Ernst von Siemens Kunststiftung

Logo der Ernst von Siemens Kunststiftung

Die Ernst von Siemens Kunststiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in München und der Geschäftsstelle in Berlin. Die im Jahr 1983 von Ernst von Siemens gegründete Stiftung, widmet sich der Förderung Bildender Kunst.[1] Im Jahr 2025 wurde die Ukraine-Förderlinie der Stiftung mit dem Kulturförderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.[2]

Stifter

Der Stifter Ernst von Siemens war der jüngste Enkel des Firmengründers Werner von Siemens. Er gründete neben der Kunststiftung zwei weitere Stiftungen, die Carl Friedrich von Siemens Stiftung zur Förderung der Wissenschaften (1958) sowie die Ernst von Siemens Musikstiftung zur Förderung der Musikpflege und Musikforschung (1972).

Stiftungskapital und Personal

Bei der Gründung stattete Ernst von Siemens die Stiftung mit Kapital aus seinem Privatvermögen aus. Hinzu kamen kontinuierliche Zustiftungen sowohl aus seinem Vermögen als auch mit Kapital aus der Siemens AG. Testamentarisch hinterließ Ernst von Siemens der Stiftung einen weiteren Teil seines Vermögens sowie seine private Kunstsammlung.[3]

Die Gesamtfördersumme der Ernst von Siemens Kunststiftung beläuft sich auf einen mehrstelligen Millionenbetrag. Gefördert wurden bis Mai 2025 unter anderem der Erwerb von mehr als 580 Kunstwerken bzw. Konvoluten, über 360 Restaurierungsprojekte, rund 1000 Ausstellungen und Ausstellungskataloge sowie etwa 360 wissenschaftliche Bestandskataloge. Je nach Anzahl und Umfang der Anträge vergibt die Stiftung jährlich zwischen 130 und 160 Förderzusagen. Teilweise stellte die Siemens AG zusätzlich Zuwendungen zur Verfügung, wenn die Stiftung selbst dies im Einzelfall nicht konnte.[3][4]

Während der Gründung und des Aufbaus der Kunststiftung wurde Ernst von Siemens durch Heribald Närger (1923–2015) unterstützt. Dieser war Vorsitzender des Stiftungsrates und schließlich Ehrenvorsitzender der Kunststiftung. Vorsitzender des Stiftungsrates ist Dirk Syndram, Generalsekretär ist seit Oktober 2014 der Kunsthistoriker Martin Hoernes.[5]

Zweck und Methoden

Zweck der Stiftung ist gemäß Satzung die Förderung der Bildenden Kunst, vor allem durch den Ankauf von Kunstwerken oder die finanzielle Unterstützung öffentlicher Kunstsammlungen beim Erwerb von Kunstobjekten. Außerdem wird die Restaurierung von Kunstwerken, die Erstellung von Bestandskatalogen von kunsthistorisch überregional bedeutsamen Beständen sowie die Erarbeitung Werkverzeichnissen historischer Künstler finanziell unterstützt.[6][7] Beispiele für die Förderung wissenschaftlicher Bestandskataloge sind die beiden digitalen Projekte Digital Benin[8] und The Royal Dresden Porcelain Collection, die jeweils mit dem renommierten Apollo Award in der Kategorie „Digital Innovation of the Year“ ausgezeichnet wurden.[9][10]

Ausgeschlossen von der Förderung sind Musik, Gegenwartskunst und Maßnahmen der Denkmalpflege.[1][11] Die Stiftung kann auch kurzfristig eine Vorfinanzierung für Ankäufe realisieren, um am Kunstmarkt flexibler zu sein. Hierbei erhält die ankaufende Institution ein zinsloses Darlehen. Bei jeder Förderung erwirbt die Stiftung ein Miteigentum an den Objekten. Viele Fördermaßnahmen werden gemeinschaftlich mit anderen Stiftungen realisiert.[12]

