Achse des Widerstands
„Achse des Widerstands“ ist eine seit 2004 von pro-iranischen Publizisten verwendete Bezeichnung für ein primär antiwestlich und antiisraelisch ausgerichtetes lockeres Bündnis von primär schiitischen und ihnen nahestehenden, aber auch sunnitischen Kräften in arabischen Ländern unter der inoffiziellen Führung und Förderung der iranischen Regierung. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 ergriffen verschiedene Fraktionen der Achse militärisch Partei für die Hamas. Die militärische Bedeutung und der politische Zusammenhalt des Bündnisses wurden verstärkt diskutiert.
Wortherkunft
Das Schlagwort wurde geprägt als Antwort auf die von George W. Bush postulierte „Achse des Bösen“, zu der er unter anderem die Islamische Republik Iran zählte.[1]
Bündnispartner
Die Achse umfasst neben dem Iran Milizen in Syrien und im Irak, die Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen, die Hamas und weitere palästinensische Milizen[2][3][4] sowie die Al-Ashtar-Brigaden im Bahrain. Bis zu dessen Sturz gehörte das Assad-Regime in Syrien ebenfalls dazu. Unterstützt wird das Bündnis unter anderem von Nordkorea[5] und Venezuela.[6]
Neben israelischen und anderen westlichen Kräften bekämpfen Mitglieder der Achse auch aktiv sunnitische Kräfte in den Ländern ihrer Aktivität, insbesondere im Bürgerkrieg in Syrien und im Bürgerkrieg im Jemen. Andererseits leistet die Achse aber auch direkte und indirekte Unterstützung für sunnitische Milizen im Kampf gegen die angenommenen Hauptfeinde, namentlich die Hamas in ihrem Kampf gegen Israel. Seit den frühen 2000ern unterstützt der Iran die Hamas wesentlich finanziell und mit Waffentechnik, weshalb sie ebenfalls zur Achse gezählt wurde.[7] Im syrischen Bürgerkrieg ab 2011 stellte sich die Hamas aber gegen Assads brutales Vorgehen gegen sunnitische Aufständische und bezog damit Position gegen ein Achsenmitglied. Ab 2021 intensivierte der Iran seine Beziehungen zur Hamas und sorgte für eine Annäherung mit Damaskus.[8] Im Oktober 2022 legten Syrien und die Hamas offiziell den Konflikt bei.[9] Zum Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 wurde medial teils kommentiert, die Hamas habe den Überfall auch vor der Achse geheim gehalten, nach welcher Interpretation sie also nicht in die selbige inkludiert wurde.[10] Seitdem wird die Hamas aber konsequent zur Achse gezählt.[11][12]
Militärische Konflikte seit 2023 und Gültigkeitsfrage
Verstärkte Aufmerksamkeit der internationalen Medien erhielt das Bündnis durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 ab 7. Oktober 2023. Dieser wurde von Vertretern des Bündnisses gelobt und verherrlicht; es war aber gemäß Bekundungen ihrer Vertreter daran nicht beteiligt und auch nicht informiert.[10] Diese Einschätzung wird auch von westlichen Geheimdiensten und Nahostexperten geteilt.[13]
In Folge schalteten sich aber die Hisbollah und die Huthi mit Raketenangriffen in den Krieg ein.[14] Zunächst feuerten beide auf Israel.[15] Die Hisbollah wurde teilweise aus Israel zurück angegriffen. Die Huthi griffen später auch Handelsschiffe im Roten Meer an und wurden daraufhin im Januar 2024 von den USA und dem Vereinigten Königreich im Jemen beschossen. Zuvor waren bereits auch die amerikanischen Basen im Irak und in Syrien verstärkten Drohnen- und Raketenangriffen von Milizen des Bündnisses ausgesetzt.[16]
Am 15./16. Januar 2024 schoss der Iran innerhalb von weniger als 24 Stunden aus verschiedenen Gründen mehrere Raketen auf Syrien, Kurdistan im Nordirak und Pakistan ab und tötete zahlreiche Zivilisten in den betroffenen Ländern. Die Angriffe wurden international verurteilt. Zwei Tage später schoss Pakistan zurück, was ebenfalls Todesfälle verursachte.[17]
Als der Iran im Juni 2025 von Israel angegriffen wurde und der Israelisch-Iranische Krieg ausbrach, reagierten die inoffiziellen Bündnispartner Hisbollah und Hamas kaum oder gar nicht, da sie durch den Krieg in Israel und Gaza seit 2023 und dem Krieg in Libanon bereits äußerst geschwächt waren. Auch die Huthis blieben, von wenigen Angriffsversuchen abgesehen, weitestgehend teilnahmslos. Vor dem Hintergrund dieser Inaktivität bzw. militärischen Schwäche, die sich auch bei den iranischen Streitkräften und den iranischen Revolutionsgarden offenbarte, wurde die Frage gestellt, ob die sogenannte „Achse des Widerstands“ noch ihre Gültigkeit hat.[18][19]
Weblinks
- Die «Achse des Widerstands» - NZZ, 7. Mai 2016
- Die »Achse des Widerstands«: Irans Expansion im Nahen Osten stößt an Grenzen – SWP, 2. Juli 2021
- Irans «Achse des Widerstands»: Droht jetzt ein Flächenbrand? – SRF, 2. November 2023
Einzelnachweise
- ↑ Fatima Al-Kassab: What is the 'axis of resistance' of Iran-backed groups in the Middle East? National Public Radio, Inc., 26. Oktober 2023, abgerufen am 19. November 2023 (englisch): „The term ‚axis of resistance‘ is believed to have emerged in response to President George W. Bush's use of the term ‚axis of evil‘ — referring to Iran, Iraq and North Korea — in his 2002 State of the Union address. There are conflicting reports about who first coined the term, which is often used by Iranian officials.
