am Radeklinte. In: Braunschweigisches Adreßbuch für das Jahr 1863. 1863, Sp. 92, 134, doi:10.24355/dbbs.084-201204131130-0 (tu-braunschweig.de [PDF]).
- ↑ Braunschweigisches Adreßbuch für das Jahr 1894. 1894, S. 27, doi:10.24355/dbbs.084-201204121455-0 (tu-braunschweig.de [PDF]).
- ↑ Braunschweigisches Adreßbuch für das Jahr 1866. 1866, Sp. 13, doi:10.24355/dbbs.084-201009151458-0 (tu-braunschweig.de [PDF]).
- ↑ Guy Waldo Dunnington: Carl Friedrich Gauss – titan of science – a study of his life and work. Hafner, New York 1955, S. 43 (englisch, bookreadfree.com).
- ↑ Große Löwenfesttage : Grüner Löwe, Braunschweig, Eröffnung. 1971.
- ↑ Grüner Löwe GmbH & Co. KG northdata.de.
- ↑ Heinrich Meier: Die Strassennamen der Stadt Braunschweig. Julius Zwissler, Wolfenbüttel 1904, hinter S. 144 (Textarchiv – Internet Archive – Karte Braunschweig um 1400 Lithografie von F. R. Lange nach einem Entwurf von W. Schadt).
- ↑ Oscar Döring: Berühmte Kunststätten Nr. 31 Braunschweig. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1905, urn:nbn:de:gbv:084-20642 S. 17 (leopard.tu-braunschweig.de).
- ↑ Das Ulrichsthor oder Lauenthor (Löwenthor, Lowendore). In: Archiv des Historischen Vereins für Niedersachsen. Hannover 1847, S. 239 (Textarchiv – Internet Archive).
