Carl Theodor Rospatt

„Café Achteck“, Aufriss/Schnitt und Grundriss

Carl Theodor Rospatt (* 4. Oktober 1831 in Münstereifel; † 26. März 1901 in Berlin) war ein Kommunalpolitiker, Baumeister, Stadtbauinspektor und von 1873 bis 1885 Stadtbaurat für Tiefbau von Berlin. Er gilt als Erfinder des Café Achteck.[1]

Leben

Familie

Der Professor für Geschichte an der Universität Münster und Spätaufklärer Johann Joseph Rospatt (1801–1881) war sein Vater. Der spätere preußische Verwaltungsbeamte und Landtagsabgeordnete Lambert Rospatt (1829–1902) und der spätere preußische Reichsgerichtsrat Cassius Rospatt (1830–1917) waren seine Brüder. Im März 1867 heiratete Carl Theodor Rospatt Antonie geb. Wallach (* ca. 1836 Berlin, † 15. Mai 1914).[2] Von Jugend auf gehörte er der römisch-katholischen Kirche an, trat aber 1885 in der Neuen Kirche zu Berlin zur Evangelischen Landeskirche über.[3]

Im Adressbuch des Jahres 1870 wird er wie folgt geführt: Königlicher Baumeister und Stadtbau-Inspektor mit dem Arbeitsplatz im Berliner Rathhause und einer Wohnung in der Oranienstraße 104.[4] Später, im Jahr 1901, wohnte er am Lützow-Ufer 1a.[5]

Ausbildung

Rospatt besuchte das Gymnasium in Münstereifel, an dem zu der Zeit sein Vater Johann Joseph Rospatt Oberlehrer und Professor war. Von 1852 bis 1854 ließ er sich an der Bauakademie Berlin zum Baumeister ausbilden, die im damals noch ungetrennten Berufsbild sowohl Architekten als auch Ingenieure waren.[6] Im Jahr 1856 wurde er zum Bauführer und 1860 schließlich zum Baumeister ernannt.[3]

Wirken

In den Jahren 1854 bis 1856 arbeitete Rospatt im Bezirk der Regierung zu Münster, von 1856 bis 1858 in Oberstein beim Bau der Nahebahn. Danach ging er nach Berlin, wo er den Bau der Stadtschleuse leitete, aber 1861 diese Stellung wegen einer bis 1864 anhaltenden Brustfellentzündung aufgeben musste. Von 1864 bis 1866 leitete er dann die Tagesarbeiten der Königlichen Berg- und Hüttenwerke zu Rüdersdorf, Berlin und Neustadt-Eberswalde (Walzwerk Neustadt-Eberswalde). Im Zeitraum 1866–1868 war Rospatt Bauleiter des Berliner Roten Rathauses unter Baurat Hermann Friedrich Waesemann.[3]

Ab Juli 1868 fungierte er als Stadtbauinspektor und vom 1. Mai 1873 bis zum 1. Mai 1885 als Stadtbaurat für die Abteilung Tiefbau. Rospatts Hauptaufgabe bestand in der Verbesserung und Erweiterung der Berliner Verkehrswege und -mittel im Kontext des 1862 genehmigten Hobrecht-Plans. Bis zum Jahr 1875 oblagen große Teile der Berliner Straßen und Brücken der Verwaltung durch den preußischen Fiskus und wurden 1876 in die Verantwortung der Stadt Berlin übertragen.[7] Hierzu gehörte auch der Brückenbau und die Straßenbau-Polizei, die auch für die Stadt- und Infrastrukturplanung und wichtige Bauaufgaben zuständig war. Die Fläche des zu unterhaltenden, jedoch stark vernachlässigten Straßenpflasters stieg von 0,8 km² im Jahr 1868 auf 15 km² im Jahr 1875. 1876 wurde mit der Verbesserung des Straßenpflasters begonnen. Am Ende seiner Amtszeit, 1884, als 4,3 km² unter städtischer Verwaltung standen, gehörten 1,282 km² zu den besser gepflasterten Straßen.[3]

Der Straßenausbau war eng mit der Anlage der von James Hobrecht konzipierten städtischen Kanalisation verbunden. Die Einführung der Kanalisation führte zu einer umfassenden Modernisierung der Straßeninfrastruktur, einschließlich der Verbreiterung bestehender Straßen und der Anlage neuer. Einige Straßen erhielten sogar eine Asphaltdecke.[7] Bei diesen Arbeiten wurden auch die bis dahin unter den Fahrdämmen liegenden Röhren, Kabel etc. unter den Bürgersteigen verlegt.