The ‚axis of resistance‘ is an informal, loose-knit alliance that includes both Sunni and Shia Muslim groups and governments in Yemen, Syria, Lebanon, Gaza and Iraq, with differences and varying levels of proximity to one another and to Tehran.“ - ↑ Iran backs Assad as Syrian forces choke off Aleppo ( des vom 27. Januar 2023 im Internet Archive) In: Reuters, 7. August 2012 (englisch).
- ↑ Iran: Syria part of 'axis of resistance' In: CNN, 7. August 2012 (englisch).
- ↑ Drums Of War: Israel And The "AXIS OF RESISTANCE" ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive), International Crisis Group, 2. August 2010 (englisch).
- ↑ Jay Solomon: High-Level Contacts Between North Korea and Iran Hint at Deeper Military Cooperation. In: Washington Institute for Near East Policy. 27. November 2017, abgerufen am 24. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Iranian press review: Venezuela part of 'Axis of Resistance', says Maduro. In: Middle East Eye. Abgerufen am 12. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ „Auf Israel schauen“. Österreichischer Rundfunk, 13. Oktober 2010, abgerufen am 4. November 2023.
- ↑ Kersten Knipp: Teheran will anti-israelische Front stärken. dw.com, 16. Januar 2021, abgerufen am 18. Juli 2025.
- ↑ Syrien und Hamas legen Konflikt bei. israelnetz.com, 20. Oktober 2022, abgerufen am 18. Juli 2025.
- ↑ a b Hasstiraden, aber keine Kriegserklärung. Österreichischer Rundfunk, 3. November 2023, abgerufen am 4. November 2023.
- ↑ Azadeh Zamirirad: Achse des Widerstands: Iran und der Nahostkrieg. bpb.de, 13. Dezember 2023, abgerufen am 18. Juli 2025.
- ↑ Paul Jens: Hisbollah, Huthi und Hamas: Wie groß ist der Einfluss des Iran in der Region? https://www.tagesschau.de/, 18. Juli 2024, abgerufen am 18. Juli 2025.
- ↑ Philipp Scholkmann: Irans «Achse des Widerstands»: Droht jetzt ein Flächenbrand? srf.ch, 2. November 2023, abgerufen am 9. November 2023.
- ↑ Erneut Raketen aus dem Libanon auf Israel. Tagesschau, 10. Oktober 2023, abgerufen am 6. November 2023.
- ↑ Nick Macfie: Who are Yemen's Houthis and why did they attack Israel? Reuters, 1. November 2023, abgerufen am 6. November 2023.
- ↑ Mindestens 40 Angriffe auf US-Militärstützpunkte in drei Wochen: Mindestens 40 Angriffe auf US-Militärstützpunkte in drei Wochen. Zeit online, 7. November 2023, abgerufen am 9. November 2023.
- ↑ zeit.de, abgerufen am 18. Januar 2024.
- ↑ So konnte Israel Irans Machtapparat unterwandern. In: spiegel.de. 17. Juni 2025, abgerufen am 20. Juni 2025.
- ↑ Nahost: Wenn die USA in den Krieg eintreten – Ein Szenario und Irans Eskalationsmöglichkeiten. In: welt.de. 20. Juni 2025, abgerufen am 20. Juni 2025.