Ukraine-Förderlinie

Angesichts des Krieges in der Ukraine hat die Ernst von Siemens Kunststiftung gemeinsam mit der Hermann Reemtsma Stiftung die Ukraine-Förderlinie ins Leben gerufen. Die Förderlinie ermöglicht geflüchteten Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie Restauratorinnen und Restauratoren die Weiterarbeit an deutschen Museen, unterstützt die Restaurierung beschädigten ukrainischen Kulturguts und fördert die Zusammenarbeit zwischen deutschen und ukrainischen Museen. So entstanden unter anderem die großen Ausstellungsprojekte Licht in dunklen Zeiten[13] und Von Odesa nach Berlin.[14] Darüber hinaus wurden Projekte wie der Aufbau des Ukraine Art Aid Centers sowie die Lieferung technischer Ausstattung an ukrainische Bibliotheken und Museen durch Siemens Caring Hands e. V. ermöglicht. Bislang konnten auf diese Weise über 40 Personen unterstützt werden.[15]

Corona-Förderlinie

Als Reaktion auf die Corona-Krise zu Beginn des Jahres 2020 und dem Wegbrechen der Aufträge für freiberufliche Wissenschaftler und Restaurator, die an Museen arbeiten, wurde die Corona-Förderlinie ins Leben gerufen. Der Stiftungsrat und Vorstand stellten insgesamt über 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, um ein unkompliziertes, digital abgewickeltes Verfahren auf den Weg zu bringen, und dies bereits am 18. März 2020, sieben Tage bevor der Bundestag „eine epidemische Lage von nationaler Tragweite“ feststellte. Die positive Resonanz motivierte schon nach wenigen Monaten Laufzeit zwei private Mäzene zu Spenden von insgesamt 250.000 Euro zur Kofinanzierung des Programms. Mit dem Ausgang des Geschäftsjahres 2021/2022 lief die Corona-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung aus. Insgesamt konnten 217 Projekte mit 2,75 Millionen Euro unterstützt werden.[16]

Kunst auf Lager

Die Stiftung war Teil der Initiative Kunst auf Lager, eines Bündnisses von vierzehn privaten und öffentlichen Förderern. Ihr gemeinsames Ziel war die Erschließung und Sicherung von Sammlungsobjekten, die sich nicht in einer Ausstellung, sondern in Magazinen oder Depots befinden. Die Initiative regte Museumsteams an, entsprechende Förderanträge bei den Bündnispartnern zu stellen.[17] Die Initiative Kunst auf Lager lief im November 2018 nach fünfjähriger Zusammenarbeit erfolgreich aus. Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat insgesamt 44 umfangreiche Restaurierungsprojekte gefördert und zum Druck oder zur Onlinestellung von über 40 Bestandskatalogen beigetragen.[18]

Geförderte Objekte (Auswahl)

Der Kleine Klebeband enthält altdeutsche, niederländische und italienische Meisterzeichnungen vom 15. bis zum mittleren 17. Jahrhundert

