Eltmannshausen

Eltmannshausen
Stadt Eschwege
Koordinaten: 51° 11′ N, 9° 59′ O
Höhe: 171 (168–210) m ü. NHN
Fläche: 4,19 km²[1]
Einwohner: 544 (31. Dez. 2024) HW[2]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 37269
Vorwahl: 05651

Eltmannshausen ist ein Stadtteil von Eschwege im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographie

Das Dorf Eltmannshausen liegt am Westrand des Eschweger Becken am Zufluss des Schweinsbaches in die Wehre, ca. 5 km westlich der Stadtverwaltung von Eschwege. Die Ortslage erstreckt sich entlang des Schweinsbaches in V-Form von Nordwest nach Südost. Das Gebiet des Stadtteils besteht aus der Gemarkung Eltmannshausen etwa mittig im Westen des Stadtgebiets mit einer Fläche von 419 Hektar[1], davon sind 67 Hektar Wald.[3] In der Gemarkung liegen die folgenden aktuellen bzw. historischen Siedlungsplätze:[3]

  • Wüstung Hetterode,[4] Westlich des Ortes bestand bis zum Dreißigjährigen Krieg die Siedlung Hetterode. Sie fiel wüst.
  • Siedlung „Soodener Straße“[5]

Die Ortslage befindet sich auf 168 bis 210 m ü. NHN und der höchste Punkt der Gemarkung liegt bei etwa 287 Meter im äußersten Südwesten der Gemarkung. An den Stadtteil Eltmannshausen grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, der Ortsteil Wedenhausen der Gemeinde Meißner, im Osten an die Stadtteile Eschwege-Niederhone und Oberhone, im Süden an Eschwege-Niddawitzhausen und den Ortsteil Vierbach der Gemeinde Wehretal und im Westen an den Meißner Ortsteil Alberode.

Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 45, die von der im Osten des Ortes vorbeiführende Bundesstraße 27 abzweigt. Ebenfalls im Osten des Ortes vorbei ührt die 1876 erbaute Bahnstrecke Bebra–Göttingen mit 2009 für den Personenverkehr stillgelegten Bahnhof Eschwege West.

Geschichte

Ortsgeschichte

Der Ortsname leitet sich vermutlich von dem Personennamen Eltwin ab. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung mit dem Namen Eltwinshusen datiert auf das Jahr 1073.[3] Archäologische Funde aus der Zeit der Bandkeramik belegen aber eine Besiedlung zu einem viel früheren Zeitpunkt. Der größte Teil des Dorfes befand sich zunächst im Besitz der Grafen von Bilstein und gelangt im Jahr 1301 an die Landgrafschaft Hessen. 1360 und 1389 war das Dorf an die von Boyneburg verpfändet, die ihn 1454 ihrerseits das Dorf als Pfand an eine Eschweger Bürgerin gaben. Für 1498 ist belegt, dass sich das Dorf vollständig unter landgräflicher Herrschaft befand.[3]

Bezüglich der Grundherrschaft und Grundbesitz sind die folgenden Ereignisse belegt:[3]

  • 1073 tauschte Abt Hartwig von Hersfeld von dem Freien Sigebodo das Gut Vierbach gegen Überlassung der lebenslänglichen Nutznießung der Orte Niddawitzhausen und Eltmannshausen ein. Die Hersfelder Propstei St. Petersberg bliebt im Besitz von Rechten im Gericht Bilstein und belehnt im Dorf Eltmannshausen im Jahr 1523 die von Baumbach mit einer Wiese genannt der Hudehof. Sie gelangt 1653 an Bauern des Dorfes, doch besteht das Lehnsverhältnis zwischen dem Kloster und denen von Baumbach bis ins 18. Jahrhundert weiter.
  • 1359 erwerben der Ritter Heinrich von Hohenstein und seine Söhne Heimbracht und Hermann vom Kloster St. Petersberg u. a. 24 12 Äcker bei dem Dorf Eltmannshausen auf Lebenszeit.
  • 1748 hatten die Diede zum Fürstenstein und die Baumbach zu Ropperhausen und Lenterscheid herrschaftliche Güter in Eltmannshausen.

Der Anschluss an die Eisenbahn, mit der Eröffnung des Bahnhofs Eschwege West, im Jahr 1876 veränderte die Entwicklung des Dorfes erheblich. Die Einwohnerzahl stieg auf 713 im Jahr 1895, vor allem durch den Zuzug von etwa 40 Eisenbahnerfamilien. Das Dorf dehnte sich von nun an in Nord-Süd-Richtung entlang der heutigen Bundesstraße 27 aus. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden die Dorfstraßen schrittweise verbessert und zum Teil auch schon kanalisiert.[2]

1939 hatte der Ort 706 Einwohner. Schon damals gehörte Eltmannshausen zum Amtsgericht und Finanzamt Eschwege. Zum 1. April 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen der bis dahin selbständige Gemeinde auf freiwilliger Basis als Stadtteil in die Kreisstadt Eschwege eingemeindet.[6] Für Eltmannshausen wurde, wie für die anderen eingemeindeten ehemals eigenständigen Gemeinden von Eschwege, ein Ortsbezirk eingerichtet.[7]

Gerichte

Die Gerichtsbarkeit über Eltmannshausen wurde im Mittelalter durch das Gericht Bilstein auf der Burg Bilstein bei Eschwege ausgeübt. Sie kamen 1301 durch Kauf zur Landgrafschaft Hessen und wurden als landesherrliches Gericht weiter geführt (Amt Eschwege, Gericht Bilstein.) Von 1627 bis 1632 gehörte es zur landgräflichen Nebenlinie von Hessen-Rotenburg.

