Billy Barty

Billy Barty (gebürtig: William John Bertanzetti; * 25. Oktober 1924 in Millsboro, Washington County, Pennsylvania; † 23. Dezember 2000 in Glendale, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Film- und Theaterschauspieler.
Leben
Familie
Billy Barty wurde als einziger Sohn und zweites von drei Kindern von Albert und Ellen Bertanzetti, Italo-Amerikanern, in Millsboro geboren, wuchs jedoch mit seinen Schwestern Evelyn und Dede in Hollywood auf. Schon als Kind wurde bei Barty eine Form des Kleinwuchses diagnostiziert – die Knorpel-Haar-Hypoplasie. Selbst als Erwachsener wurde er nie größer als 114 Zentimeter.
Karriere
Bereits als Einjähriger, 1925, stand Barty im Kurzfilm Half a Hero vor der Kamera, dem in den kommenden Jahren weitere folgen sollten. In der Filmreihe Mickey McGuire spielte er bis etwa 1935 in über 20 Filmen den Filmbruder von Mickey Rooney. Den frühen Erfolg seines Sohnes machte sich nun Albert Bertanzetti zunutze, der mit seiner Frau und seinen Kindern eine Vaudeville-Gruppe gründete und mit ihnen so in Städten in den USA, aber auch in Kanada auftrat.
Nachdem er das Los Angeles City College absolviert hatte, schrieb sich Barty am Los Angeles State College ein, an dem er ab 1943 Journalismus studierte. Trotz seiner geringen Körpergröße spielte er Fußball und selbst Basketball, sodass er sein Studium schließlich auf den Bereich Sportjournalismus fokussierte. Nach seinem Studienabschluss arbeitete er kurzzeitig als Sportredakteur bei der Tageszeitung L.A. Collegian.
Nach einer knapp neunjährigen Pause nahm Barty 1946 in der Filmkomödie Three Wise Fools erstmals wieder ein Filmangebot wahr. Dennoch sollte es noch bis 1950 dauern, bis Barty in Jungle Jim in Pygmy Island an der Seite von Johnny Weissmuller erneut vor der Kamera stand und ab diesem Zeitpunkt erneut an seine Erfolge als Kind und Jugendlicher anknüpfen konnte.
Bartys Filmkarriere ist trotz oder gerade wegen seiner Körpergröße bemerkenswert. Neben zahlreichen Gastauftritten wie Fernsehserien, darunter Unsere kleine Farm, Drei Engel für Charlie oder Hart aber herzlich stand er auch in einigen sehr bekannten Fantasyfilmen vor der Kamera, wie etwa Masters of the Universe oder Willow. Insgesamt umfasst sein filmisches Schaffen zwischen 1927 und seinem Todesjahr mehr als 210 Film- und Fernsehproduktionen.
Politisches und gesellschaftliches Engagement
1957 besuchte Barty in Las Vegas ein Treffen kleinwüchsiger Menschen. Diese Erfahrung war mit ein Grund, weshalb er die Organisation Little People of America gründete, die sich für die Rechte von kleinwüchsigen Menschen im Sozial- und Wirtschaftsleben, darunter etwa gegen die Diskriminierung am Arbeitsplatz starkmachen. 1975 wurde daraus die Billy Barty Foundation.
Politisch fühlte sich Barty der Republikanischen Partei nahe und zählte 1989 zu den Wahlkampfhelfern des späteren US-Präsidenten George H. W. Bush. 1990 trat mit der Hilfe von Barty der Americans with Disabilities Act in Kraft, ein Bundesgesetz der Vereinigten Staaten, das die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen verbietet.
Privates
Im Februar 1962 heiratete Barty in Malad City, Idaho, Shirley Bolingbroke. Das Paar bekam zwei Kinder, von denen seine Tochter Lori im November 1962 ebenfalls mit Knorpel-Haar-Hypoplasie geboren wurde. Anfang der 1970er Jahre wurde Sohn Braden geboren, der den Gendefekt nicht erbte und heute eine durchschnittliche Körpergröße besitzt. Er arbeitet heute als Filmemacher hinter der Kamera.
Durch seine Frau Shirley bekam Barty Kontakt zur Glaubensgemeinschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (LDS). Er konvertierte schließlich vom Katholizismus zu den Mormonen. Die Familie Barty ist noch heute eng mit der Familie von Donny Osmond befreundet.
Mitte Dezember 2000 bekam Barty vermehrt gesundheitliche Probleme. Nach zwei Wochen im Glendale Memorial Hospital starb Barty am 23. Dezember 2000, im Alter von 76 Jahren, an Herzversagen.
Auszeichnungen
1981 wurde Barty mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame in der Kategorie Film ausgezeichnet.[1] In den letzten Jahren seines Lebens erhielt Barty zahlreiche Ehrungen, darunter 1995 den Ehrendoktor der California State University. 1999 wurde er in Kalifornien in die Governor’s Hall of Fame aufgenommen. 2000 wurde ihm zu Ehren der Billy Barty Humanitarian Award ins Leben gerufen, dessen erster Preisträger Billy Barty auch wurde. Als Schauspieler wurde er jedoch auch dreimal für den Negativpreis Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechtester Nebendarsteller nominiert.
Filmografie (Auswahl)
Filme
- 1927–1934: „Mickey McGuire“-Kurzfilmreihe
- 1930: Die Drei von der Feuerwache (Soup to Nuts)
- 1931: Die Marx Brothers auf See (Monkey Business)
- 1933: Goldgräber von 1933 (Gold Diggers of 1933)
- 1933: Parade im Rampenlicht (Footlight Parade)
- 1933: Skandal in Rom (Roman Scandals)
- 1933: Alice im Wunderland (Alice in Wonderland)
- 1935: Frankensteins Braut (Bride of Frankenstein)
- 1935: Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)
- 1937: Denen ist nichts heilig (Nothing Sacred)
- 1946: Three Wise Fools
- 1950: Buschteufel im Dschungel (Pygmy Island)
- 1953: Die Tränen des Clowns (The Clown)
- 1957: The Undead
- 1962: Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm (The Wonderful World of the Brothers Grimm)
- 1962: Spiel mit mir (Billy Rose’s Jumbo)
- 1964: König der heißen Rhythmen (Roustabout)
- 1965: Verschollen im Harem (Harum Scarum)
- 1967: Die tollen Abenteuer der schönen Pauline (The Perils of Pauline)
- 1970: Pufnstuf
- 1973: Der Boß läßt herzlich grüßen (The Godmothers)
- 1975: Der Tag der Heuschrecke (The Day of the Locust)
- 1976: W.C. Fields and Me
- 1976: Won Ton Ton – der Hund, der Hollywood rettete (Won Ton Ton, the Dog Who Saved Hollywood)
- 1976: Mit Dobermännern spaßt man nicht (The Amazing Dobermans)
- 1978: Ja, lüg’ ich denn? (Rabbit Test)
- 1978: Eine ganz krumme Tour (Foul Play)
- 1978: Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings, Stimme)
- 1979: Skatetown USA
- 1980: Alles in Handarbeit (Hardly Working)
- 1981: Geheimauftrag Hollywood (Under the Rainbow)
- 1984: Police Patrol – Die Chaotenstreife vom Nachtrevier (Night Patrol)
- 1985: Legende (Legend)
- 1986: Archie und Harry – Sie können’s nicht lassen (Tough Guys)
- 1986: Verschwitzte Körper (Body Slam)
- 1987: Rumpelstilzchen (Rumpelstiltskin)
- 1987: Schneewittchen (Snow White)
- 1987: Masters of the Universe
- 1988: Willow
- 1989: Lobster Mann vom Mars (Lobster Man from Mars)
- 1989: UHF – Sender mit beschränkter Hoffnung (UHF)
- 1990: Bernard und Bianca im Känguruland (The Rescuers Down Under, Stimme)
- 1991: Das Leben stinkt (Life Stinks)
- 1992: Blöd und blöder (The Naked Truth)
- 1994: Radioland Murders – Wahnsinn auf Sendung (Radioland Murders)
- 1995: Die Legende von O.B. Taggart (Outlaws: The Legend of O.B. Taggart)
- 1997: Fahr zur Hölle Hollywood (An Alan Smithee Film: Burn Hollywood Burn)
- 2000: The Extreme Adventures of Super Dave
- 2001: I/O Error (Kurzfilm)
Fernsehen
- 1952–1970: The Red Skelton Show (12 Folgen)
- 1954: The Spike Jones Show (13 Folgen)
- 1956–1957: Corky und der Zirkus (Circus Boy, 3 Folgen)
- 1957: Alfred Hitchcock präsentiert (Alfred Hitchcock Presents, Folge 3x01)
- 1958–1961: Peter Gunn (8 Folgen)
- 1961: Tausend Meilen Staub (Rawhide, Folge 4x08)
- 1962: Meine drei Söhne (My Three Sons, Folge 2x30)
- 1964: Alfred Hitchcock zeigt (The Alfred Hitchcock Hour, Folge 2x17)
- 1969, 1970: Mini-Max (Get Smart, 2 Folgen)
- 1970–1971: The Bugaloos (17 Folgen)
- 1972: Die Waltons (The Waltons, Folge 1x02)
- 1973–1975: Sigmund and the Sea Monsters (29 Folgen)
- 1975: The Ghost Busters (Folge 1x01)
- 1976: Die Zwei von der Tankstelle (Chico and the Man, Folge 2x21)
- 1976: Dr. Shrinker (16 Folgen)
- 1977: Barney Miller (Folge 3x17)
- 1978: Der Mann aus Atlantis (Man from Atlantis, Folge 1x17)
- 1978: Drei Engel für Charlie (Charlie’s Angels, Folge 3x10)
- 1978: Love Boat (The Love Boat, Folge 2x11)
- 1979: Fantasy Island (Folge 2x23)
- 1979: CHiPs (Folge 3x06)
- 1979, 1982: Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie, 2 Folgen)
- 1982: Hart aber herzlich (Hart to Hart, Folge 4x10 A Christmas Hart)
- 1983: Ace Crawford... Private Eye (5 Folgen)
- 1984: Trapper John, M.D. (Folge 5x14)
- 1985: Golden Girls (The Golden Girls, Folge 1x13)
- 1986: Das Model und der Schnüffler (Moonlighting, Folge 2x18)
- 1987: DuckTales – Neues aus Entenhausen (DuckTales, Folge 1x07, Stimme)
- 1990: Die Ninja Cops (Nasty Boys, Folge 1x12)
- 1990: Disneys Gummibärenbande (Adventures of the Gummi Bears, Folge 6x09, Stimme)
- 1990: Eine Frau von Ehre (Vendetta: Secrets of a Mafia Bride, Miniserie)
- 1991: Familie Munster (The Munsters Today, Folge 3x14)
- 1996: Frasier (Folge 3x17, Stimme)
- 1999: L.A. Heat (Folge 2x15)
Weblinks
- Billy Barty bei IMDb
- Billy Barty in der Internet Broadway Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Jon Thurber: Billy Barty. In: Los Angeles Times. Abgerufen am 26. August 2025 (englisch).