Erntekrone




Die Erntekrone ist Bestandteil des ländlichen Brauchtums zum Erntedankfest in Deutschland und Österreich.
Geschichte
Die Erntekrone wurde nach Beendigung des Kornschnittes von den Schnittern dem Gutsherren mit der letzten Erntefuhre überbracht. Erste Nachweise dieser Tradition finden sich in den Antworten auf den volkskundlichen Fragebogen Wilhelm Mannhardts von 1865.[1] Anfänglich war es nur eine größere Korngarbe, später auch ein Erntekranz. Eine kirchliche Segnung und ein Erntelied gehörten zur Übergabezeremonie, die in Tanz und Essen ihre Fortsetzung hatte.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war die Übergabe einer monumentalen Erntekrone Bestandteil des Rituals der Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln.[2]
Heute wird die Erntekrone in der Regel von Landfrauenverbänden und Landjugendverbänden hergestellt.
Gestaltung
Die Erntekrone besteht aus einem Kranz mit vier, seltener sechs, nach oben aufwärts zur Mitte gebundenen Getreideähren, die mit Blumen und bunten breiten Bändern, oft in den Landesfarben, verziert werden. Die Kronengröße variiert und hängt vom Zweck der Darbietung ab. Allgemein ist die Größe so gewählt, dass ein Transport bei Erntefestumzügen auf einem Fuhrwerk oder LKW möglich ist.
Die Krone hat ab einer gewissen Größe Draht- oder Holzgestelle als statischen Halt. Die weibliche Person als gewählte Erntekönigin trägt eine dem Kopf angepasste Erntekrone.
Literatur
- Ingeborg Weber-Kellermann: Erntebrauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts. Auf Grund der Mannhardt-Befragung in Deutschland von 1865 (= Veröffentlichungen des Instituts für Mitteleuropäische Volksforschung an der Philipps-Universität Marburg/Lahn, Reihe A, Bd. 2). Phil. Diss., Marburg 1965.
- Siegfried Lehmann: Der Schnitter Meisterstück. Das Brauchtum zwischen „Dankbüschel“ und „Erntekrone“. In: Übersicht. Monatsschrift für das deutsche Landvolk, Jg. 4 (1953), S. 599–602.
- Helmut P. Fielhauer: Palmesel und Erntekrone. In: Olaf Bockhom, Helmut P. Fielhauer (Hrsg.): Kulturelles Erbe und Aneignung. Festschrift für Richard Wolfram zum 80. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Volkskunde der Universität Wien, Band 9). Wien 1982, S. 79–113; auch in: Helmut Fielhauer: Volkskunde als demokratische Kulturgeschichtsschreibung (= Beiträge zur Volkskunde und Kulturanalyse, Band 1). Olaf Bockhorn, Wien 1987.
- Olaf Bockhom: „Vor dem Binden bringen die Schnitter dem Gutsherrn eine Erntekrone …“. Die Mannhardt-Umfrage auf Gutshöfen im Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie. In: Olaf Bockhorn, Wolfgang Slapansky unter redaktioneller Mitarbeit von Elisabeth Bockhorn (Hrsg.): Gutshofknechte und Saisonarbeit im pannonischen Raum (= Veröffentlichungen der Ethnographia Pannonica Austriaca. Bd. 2). Wien 1990DNB 910056250, S. 53–64.
Weblinks
- Ralf Staufenbiel, Josef Dirschl: Ein Bericht über die traditionelle Fertigung einer Erntekrone: Remkerslebener Erntekronen (Sachsen-Anhalt/Bördekreis). In: brauchtumsseiten.de. 28. September 2008, archiviert vom am 16. Oktober 2011.
Einzelnachweise
- ↑ Ingeborg Weber-Kellermann (Lit.)
- ↑ Bernd Sösemann: Appell unter der Erntekrone. Das Reichserntedankfest in der nationalsozialistischen Diktatur, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 2 (2000), S. 113–156.