Erwin Rosenthal (Orientalist)

Erwin Isak Jakob Rosenthal (geboren 18. September 1904 in Heilbronn; gestorben 5. Juni 1991 in Cambridge) war ein britischer Orientalist deutsch-jüdischer Herkunft.

Leben

Rosenthal wurde als das jüngste Kind des Ehepaares Moses und Amalie Rosenthal in Heilbronn geboren. Der Vater war Weinhändler und sorgte für eine traditionelle jüdische Ausbildung der Kinder. Er starb jedoch bereits 1915 an den Folgen von Diabetes.[1]

Seine erste Anstellung fand Erwin Rosenthal im Finanzsektor bei einer Bank in Heilbronn. Er begann parallel zu seiner Tätigkeit dort 1924 ein Studium an der Universität Heidelberg. Wichtige Professoren, deren Veranstaltungen er besuchte, waren Artur Weiser und Georg Beer. Er wechselte später nach Berlin, wo Eugen Mittwoch starken Einfluss auf ihn ausübte.[1]

Im Jahr 1929 reichte er an der Universität Berlin seine Dissertation zu Ibn Khalduns Gedanken über den Staat ein und wurde zum Dr. phil. promoviert. Seine Arbeit erschien 1932 in der Historischen Zeitschrift. Als Anerkennung seiner Leistung erhielt er ein Stipendium der Förderungsgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.[1]

1932 lernte er auch seine spätere Verlobte und Ehefrau Elisabeth Marx kennen.[1]

1933 emigrierte er nach England, wo er an der Universität London als Hebräisch-Dozent und Semitist Anstellung fand. 1936 wechselte er als Dozent für semitische Sprachen und Literatur an die Universität Manchester. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er unter anderem im Royal Army Service Corps und später in Kairo eingesetzt, wo er auch nach dem Krieg arbeitete, bis er aufgrund einer Erkrankung nach England zurückkehrte. 1948 lehrte er an der University of Cambridge. 1971 trat er in den Ruhestand.

Forschungsschwerpunkte

Rosenthal interessierte sich insbesondere für den Islam als politische Philosophie, unterrichtete und forschte aber auch zu Jüdischer Philosophie.[1]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Averroes' commentary on Plato's Republic. Cambridge 1956. [dt. Übersetzung Zürich 1996.]
  • Political Thought in Medieval Islam. Cambridge University Press, Cambridge 1958.
  • Griechisches Erbe in der jüdischen Religionsphilosophie des Mittelalters. Franz-Delitzsch-Vorlesungen 1957, Stuttgart 1960.
  • Judaism and Islam. Yoseloff, London 1961.
  • Islam in the Modern National State. Cambridge 1965.
  • Judaism, philosophy, culture. Selected studies by E. I. J. Rosenthal. With an introduction by Oliver Leaman. Curzon, Richmond 2001, ISBN 0-7007-1243-7.

Literatur

  • Rosenthal, Erwin Isak Jakob. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. Saur, München 1983, S. 989f.
  • Stefan C. Reif: Erwin I.J. Rosenthal: A Biographical Appreciation. In: John Emerton, Stefan C. Reif (Hrsg.): Interpreting the Hebrew Bible. Essays in honour of E.I.J. Rosenthal. Cambridge 1982, S. 1–15.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Stefan C. Reif: Erwin I.J. Rosenthal: A Biographical Appreciation. In: John Amerton (Hrsg.): Interpreting the Hebrew Bible: essays in honour of E. I. J. Rosenthal (= University of Cambridge oriental publications). University of Cambridge Oriental Publications, Nr. 32. Cambridge University Press, Cambridge [Cambridgeshire] New York 1982, ISBN 978-0-521-24424-4, S. 1–15.