FDGB-Pokal 1964/65

FDGB-Pokal 1964/65
Pokalsieger SC Aufbau Magdeburg (2. Titel)
Europapokal der
Pokalsieger
SC Aufbau Magdeburg
Beginn 01. August 1964
Finale 08. Mai 1965
Finalstadion Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Ost-Berlin
Mannschaften 76
Spiele 86  (davon 1 strafverifiziert)
Tore 305  (ø 3,55 pro Spiel)
(ohne strafverifizierte Spiele)
FDGB-Pokal 1963/64

Zum 14. Mal wurde in der Saison 1964/65 der Fußball-FDGB-Pokal ausgetragen.

Der Pokalwettbewerb 1964/65 begann wie im Vorjahr mit einer Vorrunde, die am 1. August 1964 startete und nach territorialen Gesichtspunkten gelost wurde. An dieser nahmen aus der Saison 1963/64 die 30 Bezirkspokalfinalisten, 30 Mannschaften aus der DDR-Liga (ohne Staffelsieger) und die beiden Letzten der DDR-Oberliga teil.

Die 14 Oberliga-Teams, der aktuellen Saison, griffen in der 2. Hauptrunde am 1. November 1964 in den Wettbewerb ein. Motor Steinach, Dynamo Dresden und Dynamo Berlin schieden hier bereits aus. Im Achtelfinale war schon kein Bezirksvertreter mehr dabei, bis auf Chemie Halle schieden auch die noch verbliebenen DDR-Ligisten Vorwärts Cottbus, Vorwärts Neubrandenburg und Motor Dessau allesamt aus. Dessau erzwang im Ligaduell gegen Chemie Halle ein Wiederholungsspiel, das dann aber mit 3:0 verloren ging.

Während der letztjährige Pokalfinalist SC Leipzig bereits im Viertelfinale dem SC Motor Jena unterlag, erreichte der Pokalverteidiger SC Aufbau Magdeburg erneut das Finale. Zwei Viertelfinalspiele wurden erst nach Verlängerung entschieden. DDR-Ligist Chemie Halle rang der Oberligamannschaft von Motor Zwickau im Viertelfinale ein Wiederholungsspiel ab und gewann überraschend in Zwickau mit 2:0. Erst im Halbfinale wurde der Hallenser Höhenflug durch Motor Jena beendet.

Vorrunde

Die Spiele fanden vom 1. August bis 4. September 1964 statt, wobei der 2. August Hauptspieltag war.

Ergebnis
BSG Chemie Bitterfeld * 0:3 SC Chemie Halle
BSG Aufbau Jüterbog ** 3:2 n. V. TSC Berlin
BSG Aktivist Laubusch * 0:1 SC Cottbus
BSG Lokomotive Frankfurt/Oder * 3:3 n. V. BSG Stahl Eisenhüttenstadt
SG Dynamo Adlershof * 0:2 BSG Motor Dessau
BSG Motor Hennigsdorf * 3:4 n. V. SC Potsdam
BSG CM Veritas Wittenberge **  (1) SG Dynamo Schwerin
BSG Lokomotive Wittenberge * 0:2 BSG Turbine Magdeburg
TSG Wismar * 4:3 ASG Vorwärts Rostock-Gehlsdorf
BSG Einheit Gersdorf ** 1:4 n. V. SG Dynamo Hohenschönhausen
SG Adlershof ** 0:1 BSG Motor Köpenick
BSG Traktor Lassan ** 2:3 BSG Motor Wolgast
BSG Stahl Finow ** 2:2 n. V. SC Frankfurt/Oder
BSG Einheit Breitenbach * 0:5 SC Turbine Erfurt
BSG Fortschritt Apolda ** 1:1 n. V. BSG Motor Weimar
ZSG Seifhennersdorf ** 1:3 SC Einheit Dresden
BSG Rotation Blankenstein ** 0:1 n. V. BSG Wismut Gera
SG Dynamo Dresden II * 4:4 n. V. BSG Stahl Riesa
BSG Empor Wurzen * 2:3 BSG Fortschritt Weißenfels
ASG Vorwärts Beetzendorf ** 1:4 SG Dynamo Eisleben
BSG Wismut Gera II * 1:5 BSG Aktivist „Karl Marx“ Zwickau
BSG Einheit Reichenbach * 3:1 BSG Motor West Karl-Marx-Stadt
BSG Fortschritt Spremberg ** 2:3 BSG Motor Bautzen
BSG Motor Oberlind * 1:8 ASG Vorwärts Leipzig
BSG Motor Breitungen (2) 0:2 BSG Motor Eisenach
BSG Aktivist Zwenkau ** 0:1 BSG Chemie Zeitz
BSG Lokomotive Halberstadt * 7:0 BSG Stahl MK Eisleben
SG Dynamo Eisleben II ** 0:2 BSG Chemie Wolfen
BSG Demminer Verkehrsbetriebe ** 2:3 n. V. BSG Einheit Greifswald
BSG Empor Neustrelitz * 0:7 ASG Vorwärts Neubrandenburg
* 
Bezirkspokalsieger
** 
Bezirkspokalfinalist
(1) 
Entscheidungssieger SG Dynamo Schwerin
(2) 
Die BSG Motor Breitungen nahm anstelle der BSG Motor Steinbach-Hallenberg (Bezirkspokalfinalist Suhl) am Wettbewerb teil.

Durch ein Freilos zogen die ASG Vorwärts Cottbus und die BSG Stahl Lippendorf direkt in die 1. Hauptrunde ein.

Wiederholungsspiele

Die Spiele fanden am 5. August 1964 statt.

Ergebnis
BSG Stahl Eisenhüttenstadt 6:1 BSG Lokomotive Frankfurt/Oder *
SC Frankfurt/Oder 6:1 BSG Stahl Finow **
BSG Motor Weimar 1:0 BSG Fortschritt Apolda **
BSG Stahl Riesa 5:1 SG Dynamo Dresden II *
* 
Bezirkspokalsieger
** 
Bezirkspokalfinalist

1. Hauptrunde

Die Spiele fanden am 20. September und am 28. Oktober 1964 statt.

Ergebnis
SC Cottbus 2:0 BSG Aufbau Jüterbog **
BSG Motor Bautzen 1:2 ASG Vorwärts Cottbus
ASG Vorwärts Leipzig 1:0 n. V. BSG Stahl Lippendorf
BSG Motor Wolgast 2:4 TSG Wismar *
BSG Aktivist „Karl Marx“ Zwickau 3:0 BSG Einheit Reichenbach *
SG Dynamo Hohenschönhausen 0:1 BSG Lokomotive Halberstadt *
BSG Motor Dessau 7:1 SC Frankfurt/Oder
SG Dynamo Eisleben 1:0 SC Turbine Erfurt
BSG Stahl Riesa 5:0 BSG Stahl Eisenhüttenstadt
BSG Chemie Wolfen 0:0 n. V. BSG Motor Köpenick
BSG Einheit Greifswald 0:3 ASG Vorwärts Neubrandenburg
BSG Motor Eisenach 2:1 BSG Motor Weimar
BSG Fortschritt Weißenfels 1:3 SC Chemie Halle
BSG Wismut Gera 2:1 SC Einheit Dresden
BSG Chemie Zeitz 3:2 SC Potsdam
SG Dynamo Schwerin 0:1 BSG Turbine Magdeburg
* 
Bezirkspokalsieger
** 
Bezirkspokalfinalist

Wiederholungsspiel

Das Spiel fand am 23. September 1964 statt.

Ergebnis
BSG Motor Köpenick 2:0 BSG Chemie Wolfen

2. Hauptrunde

Die Spiele fanden vom 31. Oktober bis 1. November 1964 statt.

