Garde-Kavallerie-Schützen-Division

Anwerbeplakat der Garde-Kavallerie-Schützen-Division 1919

Die Garde-Kavallerie-(Schützen-)Division war ein im Frühjahr 1918 gebildeter Großverband der Preußischen Armee, aus dem nach der Novemberrevolution einer der größten rechtsgerichteten Freiwilligenverbände der Umbruchszeit mit einer Stärke von bis zu 40.000 Mann entstand.[1] Sie war ab Dezember 1918 intensiv an der Niederschlagung revolutionärer Aufstände beteiligt und für die Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verantwortlich.

Geschichte

Die Garde-Kavallerie-Schützen-Division wurde im Frühjahr 1918 aus der von der Ostfront zurückgekehrten Garde-Kavallerie-Division und Teilen anderer Divisionen aufgestellt. Divisionskommandeur war Generalleutnant Heinrich von Hofmann, Erster Generalstabsoffizier Hauptmann Waldemar Pabst. Von der Frühjahrsoffensive wurde Major Willy Rohr mit seinem Sturm-Bataillon nach Maubeuge befohlen, um die Division für den westlichen Kriegsschauplatz auszubilden. Im Rahmen dieser Ausbildung war eine „Große Übung“ im Divisionsrahmen angesetzt. Zuschauer jener Übung waren der österreichische Kaiser Karl I., Kronprinz Wilhelm von Preußen, Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff von der Obersten Heeresleitung, die Generäle Friedrich Sixt von Armin, Fritz von Loßberg, Oskar von Hutier und andere. Zum Abschluss der Ausbildungstätigkeit besichtigte Hindenburg am 23. Mai die Division.[2] Sie wurde ab Ende Mai 1918 an der Westfront in der Champagne eingesetzt, ab dem 15. Juli in der Angriffsschlacht an der Marne, und schließlich zwischen dem 17. August und dem 4. September in der Abwehrschlacht zwischen Oise und Aisne. Ab Oktober 1918 deckte die Division den Rückmarsch der 1. Armee.

Nach der Rückkehr der Regimenter nach Berlin nach Kriegsende fand der erste große Einsatz der Division auf deutschem Boden während der Weihnachtskämpfe am 24. Dezember 1918 statt.[3] Der Garde-Kavallerie-Schützen-Division und anderen regulären Truppen unter dem Generalkommando des Generals Arnold Lequis gelang es nicht, die meuternde Volksmarinedivision, die ihre von der Regierung geplante Verkleinerung verhindern und die Auszahlung zurückgehaltenen Solds erzwingen wollte, aus dem Berliner Stadtschloss und dem Marstall zu vertreiben. Danach wurde die Garde-Kavallerie-Schützen-Division besonders durch ihren Einsatz bei der Niederschlagung des sogenannten Spartakusaufstands (Januaraufstand), die anschließende Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Januar 1919 sowie die spätere Teilnahme von Teilen der Division unter Generalmajor Heinrich Deetjen an der Zerschlagung der Münchner Räterepublik im Mai desselben Jahres – bereits nach ihrer Umbildung zum Korps – bekannt und berüchtigt. Im April 1919 bildete die Garde-Kavallerie-Schützen-Division zusammen mit der Marine-Division unter Generalmajor Paul von Lettow-Vorbeck das ebenfalls von Hofmann geführte Garde-Kavallerie-Schützen-Korps. Formal blieb die Einheit bis zur Überführung in die Vorläufige Reichswehr im Juli 1919 ein regulärer Verband des Deutschen Heeres,[4] nahm aber infolge massiver Anwerbung von Freiwilligen und Aufnahme zahlreicher Freiwilligenverbände aus demobilisierten Truppenteilen früh den Charakter eines Freikorps an.[1][5]

Abzeichen

Angehörige der Garde-Kavallerie-Schützen-Division trugen 1919 ein gelbmetallenes Abzeichen vorn am Umlegekragen, das einen auf Eichenlaub gebetteten Gardestern mit einem Stahlhelm im Zentrum, wo sich beim Gardestern normalerweise der Adler befindet, und anstelle der Devise der Buchstabenfolge G.K.S.D. zeigte.[6]

Gliederung

Die Garde-Kavallerie-Schützen-Division marschiert durch Berlin

Die Gliederung entsprach einer Kavallerie-Schützen-Division des Heeres in drei Kavallerie-Schützen-Kommandos mit jeweils mehreren Freiwilligen-Verbänden in Bataillonsstärke.

Freikorpssoldat in Altona mit Kragenabzeichen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division und des Freikorps Schleswig-Holstein

Als Divisionsartillerie fungierte das 3. Garde-Feldartillerie-Regiment.

Divisionstruppen: 1 Radfahr-Kompanie, 1 Pionier-Bataillon, 1 Minenwerfer-Kompanie, 1 Flieger-Abteilung, 1 Flak-Batterie, je 1 Fernsprech- und Funkerabteilung, mehrere Fuhrpark- und Munitionskolonnen, 1 Sanitätskompanie, 1 Lastkraftwagenkolonne und zwei Panzerautos.

Der Division im Zuge der gegenrevolutionären Einsätze angegliedert wurden vom Freikorps Schleswig-Holstein das Regiment Seyfert zu vier Kompanien und die aus den etwa bataillonsstarken Freikorps Küntzel, Gentner und Loeschebrand zusammengestellte Freiwilligen-Brigade Taysen.

Aus der Technischen Abteilung der Division ging die Technische Nothilfe hervor, die den Betrieb bestreikter Anlagen im Auftrag des Besitzers sicherstellen sollte. Diese Nothilfe war wiederum der Vorläufer des heutigen Technischen Hilfswerkes.

Das in Berlin-Lichterfelde stationierte Garde-Schützen-Bataillon stand, trotz der Namensähnlichkeit, in keinem Zusammenhang mit der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Allerdings schlossen sich einzelne Angehörige dieses Bataillons, darunter Robert M. W. Kempner, der Division an.[7]

Bekannte Angehörige

Literatur

Commons: Garde-Kavallerie-Schützen-Division – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Arnulf Scriba: Freikorps. Übersicht im LeMO (DHM und HdG)
  2. Michael Epkenhans, Gerhard P. Groß, Markus Pöhlmann, Christian Stachelbeck (Hrsg.): Geheimdienst und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Die Aufzeichnungen von Oberst Walter Nicolai 1914 bis 1918 (= Zeitalter der Weltkriege. Band 18). Oldenbourg, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-060501-3, S. 509.
  3. Pierre Broué: The German Revolution 1917–1923. Haymarket Books, Chicago 2006 (Ersterscheinung im frz. Original 1971), ISBN 1-931859-32-9, S. 233 f.
  4. Deutsche Streitkräfte 1918 bis 1933: Freikorps und sonstige Freiwilligenverbände. Bundesarchiv, abgerufen am 31. August 2025.
  5. Ingo Müller: Militärgerichtsbarkeit und Strafjustiz in der frühen Weimarer Republik: Der Fall Jorns. In: Michael Dreyer, Sebastian Elsbach, Andreas Braune (Hrsg.): Vom drohenden Bürgerkrieg zum demokratischen Gewaltmonopol (1918–1924) (= Weimarer Schriften zur Republik. Band 16). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-515-13152-0, S. 83–90 (Zitat S. 84: „eine Mischung aus militärischem Verband und Freikorps“).
  6. Kragenabzeichen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inventarnummer U 2016/7 (mit Bild).
  7. Robert W. Kempner: Ankläger einer Epoche. Lebenserinnerungen. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1986, ISBN 3-548-33076-2, S. 25 f.