Dmytro Kuleba

Dmytro Kuleba (2021)

Dmytro Iwanowytsch Kuleba (ukrainisch Дмитро Іванович Кулеба; * 19. April 1981 in Sumy, Ukrainische SSR) ist ein ukrainischer Diplomat und Politiker. Von August 2019 bis März 2020 war er Erster Vize-Ministerpräsident und Minister für europäische und euroatlantische Integration der Ukraine. Von März 2020 bis September 2024 war er Außenminister der Ukraine.

Leben

Dmytro Kuleba kam als Sohn des ukrainischen Diplomaten und von 2003 bis 2004 stellvertretenden Außenministers der Ukraine Iwan Dmitrowitsch Kuleba (Іван Дмитрович Кулеба; * 1953) in der ukrainischen Stadt Sumy zur Welt.[1][2]

Kuleba absolvierte 2003 ein Studium für internationales Recht am Institut für Internationale Beziehungen der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew. Nachdem er außerdem in den Jahren 2004/2005 Doktorand an der Abteilung für Internationales Recht des Instituts für Internationale Beziehungen an der Kiewer Taras-Schewtschenko-Universität war, promovierte er 2006 zum Doktor der Rechtswissenschaften.[1]

Politische Karriere

Dmytro Kulebe begann anschließend an sein Studium seine diplomatische Laufbahn im Außenministerium der Ukraine. Von 2003 bis 2005 war er Attaché des Amtes für Rechtssicherheit des Außenministeriums der Ukraine.[3] Daraufhin war er bis 2009 dritter, dann zweiter Sekretär an der Ständigen Mission der Ukraine bei der OSZE in Wien (OSZE- und UNCITRAL-Fragen).[3]

In den Jahren 2010 bis 2012 war er Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit und multilaterale Diplomatie im Sekretariat des Außenministers der Ukraine einschließlich des Vorsitzes der Ukraine im Ministerkomitee des Europarates im Jahr 2011. Als Berater in humanitären Fragen war er 2013 für den stellvertretenden Ministerpräsidenten der Ukraine Kostjantyn Hryschtschenko tätig.[1] 2011 begann er zudem, an der Abteilung für Internationales Recht an der Taras-Schewtschenko-Universität Kiew Internationales öffentliches Recht, Internationales institutionelles Recht, Aktuelle Probleme der Theorie und Praxis des Völkerrechts und Internationales Strafrecht zu unterrichten.[3]

Von Oktober 2013 bis Juni 2014 verließ er den öffentlichen Dienst, um in der NGO UART-Stiftung für Kulturdiplomatie als Vorsitzender des Verwaltungsrats des Fonds für kulturelle Diplomatie zu arbeiten.[2]

Auf Einladung von Außenminister Pawlo Klimkin kam er als Botschafter für besondere Aufgaben für die strategische Kommunikation ins Außenministerium 2014 zurück zum diplomatischen Dienst und am 9. April 2016 wurde er vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zum ständigen Vertreter der Ukraine im Europarat ernannt.[1] Im Dezember 2017 wurde Kuleba vom The Institute of World Politics zum besten ukrainischen Botschafter im Ausland des Jahres 2017 gewählt.[4]

Nachdem das ukrainische Parlament die neue Zusammensetzung des Ministerkabinetts am 29. August 2019 genehmigt hatte, wurde Kuleba zum Ersten Vizeministerpräsidenten und, in Nachfolge von Iwanna Klympusch-Zynzadse, zum Minister für europäische und euroatlantische Integration in der Regierung Hontscharuk ernannt.[1] Nach der Kabinettsumbildung am 4. März 2020 wurde er der Außenminister der Ukraine im Kabinett Schmyhal[5].

Nach der Einmarsch Russlands in die Ukraine bestand die Hauptaufgabe von Dmytro Kuleba in der Suche nach internationaler Unterstützung der Ukraine in der Abwehr der Invasion und in der Forcierung von Beitrittsverhandlungen mit der EU, wozu er auch jene Staaten bereiste, die besonders skeptisch gegenüber der EU-Beitritt der Ukraine waren. Da die Ukraine in Afrika schwach vertreten war und nur 10, zum Teil unbesetzte" Botschaften in Afrika hatte, entwickelte Kuleba eine Afrika-Strategie und eröffnete Botschaften in Ghana (Dezember 2023), in Elfenbeinküste und der Demokratischen Republik Kongo, Mosambik, Botswana (April 2024) und in Mauretanien (Mai 2024).[6]

Kuleba reichte am 5. September 2024 im Zuge einer größeren Regierungsumbildung überraschend seinen Rücktritt ein. Selenskyj warf am 4. September in einer Fraktionssitzung seiner Partei „Diener des Volkes“ Kuleba vor, ihm fehle „die Energie, um die Bereitstellung von Waffen voranzutreiben“.[7][6][8]