Ergebnis
SC Cottbus 0:2 SC Neubrandenburg
ASG Vorwärts Cottbus 2:1 SG Dynamo Dresden
ASG Vorwärts Leipzig 0:4 SC Leipzig
TSG Wismar * 0:2 SC Empor Rostock
BSG Aktivist „Karl Marx“ Zwickau 1:1 n. V. BSG Wismut Aue
BSG Lokomotive Halberstadt * 1:2 n. V. SC Karl-Marx-Stadt
BSG Turbine Magdeburg 0:1 BSG Motor Dessau
SG Dynamo Eisleben 2:3 BSG Lokomotive Stendal
BSG Motor Köpenick 1:1 n. V. ASK Vorwärts Berlin
ASG Vorwärts Neubrandenburg 1:0 n. V. SC Dynamo Berlin
BSG Stahl Riesa 0:1 BSG Chemie Leipzig
BSG Motor Eisenach 0:0 n. V. SC Motor Jena
SC Chemie Halle 6:0 BSG Motor Steinach
BSG Wismut Gera 1:2 SC Aufbau Magdeburg
BSG Chemie Zeitz 2:3 BSG Motor Zwickau
* 
Bezirkspokalsieger

Wiederholungsspiele

Die Spiele fanden am 4. November und am 11. November 1964 statt.

Ergebnis
BSG Wismut Aue 6:1 BSG Aktivist „Karl Marx“ Zwickau
ASK Vorwärts Berlin (3) 0:0 n. V. BSG Motor Köpenick
SC Motor Jena 3:0 BSG Motor Eisenach
(3) 
Losentscheid für den ASK Vorwärts Berlin.

Achtelfinale

Die Spiele fanden vom 19. bis 20. Dezember 1964 statt.

Ergebnis
BSG Lokomotive Stendal 2:5 BSG Wismut Aue
BSG Chemie Leipzig 3:1 ASK Vorwärts Berlin
BSG Motor Dessau 2:2 n. V. SC Chemie Halle
SC Empor Rostock 0:1 SC Motor Jena
SC Neubrandenburg 1:1 n. V. SC Aufbau Magdeburg
SC Leipzig 5:2 ASG Vorwärts Neubrandenburg
BSG Motor Zwickau 3:1 ASG Vorwärts Cottbus

Durch ein Freilos zog der SC Karl-Marx-Stadt direkt in das Viertelfinale ein.

Wiederholungsspiele

Die Spiele fanden am 23. Dezember 1964 statt.

Ergebnis
SC Chemie Halle 3:0 BSG Motor Dessau
SC Aufbau Magdeburg 2:0 SC Neubrandenburg

Viertelfinale

Die Spiele fanden am 31. März 1965 statt.

Ergebnis
BSG Wismut Aue 1:0 BSG Chemie Leipzig
SC Motor Jena 3:1 SC Leipzig
SC Karl-Marx-Stadt 2:4 n. V. SC Aufbau Magdeburg
SC Chemie Halle 0:0 n. V. BSG Motor Zwickau

Wiederholungsspiel

Das Spiel fand am 7. April 1965 statt.

Ergebnis
BSG Motor Zwickau 0:2 SC Chemie Halle

Halbfinale

Die Spiele fanden am 2. Mai 1965 statt.

Ergebnis
SC Aufbau Magdeburg 4:2 n. V. BSG Wismut Aue
SC Chemie Halle 0:1 SC Motor Jena

Finale

Statistik

Paarung SC Aufbau MagdeburgSC Motor Jena
Ergebnis 2:1 (0:0)
Datum Samstag, 8. Mai 1965 um 12.10 Uhr
Stadion Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Ost-Berlin
Zuschauer 25.000
Schiedsrichter Wolfgang Riedel (Falkensee)
Schiedsrichterassistenten Fritz Köpcke (Wusterhausen/Dosse), Heinz Einbeck (Ost-Berlin)
Tore 0:1 Müller (66.)
1:1 Walter (82.)
2:1 Hirschmann (89., Foulstrafstoß)
SC Aufbau Magdeburg Wolfgang BlochwitzReiner Wiedemann, Günter Fronzeck, Manfred ZapfGünter Kubisch, Ingolf RuhloffHermann Stöcker, Günter Hirschmann (C)ein weißes C in blauem Kreis, Joachim Walter, Wolfgang Seguin, Wilfried Klingbiel
Cheftrainer: Ernst Kümmel
SC Motor Jena Harald FritzscheDieter Stricksner, Peter Rock, Siegfried Woitzat (C)ein weißes C in blauem KreisHeinz Hergert, Heinz MarxRainer Knobloch, Helmut Müller, Peter Ducke, Dieter Lange, Roland Ducke
Cheftrainer: Georg Buschner

Spielverlauf

Im 14. Pokalendspiel standen sich der Pokalverteidiger und aktueller Tabellensiebter SC Aufbau Magdeburg und der derzeitige Tabellenzweite SC Motor Jena gegenüber. Aufgrund des Meisterschaftsverlaufes sahen die Experten die Jenaer in der Favoritenrolle. Diese Prognose widerlegten beide Mannschaften von Beginn an. Während die Magdeburger sofort die Initiative ergriffen und einen wahren Sturmlauf entfachten, gelang es den Thüringern nicht, ihr gewohntes Kombinationsspiel durchzusetzen. Sichtlich beeindruckt von der Magdeburger Offensive zog sich Jena weit zurück, wirkte nervös und zaudernd, Fehlpässe häuften sich. Auf der anderen Seite hatte Magdeburg Torchancen zuhauf, Klingbiel und vor allem der quirlige Walter brachten Jenas Abwehr ein ums andere Mal in höchste Bedrängnis. Doch noch war alles zu hastig, auch in den Magdeburger Reihen herrschte Nervosität vor. Nachdem bis zum Pausenpfiff kein Tor gefallen war, riss auch zu Beginn der zweiten Spielhälfte der Pokalverteidiger das Spiel wieder an sich. Im Minutentakt hatte Stöcker die besten Torchancen, doch ein Tor wollte nicht fallen. Dann in der 66. das völlig überraschende Tor der Jenaer: Lange spielte Zapf aus und konnte eine Flanke in den Magdeburger Strafraum schlagen. Müller stürmte auf der linken Seite heran und schlug den Ball mit einem Direktschuss in das lange Eck. Magdeburgs Trainer Kümmel reagierte sofort, schickte seinen rechten Verteidiger Wiedemann anstelle des ausgelaugten Hirschmann in den Sturm und feuerte seine Mannschaft an, alles weiter auf Angriff zu setzen. Auf der anderen Seite versuchten die Jenaer ihre Führung über die Zeit zu bringen, ließen sich weiter in die Defensive drängen. Letztlich wurde Magdeburgs Initiative belohnt, wenn auch durch zwei umstrittene Tore: In der 82. Minute nutzte Magdeburgs Walter ein Missverständnis zwischen dem Jenaer Verteidiger Stricksner und seinem Torwart Fritzsche und erzielte per Kopf den Ausgleich. Die meisten Experten sahen hier eine Abseitsstellung. In der letzten Spielminute missglückte dem Jenaer Marx eine Abwehraktion im Strafraum, statt des Balls traf er das Knie des Magdeburger Stürmers Stöcker. Den Strafstoß verwandelte Hirschmann mit einem Flachschuss. Die Jenaer reklamierten umsonst, Marx hätte den Ball gespielt. Während die Magdeburger ihren schließlich doch überraschenden Sieg und die erfolgreiche Titelverteidigung feierten, haderte Jena mit dem Schiedsrichter und der eigenen unbefriedigenden Leistung. Der DFV-Vizepräsident Günter Schneider resümierte abschließend: „Ich bin enttäuscht von diesem Spiel. Die Jenaer können doch viel mehr. Magdeburg muss man für die Kampfmoral Achtung zollen. Alles in allem war das aber leider keine Werbung für den Fußball.“ (Deutsches Sportecho 10. Mai 1965)

Literatur

  • Die neue Fußballwoche. Fuwo. Berlin (Hefte der Saison 1964 und 1965).
  • DSFS AG Nordost (Hrsg.): DDR-Chronik 1949–1991, DDR-Fußball in Daten, Fakten und Zahlen. Band 3: 1963/64–1968/69. Berlin 2007, S. 108–110.