Zu Rospatts Aufgaben gehörte auch der Ausbau der Berliner Pferdebahnen. Die Bahnen beförderten im Jahr 1871 bei 8,6 km Betriebslänge mit 165 Pferden und 18 Wagen 2,5 Mio. Personen auf sehr schlechten Gleisen. 1884 war die Betriebslänge auf 233 km angewachsen und es wurden mit 3176 Pferden in 689 Wagen 80 Mio. Personen auf solide konstruierten Gleisen befördert.[3]

Die Kronprinzenbrücke, Marschallbrücke, Jannowitz- und Michaelbrücke sowie einige andere kleinere Brücken entstanden unter seiner Leitung neu und erhielten einen festen Oberbau. Zur Vorbereitung des Hobrecht-Plans wurde die Kartografierung des Stadtgebietes durchgeführt, an der es bis dahin völlig gemangelt hatte.[3] Sein Nachfolger im Jahr 1884 wurde James Hobrecht.[8]

Nach Beendigung seiner amtlichen Tätigkeit durch das Ausscheiden aus dem Magistrat beteiligten sich Rospatt und seine Ehefrau an Bestrebungen zur Verbesserung der Lage der „arbeitenden Klassen“, die unter anderem die Einrichtung von Volksbädern, Volkskaffeehäusern, Ferienkolonien und Arbeitshäusern umfassten.[3][9] Am 8. Mai 1885 wurde ihm der Titel Stadtältester von Berlin verliehen.[10][11]

Nachruf in der Deutschen Bauzeitung

„Stadtbaurath a. D. Theodor Rospatt †. Am 26. d.M. verschied im 70. Lebensjahre Theodor Rospatt, von 1873 bis 1885 Stadtbaurath für Tiefbau in Berlin, d.h. also in einer Zeit der lebhaftesten Entwicklung dieses Zweiges des städtlischen Bauwesens. Ist auch der Name des Verstorbenen, der sich, seit ihm 1885 J. Hobrecht im Amte folgte, von der technischen Thätigkeit ganz zurückgezogen hat, selbst Fachkreisen in Vergessenheit gerathen, so darf doch nicht übersehen werden, dass er sich grosse Verdienste um die Organisation des städtischen Tiefbauwesens, vor allem um den städtischen Strassenbau erworben hat, der bis zum Januar 1876, d.h. so lange die Strassen, Plätze und Brücken Berlins fiskalisches Eigenthum waren, sehr im Argen gelegen hat. Wenn Berlin, das sich bei seinem Amtsantritt in der Beschaffenheit seines Pflasters kaum von einem kleinen Landstädtchen unterschied, in einem Jahrzehnt nach dem Uebergange der Strassen in städtischen Besitz schon zu den best gepflasterten und gehaltenen Städten der Welt gehörte, so ist das ohne Zweifel zum nichtgeringeren Theile das Verdienst des Verstorbenen, der die Grundsätze für eine sachgemässe Ausführung und Unterhaltung der Strassen aufstellte, die heute noch im wesentlichen gültig sind.“

Deutsche Bauzeitung, Heft 3, 1901, S. 164[12]

Café Achteck

Eine der ersten öffentlichen Bedürfnis­an­stalten in Berlin: zweiständiges Pissoir an der Schlossbrücke um 1865 errichtet

Die Forderungen nach öffentlichen Bedürfnisanstalten in Berlin gab es schon lange und konnten erst mit der Einrichtung der Wasserversorgung und Kanalisation realisiert werden. Der Berliner Polizeipräsident Karl Ludwig von Hinckeldey erteilte 1854 dem Druckereibesitzer Ernst Litfaß die Konzession für die Errichtung von 180 Anschlagsäulen, von denen 50 als Umhüllungen von Straßenpumpen und 30 als Urinale (Einmann-Pissoirs) gestaltet werden sollten. Diese wurden aber nie gebaut, weil der Wasseranschluss noch nicht überall existierte.[13]

Es dauerte bis 1862, dass sich Fiskus und Magistrat darauf einigten, die Kosten für je 15 Bedürfnisanstalten zu übernehmen. Bis 1876 entstanden so insgesamt 56 Einrichtungen, bis auf die an der Fischerbrücke alle zweiständig. Eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Anstalten spielte die sich entwickelnde Eisengießereitechnik, deren Betriebe sich im Berliner Feuerland konzentrierten. Neben den hauptsächlichen Eisenbahnprodukten entstanden hier auch Produkte wie das Berliner Eisen oder Ofenplatten, die als Vorbilder der Gussplattenentwürfe für öffentliche Bedürfnisanstalten angesehen werden können.

