72. Infanterie-Brigade (Deutsches Kaiserreich)

Die 72. Infanterie-Brigade war ein von 1890 bis 1915 bestehender Großverband der Preußischen Armee.

Geschichte

Die Brigade wurde zum 1. April 1890 in Deutsch-Eylau aufgestellt. Ihr waren die Infanterie-Regiment Nr. 18 und 44 unterstellt. Gemeinsam mit der 71. Infanterie-, der 36. Kavallerie-Brigade bildete sie die 36. Division des XVII. Armee-Korps in Danzig.

Anfang April 1897 wurde die Brigade um das Infanterie-Regiment Nr. 152 erweitert. Durch Kabinettsorder vom 17. Oktober 1901 schied das Infanterie-Regiment „Graf Dönhoff“ (7. Ostpreußisches) Nr. 44 zum 31. März des Folgejahres aus dem Brigadeverbund und wurde durch das Infanterie-Regiment „Freiherr Hiller von Gaertringen“ (4. Posensches) Nr. 59 ersetzt.[1]

Mit der Bildung der 41. Division und des übergeordneten XX. Armee-Korps zum 1. Oktober 1912 trat die Brigade unter deren Kommando und bezog Osterode als neue Garnison. Zugleich kam das Deutsch Ordens-Infanterie-Regiment Nr. 152 zur 74. Infanterie-Brigade.

Erster Weltkrieg

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte die Brigade als Teil der 41. Infanterie-Division Anfang August 1914 mobil und war zunächst in Grenzschutzkämpfe gegen russische Streitkräfte eingebunden. Ende des Monats nahm sie an der Schlacht bei Tannenberg und anschließend an der Schlacht an den Masurischen Seen teil. Daran schloss sich Kämpfe bei Warschau, Kutno und Lodz sowie an der Rawka-Bzura an der Ostfront an.

Dort wurde das Brigadekommando zum 11. Mai 1915 aufgelöst. Das Infanterie-Regiment „von Grolmann“ (1. Posensches) Nr. 18 trat zum 74. Infanterie-Brigade, das Infanterie-Regiment „Freiherr Hiller von Gaertringen“ (4. Posensches) Nr. 59 zur 201. Infanterie-Brigade.[2]

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum[3]
Generalmajor Theodor Unger 24. März 1890 bis 16. Juni 1893
Generalmajor Arthur von Wangenheim 17. Juni 1893 bis 19. Mai 1897
Oberst Sigismund Glauer 20. Mai bis 16. Juni 1897 (mit der Führung beauftragt)
Generalmajor Sigismund Glauer 17. Juni 1897 bis 19. Juli 1898
Generalmajor Eugen von Wulffen 20. Juli 1898 bis 15. Dezember 1899
Oberst Lothar von Trotha 16. Dezember 1899 bis 26. Januar 1900 (mit der Führung beauftragt)
Generalmajor Lotha von Trotha 27. Januar bis 16. August 1900
Oberst Friedrich von Krogh 18. August bis 19. November 1900 (mit der Führung beauftragt)
Generalmajor Friedrich von Krogh 20. November 1900 bis 11. September 1902
Generalmajor Wilhelm Brandau 12. September 1902 bis 21. April 1905
Generalmajor Hans von Wrochem 22. April 1906 bis 20. März 1908
Generalmajor Louis Rasch 21. März 1908 bis 18. August 1909
Generalmajor Otto von Normann 19. August 1909 bis 21. April 1912
Generalmajor Alfred Zillmann 22. April 1912 bis 17. April 1913
Generalmajor Lothar Rehbach 18. April bis 30. September 1913
Generalmajor Georg Schaer 01. Oktober 1913 bis 11. Mai 1915

Literatur

  • Dermot Bradley (Hrsg.), Günter Wegner: Stellenbesetzung der Deutschen Heere 1815–1939. Band 1: Die Höheren Kommandostellen 1815–1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1990, ISBN 3-7648-1780-1, S. 301.
  • Claus von Bredow: Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. Verlag August Scherl, Berlin 1905, S. 707.
Commons: 72. Infanterie-Brigade – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Infanterie-Regiments Graf Dönhoff (7. Ostpreußisches) Nr. 44. 1860–1904. Theodor Paukstadt, Goldap 1905, S. 38.
  2. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 58, 114.
  3. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 301.