Die weitere Zuständigkeit entwickelte sich wie folgt:[3]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Eltmannshausen angehört(e):[3][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Eltmannshausen 594 Einwohner. Darunter waren 9 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 78 Einwohner unter 18 Jahren, 525 waren zwischen 18 und 49, 153 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 279 Haushalten. Davon waren 78 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 72 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 180 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1498: 24 Wohnstätten und 26 Hufen
• 1585: 52 Haushaltungen
• 1747/48: 67 Haushaltungen. Gewerbetreibende: 36 Leinenweber, 3 Branntweinbrenner, 3 Schmiede, 3 Tagelöhner, 2 Müller, 2 Schreiner, 2 Maurer, einen Wagner, einen Schneider, einen Metzger, einen Zimmermann und eine Wirtin.
• 1748: 69 Häuser mit 317 Einwohnern
Eltmannshausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2024
Jahr  Einwohner
1834
  
488
1840
  
514
1846
  
563
1852
  
570
1858
  
522
1864
  
557
1871
  
551
1875
  
638
1885
  
792
1895
  
713
1905
  
723
1910
  
738
1925
  
826
1939
  
706
1946
  
987
1950
  
1.010
1956
  
967
1961
  
895
1967
  
872
1970
  
906
1972
  
884
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
594
2024
  
544
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS:[3]; Stadt Eschwege[2]; Zensus 2011[10]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1865: 742 evangelische (= 93,69 %), 50 katholische (= 6,31 %) Einwohner
• 1961: 759 evangelische (= 84,80 %), 127 katholische (= 14,19 %) Einwohner[3]

Religion

Kirchengebäude[3]
  • Spätgotische Saalkirche auf dem Kirchberg auf einer freien Anhöhe außerhalb des Dorfes aus dem frühen 16. Jahrhundert. Im Jahr 1519 an der Stelle einer Vorgängerkirche erbaut.
  • Veränderungen: 1697 durch Abbruch des Chores erweitert, 1781 umgebaut, 1974 renoviert. Durch Spendengelder des Frauenkreises der ev. Kirchengemeinde Eltmannshausen konnte 1993 an der Ostseite der Kirche ein neues Fenster eingebaut werden, das von dem Marburger Glaskünstler Erhardt Jakobus Klonk gestaltet wurde.[2]
Bekenntniswechsel[3]

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Pfarrzugehörigkeit[3]

Für die Jahre 1585, 1748, 1872 und 1994 ist belegt, dass Eltmannshausen eine Filialkirche von Niddawitzhausen ist. 1748 haben die Landgrafen zu Rotenburg und Eschwege das Kirchenpatronat inne, die sonstige Kirchenhoheit aber die Landgrafen von Hessen.

Politik

Für Eltmannshausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Eltmannshausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 53,17 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Bürger für Eltmannshausen“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Thomas Rehbein zum Ortsvorsteher.[12]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die evangelische Kirche

Die evangelische Kirche von Eltmannshausen ist ein spätgotischer Bau aus dem Jahr 1519.[13] 1697 wurde das Kirchenschiff durch Abbruch des Chores vergrößert. 1781 wurde sie zu einer schlichten Saalkirche mit Giebeldachreiter und dreiseitigen Emporen umgebaut. In der Kirche ist eine 1890 von Orgelbauer Heinrich Möller (Rotenburg) in barocker Form erbaute dreiflügelige Orgel. Die Kirche steht auf einem Bergrücken oberhalb des Dorfes und ist vom Friedhof umgeben, auf dem ein Gedenkplatz für die Toten der zwei Weltkriege errichtet wurde.[14] Vor dem Friedhof wurde ein Festplatz mit einer Lindenbepflanzung angelegt.[15] Die Kirche ist ein Kulturdenkmal aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung.

Für die anderen unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Eltmannshausen.

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Bilstein) und Verwaltung
  3. Infolge des Deutschen Krieges.
  4. Infolge des Ersten Weltkriegs.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b Gemarkung Eltmannshausen. In: GEOindex. Abgerufen im Juli 2025.
  2. a b c d Stadtteil Eltmannshausen. In: Webauftritt der Stadt Eschwege. Abgerufen im Juli 2025.
  3. a b c d e f g h i j k l m n Eltmannshausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 20. Januar 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Hetterode, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. November 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Soodener Straße, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 389 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 238 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Eschwege, abgerufen im Juni 2025.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73.
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 52 und 1068, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Ortsbeiratswahl Eltmannshausen. In: Votemanager. Stadt Eschwege, abgerufen im Juli 2025.
  12. Ortsbeirat Stadtteil Eltmannshausen. In: Gremienportal. Stadt Eschwege, abgerufen im Juli 2025.
  13. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Hessen. Bearbeitet von Magnus Backes. München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1966. S. 183.
  14. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. - Kulturdenkmäler in Hessen. Werra-Meißner-Kreis 2, Stadt Eschwege. Susanne Jacob in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand. Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg. 1992, ISBN 3-528-06241-X. S. 317 f.
  15. Festplatz in Eltmannshausen. Gerichtsstätten in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Commons: Eltmannshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien