Erste sowjetische Antarktisexpedition

Sowjetische Briefmarken, die die Expedition kommemorieren (1956)

Die erste sowjetische Antarktisexpedition war eine Expedition des Arktischen und Antarktischen Forschungsinstituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, die von 1955 bis 1957 durchgeführt wurde.

Organisation und Zusammensetzung

Am 13. Juli 1955 erließ der Ministerrat der UdSSR im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung des Internationalen Geophysikalischen Jahres einen Beschluss über die Organisation einer Antarktisexpedition der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Ihre vorrangigen Aufgaben waren die Organisation einer Hauptbasis an der Küste der Antarktis und die Auswahl eines Standorts für innerkontinentale Forschungsstationen.

Die Expedition bestand aus zwei Teilen: einem kontinentalen und einem maritimen Teil. Insgesamt nahmen 425 Personen (einschließlich der Schiffsbesatzungen) daran teil, von denen 92 Personen über den Winter blieben, 83 Personen zur saisonalen Besatzung gehörten, 48 Personen zur maritimen Expedition und 202 Personen zu den Schiffsbesatzungen.

Die Gesamtleitung der Expedition hatte der Doktor der Geowissenschaften Michail Somow inne, der auch den Landteil der Expedition leitete. Stellvertretender Leiter wissenschaftlicher Arbeiten war Wladimir Kort, der gleichzeitig den maritimen Teil der Expedition führte.

Das Flaggschiff der Antarktisexpedition war die Ob, welche speziell für Expeditionszwecke umgerüstet worden war. Zum Kapitän und gleichzeitig stellvertretenden Leiter für Seeeinsätze wurde Iwan Man ernannt.

Die Luftflotte der Expedition, bestehend aus zwei Hubschraubern vom Typ H-86, Flugzeugen vom Typ Antonow An-2, Lissunow Li-2 und Iljuschin Il-12, wurde vom Polarflieger Iwan Tscherewitschny geleitet.

Reise in die Antarktis

Am Abend des 30. November 1955 verließ das Diesel-Elektroschiff „Ob“ den Hafen von Kaliningrad. Am 5. Januar 1956 erreichte das Schiff die Küste der Antarktis, nachdem es durch eine enge Passage zwischen Eisbergen in die Farr Bay der Davissee gelangt war. An der Koordinate 66°28' südlicher Breite und 94°43' östlicher Länge näherte sich das Schiff dem Schelfeis, das die Küste säumte. Etwas weiter westlich wurde ein Ort für die Entladung der Expedition ausgewählt, der den Namen Prawda-Küste, benannt nach der kommunistischen Parteizeitung Prawda (Берег Правды, „Küste der Wahrheit“) erhielt.

Am 14. Dezember 1955 verließ zudem das Diesel-Elektroschiff Lena unter Kapitän Alexander Wetrow aus Kaliningrad aus und erreichte die Antarktis am 20. Januar 1956. Am Tag darauf verließ weiters das Kühlschiff No. 7 unter Kapitän Michail Ziganow den Hafen von Riga und kam am 8. Februar 1956 in der Antarktis an.

In der Antarktis

Am 5. Januar 1956 betraten die Forscher zum ersten Mal den antarktischen Kontinent. Es handelte sich um eine Gruppe von Expeditionsmitgliedern unter der Leitung der Professoren Alexander Gusew und Peter Schumsky. Weiters wurde am 13. Februar 1956 die Flagge der UdSSR gehisst und die erste Basis – die Mirny-Station – eröffnet. Benannt wurde sie nach einem der Segelschiffe der ersten russischen Antarktisexpedition von Fabian von Bellingshausen und Michail Lasarew. 92 Menschen blieben über den Winter und wurden in mehreren kleinen Häusern untergebracht.

In relativ kurzer Zeit wurden dort nicht nur Wohnhäuser gebaut, sondern auch spezielle magnetische, seismische und aerologische Stationen, geophysikalische, geologische, glaziologische, aerofotogrammetrische, aerologische, gravimetrische und andere Labors sowie eine Funkstation, die den direkten Kontakt mit den Wissenschaftlern in der Sowjetunion aufrechterhielt.

Am 2. April 1956 brach eine spezielle wissenschaftliche Gruppe von 7 Personen mit einem Schneefahrzeug von der Station aus auf und drang 375 km tief in das Innere des Kontinents vor; bis an einen Ort, den bis dahin noch kein Mensch betreten hatte. Nachdem die Gruppe bis zum 4. Mai die Reise unter außergewöhnlich schwierigen Bedingungen zurückgelegt hatte, begannen die Teilnehmer der Expedition am 8. Mai mit dem Bau einer innerkontinentalen Forschungsstation. Am 27. Mai 1956 fand die feierliche Eröffnung der Pionerskaja-Station statt.[1]

Bald darauf wurde beschlossen, eine dritte Antarktisstation zu errichten. Als Standort wurde die Bunger-Oase gewählt. Die Eröffnung der Sommerstation Oasis (Оазис) mit zwei Gebäuden für acht Menschen fand am 15. Oktober 1956 statt.[2]

Siehe auch

Literatur

  • A. W. Nudel Man: Soviet Antarctic Expeditions 1955–1959, Izdatel'stvo Akademii Nauk SSSR, Moskva, 1959 (Aus dem Russischen von dem israelischen Programm für wissenschaftliche Übersetzungen, Jerusalem, 1966 für die National Science Foundation).

Einzelnachweise

  1. Саватюгин Л. М., М. А. Преображенская: Российские исследования в Антарктике. Band 1. Гидрометеоиздат, St. Petersburg 1999, ISBN 5-286-01265-5, S. 32–35.
  2. Soviet Oazis Station – Bunger Oasis Station (WAP RUS-NEW) – W.A.P. 13. März 2021, abgerufen am 10. September 2025 (italienisch).