Öffentliche Bedürfnisanstalt am Chamissoplatz von 1895

Aufgrund des starken Bedürfnisses nach öffentlichen Toiletten veranlasste der von 1872 bis 1885 amtierende Polizeipräsident Guido von Madai die Aufstellung weiterer Stehanstalten, die im Volksmund Madai-Tempel genannt wurden.[13] Da diese Anstalten aber nur zwei Personen Platz boten, entschloss sich die Stadtverwaltung bereits 1877, geräumigere Anlagen einzuführen. 1878 lieferte Stadtbaurat Rospatt einen Entwurf auf einem achteckigen Grundriss mit sieben Stehplätzen, bestehend aus sieben mit Ornamenten verzierten gusseisernen Wänden und einem davor befindlichen Paravent aus mindestens drei Segmenten als Sichtschutz, das bei den ersten Ausführungen von zwei Gaslaternen beleuchtet wurde.

Die Wandplatten sind im oberen Teil zur Entlüftung und Beleuchtung durch kunstvolle Eisengitter geöffnet. Auf dem Dach befindet sich eine ebenfalls achteckige Lüftungshaube mit Verzierungen.

Im Jahr 1879 sind die ersten beiden Bedürfnisanstalten nach Rospatts Entwurf auf dem Weddingplatz und dem Arminiusplatz (Rathausvorplatz in Moabit) aufgestellt worden. Der offiziell Waidmannslust genannte Typ wurde überwiegend von der Firma Rössemann & Kühnemann hergestellt, bald auch von den Nachbarstädten und -gemeinden Berlins übernommen.[13]

Literatur

Commons: Carl Theodor Rospatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesdenkmalamt Berlin Bedürfnisanstalt Leuthener Platz
  2. Landesarchiv Berlin. Abgerufen am 1. September 2025.
  3. a b c d e f g Gedenkbuch der Ältesten der Stadt Berlin seit der Einführung der Städteordnung vom 19. November 1808; Landesarchiv Berlin (Landesarchiv F Rep. 237, Nr. 40, Rospatt p. 53, 53r).
  4. Einwohner > Rospatt, Th., Königl. Baumeister und Stadtbau-Inspector. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1870, Teil I, S. 616.
  5. Adreß-Kalender für die königl. Haupt- und Residenzstädte Berlin und Potsdam, sowie Charlottenburg. 1900, abgerufen am 17. März 2025.
  6. rbb Preußen-Chronik | Begriff: Bauakademie. 21. Mai 2008, abgerufen am 21. Juli 2025.
  7. a b [1] Berlin und seine Straßen 200 JAHRE ARCHITEKTUR, STÄDTEBAU UND INGENIEURBAU FÜR BERLIN (PDF-Datei) auf harald.bodenschatz.berlin
  8. Vermischtes. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 1, 1885, S. 8 (zlb.de – Wahl vom 30. Dezember 1884).
  9. Berliner Börsen-Courier: moderne Tageszeitung für alle Gebiete. 1894,4. F. Schmidt, Berlin 1894 (google.de [abgerufen am 19. August 2025] Verein für häusliche Gesundheitspflege unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich. Comité für Ferien-Kolonien).
  10. Dokumentiert: Berlin ehrt Persönlichkeiten. Abgerufen am 19. Februar 2025.
  11. Suche Auszeichnungen und Ehrungen. 3. März 2025, abgerufen am 16. März 2025.
  12. Deutsche Bauzeitung: Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine: Free Download, Borrow, and Streaming: Internet Archive. In: archive.org. Abgerufen am 9. Januar 2025 (englisch).
  13. a b c Tempel aus Gusseisen. Urinale, Café Achteck und Vollanstalten. Abgerufen am 21. August 2025.