Aufsehen erregte ein am 8. September 2025 im Corriere della Sera veröffentlichtes Interview, in dem Kuleba erkläre: „Ich hätte nie gedacht, dass ich wie ein Dieb in der Nacht aus meinem Land fliehen müsste.“[9] Der ukrainischen Ministerrat hatte wenige Tage zuvor ein Ausreiseverbot für hochrangige, außer Dienst gestellte Diplomaten beschlossen.[10] Als Grund für das Dekret vermutete Kuleba, „dass Selenskyj und sein Umfeld nicht wollen, dass wir ins Ausland gehen und Dinge sagen, die ihrer Meinung nach der Linie der Regierung zuwiderlaufen könnten.“ Als Ausreisemotivation gab er an, sein Geld vorwiegend im Ausland zu verdienen.[9] Die Pressestelle Kulebas dementierte die Ausreisepläne und erklärte, dass Kuleba über Polen zu einer internationalen Konferenz, dem World Knowledge Forum 2025 in Seoul, gereist sei, nach einem weiteren Auftritt in Polen wieder am 20. September in die Ukraine zum Auftritt bei einer Veranstaltung einreisen werde und dass Kuleba nicht vom Dekret betroffen sei.[11]

Akademische Karriere

Seit Januar 2025 ist er zugleich assoziierter Professor an der Fakultät für internationale Beziehungen am Institut d’études politiques de Paris und Senior Fellow an der Harvard University.[12][13]

Privatleben

Kuleba ist verheiratet und Vater eines Sohnes und einer Tochter.[1]

Werk

Dmytro Kuleba ist Autor von mehr als zehn wissenschaftlichen Arbeiten, darunter der 2007 erschienenen Monographie „Beteiligung der Ukraine an internationalen Organisationen. Rechtstheorie und -praxis.“[3] Er publizierte zahlreiche Werke auf den Gebieten des Völkerrechts, der Außenpolitik der Ukraine und der Rolle der Kommunikation im hybriden Krieg.[2] Zudem ist er Autor des am 1. März 2019 vorgestellten Buches „Der Krieg um die Realität: Wie man in der Welt der Fälschungen, Wahrheiten und Gemeinschaften gewinnt“.[1]

Commons: Dmytro Kuleba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e f g Dmytro Kuleba Generalbotschafter des Außenministeriums der Ukraine auf lb.ua; abgerufen am 2. September 2019 (ukrainisch).
  2. ↑ a b c Profil Dmytro Kuleba (Memento vom 2. September 2019 im Internet Archive) auf der Webseite der ständigen Vertretung der Ukraine beim Europarat; abgerufen am 2. September 2019 (ukrainisch).
  3. ↑ a b c d Dmytro Kuleba (Memento vom 2. September 2019 im Internet Archive) in der Enzyklopädie der Taras-Schewtschenko-Universität Kiew; abgerufen am 2. September 2019 (ukrainisch)
  4. ↑ Das Institut für Weltpolitik ernannte die Top-Botschafter des Jahres 2017 auf glavcom.ua vom 21. Dezember 2017; abgerufen am 2. September 2019 (englisch).
  5. ↑ Schmyhal stellte die Zusammensetzung seines Kabinetts vor auf rbc.ua vom 4. März 2020; abgerufen am 4. März 2020.
  6. ↑ a b Юлія Кузьменко, Валерія Пашко: Як реагують на звільнення Дмитра Кулеби та що він встиг на посаді. "Wir haben viel durchgemacht": Wie die Menschen auf die Entlassung von Dmytro Kuleba reagieren und was er im Amt erreicht hat. In: suspilne. 5. September 2024, abgerufen am 13. September 2025 (ukrainisch).
  7. ↑ Олена Богданьок, Валерія Пашко: Кадрові ротації в уряді: Зеленський пояснив, чому міняють міністрів. Personalwechsel in der Regierung: Zelenskyy erklärt, warum die Minister ausgetauscht werden. In: suspilne. 4. September 2024, abgerufen am 13. September 2025 (ukrainisch).
  8. ↑ Ukraine: Regierungsumbau - neuer Außenminister für Dmytro Kuleba gefunden. In: Der Spiegel. 5. September 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. September 2024]).
  9. ↑ a b Lorenzo Cremonesi: Zelensky vieta l’espatrio a Kuleba. E lui: sono in Polonia. Zelensky verbietet Kuleba die Ausreise. Und er: Ich bin in Polen. In: Corriere della Sera. 7. September 2025, abgerufen am 13. September 2025 (italienisch).
  10. ↑ Ministerkabinett der Ukraine: Кабінет Міністрів України - Про внесення зміни до пункту 2 6 Правил перетинання державного кордону громадянами України. In: gov.u - Regierungsporta. 25. September 2025, abgerufen am 13. September 2025 (ukrainisch).
  11. ↑ Justyna Lisowa und Iryna Dudko: Матері, яка залишила немовля у «віконці життя» внаслідок депресії, повернули дитину. Процес тривав понад пів року. Italienische Medien berichteten, dass der ehemalige Außenminister Kuleba „aus der Ukraine nach Polen geflohen“ sei. Seine Seite bestritt dies. In: hromadske. 11. September 2025, abgerufen am 13. September 2025 (ukrainisch).
  12. ↑ Dmytro Kuleba Joins Sciences Po Paris School of International Affairs. Abgerufen am 18. März 2025 (englisch).
  13. ↑ Dmytro Kuleba | The Belfer Center for Science and International Affairs. 3. März 2025, abgerufen am 18. März 2025 (englisch).
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