Einzelnachweise

  1. a b Ernst von Siemens Kunststiftung München. Deutsches Informationszentrum Kulturförderung, abgerufen am 30. Januar 2017.
  2. UKRAINE-Förderlinie mit dem Deutschen Kulturförderpreis 2025 ausgezeichnet. Abgerufen am 19. Juni 2025.
  3. a b Ernst von Siemens Kunststiftung – Förderphilosophie. In: ernst-von-siemens-kunststiftung.de. Ernst von Siemens Kunststiftung, abgerufen am 30. Januar 2017.
  4. Ernst von Siemens Kunststiftung: Jahresbericht der Ernst von Siemens Kunststiftung. Hrsg.: Ernst von Siemens Kunststiftung. Band 1–20, Nr. 1–20. München.
  5. Dr. Martin Hoernes tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Joachim Fischer als Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung an. In: Pressemitteilung der Ernst von Siemens Kunststiftung. kultur-port.de, 6. Oktober 2014, abgerufen am 30. Januar 2017.
  6. Bestandskataloge - Ernst von Siemens Kunststiftung. Abgerufen am 19. Juni 2025.
  7. Werkverzeichnisse - Ernst von Siemens Kunststiftung. Abgerufen am 19. Juni 2025.
  8. Digital Benin, auf ernst-von-siemens-kunststiftung.de
  9. Apollo Awards 2023, auf apollo-magazine.com
  10. Der Apollo Award 2024 für digitale Innovation geht an „The Royal Dresden Porcelain Collection“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, auf skd.museum
  11. Satzung der Stiftung. Ernst von Siemens Kunststiftung München, abgerufen am 19. Juni 2025.
  12. Uta Baier: Interview: Stiftungen im Schulterschluss. Uta Baier im Gespräch mit Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, und Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. In: kulturstiftung.de. Kulturstiftung der Länder, 2015, abgerufen am 30. Januar 2017.
  13. Licht in dunklen Zeiten - Mittelalterliche Glasmalerei aus dem Khanenko National Museum in Kyjiw zu Gast im Museum Schnütgen, auf ernst-von-siemens-kunststiftung.de
  14. Von Odesa nach Berlin: Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts, auf ernst-von-siemens-kunststiftung.de
  15. Ukraine-Förderlinie - Ernst von Siemens Kunststiftung. Abgerufen am 16. November 2022.
  16. Corona-Förderlinie - Ernst von Siemens Kunststiftung. Abgerufen am 19. Juni 2025.
  17. Kunst auf Lager – die Ziele. In: kunst-auf-lager.de. Abgerufen am 30. Januar 2017.
  18. KUNST AUF LAGER läuft aus - Ernst von Siemens Kunststiftung. In: Ernst von Siemens Kunststiftung. 18. November 2018, abgerufen am 16. Januar 2019.
  19. Kulturnachrichten. In: Tagesspiegel. 20. Juli 1999, archiviert vom Original;.
  20. Lisa Zeitz: Großer Kleiner Klebeband. In: kulturstiftung.de. Kulturstiftung der Länder, abgerufen am 30. Januar 2017.
  21. Peter Prange: Philipp Otto Runge, Selbstbildnis am Zeichentisch. In: Hamburger Kunsthalle. Abgerufen am 15. Januar 2019.
  22. Sabine Spindler: Bronzeskulptur. Großer Auftritt für Merkur. In: handelsblatt.com. 10. März 2015, abgerufen am 30. Januar 2017.
  23. Adrienne Braun: Wildensteiner Altar in der Staatsgalerie: Der große Unbekannte aus dem Süden. In: Stuttgarter Zeitung. 16. Januar 2014, abgerufen am 15. Januar 2019.
  24. Pressemitteilung: Die Rückkehr von Lindenaus Sixtinischer Madonna nach Altenburg. (PDF) Lindenau-Museum Altenburg, 25. Februar 2014, abgerufen am 30. Januar 2017.
  25. Manfred Eickhölter: Ernst-von-Siemens-Kunststiftung hilft Museum. Zeitschrift der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. In: Lübeckische Blätter. Nr. 9, 9. Mai 2015, ISSN 0344-5216, S. 141.
  26. Erwerbungen. Geschmackvoll. In: Isabel Pfeiffer-Poensgen (Hrsg.): Arsprototo. Das Magazin der Kulturstiftung der Länder. Band 2/2016, 2016, S. 8.
  27. Erwerbungen. Sippe in Kette und Schuss. In: Isabel Pfeiffer-Poensgen (Hrsg.): Arsprototo. Das Magazin der Kulturstiftung der Länder. Band 2/2016, 2016, S. 10–11.
  28. Erwerbungen. Mehr Sonne. In: Isabel Pfeiffer-Poensgen (Hrsg.): Arsprototo. Das Magazin der Kulturstiftung der Länder. Band 2/2016, 2016, S. 16–17.
  29. Matthias Grass: Kleve: Morgendämmerung für Koekkoek. In: RP Online. 31. Mai 2016, abgerufen am 15. Januar 2019.
  30. Elisa Kaiser: Elisa Kaiser: Machsor aus Amsterdam. In: kulturstiftung.de. Kulturstiftung der Länder, abgerufen am 15. Januar 2019.
  31. Bernhard Schulz: Schlusskapitel einer unendlichen Geschichte. In: tagesspiegel. 27. Juni 2017, abgerufen am 15. Januar 2019.
  32. Volker Krahn: Giambolognas Mars: Der Kriegsgott gehört nach Dresden. Hrsg.: FAZ. 29. Juni 2018, ISSN 0174-4909 (Online [abgerufen am 7. Februar 2019]).
  33. Digital Benin - Ernst von Siemens Kunststiftung. Abgerufen am 16. November 2022.